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Weber, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 7. Abhandlung): Ein Hermes-Tempel des Kaisers Marcus — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32153#0037
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Ein Hermes-Tempel des Kaisers Marcus.

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dem Edinburger Prothesisbaldachin 118) parallel stehen. Dieser
hat die vier Eckpfostem, zwischen denen längsseit vier Halb-
säulen (auf Basen) mit Abaci das Gebälk tragen: Architrav;
darüber Kehle, hinter welcher die Laibungsschenkel einer flachen
Tonne festsitzen. Die Front wird von je zwei gleichen Säulen
mitgetragen, an die Schranken sich anlehnen. 119) Archilrav und
Kehle der Front schmücken geflügelte Scheiben. Die Stirnseite
der Tonne ragt oberen Endes zwischen dem Uräenfries einer
starken Hohlkehle sichtbar hervor, die; getragen von zwei seit-
lich den Eckpilastern stehencLen Rundsäulen, vorbaua.rtig vorge-
setzt ist. Diese Prostasis 120) kehrt auch sonst in anderen Formen,
z. T. als Rundbogen, wieder 121) und lebt in hellenistischer Zeit
fort. 122) — In diesem Zusammenhang möchte dann auch clie
freilich nicht über jeden Zweifel erhabene Fassade, eine Dar-
stellung auf einem Wandgemälde XII. Dyn., einzureihen sein. 123)

Solche Bauten ephemerer Natur, weil aus vergänglicherem
Material bestehencl, sincl in gleicher Weise Vorbilcler für clie
Särge und Sargbaldachine, wie Vorstufen unseres Tempels. 121)
Aber sein Aufbau aus all den Einzelgliedern ist das Werk der

118) Maspero, Arch. eg. 2, 585 u. Fig. Studniczka, Jahrb. cl. Instituts,
1894, 234, Fig. 8. K. Müller, 1. c., S. 7, oben Anm. 96.

119) Die Schlangen, ,,serpents familiers“ (Maspero) enlsprechen de-
korativ denen r. u. 1. der Tür v. 41.

120) ,,Wenn man will, eine Art Prostasis“, Müller, S. 7.

121) L. D. III, 272. Tür am Grab m. starker Hohlkehle ; r. u. 1. schlanke
Palmensäulen, die auf Abacus einen über die Kehle gespannten, gleich-
mäßig wachsenden Bogen tragen, der aus Einzelgliedern gebildet und an
drei Stellen umwickelt ist. — A¥ohl nicht identisch ist das von Canina
Architett. Eg., taf. CV „dalle tombe di Tebe“ gegebene, das ich nicht
fixieren kann. Über Tür m. Kehle glatter Bogen, der an den Enden von
2 Paaren Säulen getragen wird. Das wichtigste ist Naville, Deir el Bahri,
IV, pl. CIII : „Shrine of Hathor. The ornamentation of the door is very
peculiar. It represents an arched roof supported by pillars. These pillars
have the usual form of a sistrum : their capital is the head of Hathor . . .“
Komplizierte Formen Berl. Ausf. Verzeichnis, S. 267, n. 821, 829. Äg. Mus.
Inv. 14999. Dies nur als Beispiele.

122) Oben N. 42 m. Anm. 78.

123) Petrie, IUahoun etc., Taf. XVI, 4, S. 7 : „this painting is
remarcable for the flat curve of the arched roof of the building, the short
pillars filling in the tympanum and the columnare front. This represents a
structure more like a later Greek, than an Egyptian temple ; and the forms
of the columns (given on a larger scale above) are not like any Egyptian
column so far as we know.“

124) Herr v. Duhn macht nochmals schärfer auf die Übereinstimmung
der Bogenbekrönung durch das pflanzliche Motiv aufmerksam (Taf.) ; das
weist noch stärker auf unsere Annahme hin.
 
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