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Bezold, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1910, 9. Abhandlung): Verbalsuffixformen als Alterskriterien babylonisch-assyrischer Inschriften — Heidelberg, 1910

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https://doi.org/10.11588/diglit.32155#0026
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26

C. Bezold:

tastet blieben. Oder inan könnte wohi auch vermuten, dah die
Absclirit'ten längerer Einzeltexte aus Vorlagen verschiedenen Aiters
kornpiliert worden seien; vgi. unten, S. 28. Dem widerspricht aber
ein Fall wie in K. 2774 (oben sub 5), wo in einer eng zusammen-
gehörigen, kurzen Rede Mischformen erscheinen.

Soweit ich das Material übersehe, bleibt demnach nichts anderes
übrig, als die Annahme einer kürzeren oder längeren Übergangs-
periode, in der beide, die jungen und die alten Forrnen im
lebendigen Sprachgebrauch waren. Ebenso wie z. B. während
900 Jahren für das Verbaisuffix 1. sgl. dat. neben {a)m auch ni,
während 150 Jaliren für das Verbalsuffix 3. sgl. msc. dat. neben
sum auch su und während mindestens eines halben Jahrhunderts
für den Dativ des obliquen Separatums ,,mir“ neben jasi(m) auch
jati im Gebrauch war, so lebte auch während einer für uns noch
nicht näher begrenzbaren Zeit (doch vgl. oben, S. 19) die alte Ak-
kusativform n{i)ati neben der jungen nasi fort, die alte Dativform
ivum neben der jungen lca, usw.

Und was im Vorstehenden für die Kujundschik-Texte wahr-
scheinlich gemacht wurde, wiederholt sich, wie an einigen wenigen
Beispielen gezeigt werden soll, auch bei neubabylonischen
Inschriften. Wir fmden da junge Formen nach späten Vorlagen,
z. B. in den beiden Weltschöpfungsmythus-Fragmenten:

82-9-18, 3737 (GT 13, 14); obv. 14: ni-id-din-ica (dat.), 17: tak-
lu-ka (dat.) und

88-4-19, 13 (GT 13, 10); 73: i-sir-ra-a)i-na-si (acc.)

und in einem Bruchstück des zum Gilgamis-Epos gehörigen Sint-
flutberichts:

Sp. II, 960 (Haupt S. 121); I, 10: lu-uq-bi-ka (dat.).

Es zeigt sicli aber gelegentlich auch noch eine alte Bildung:
i-zi-ir-ra-an-na{-a)-ti (acc.) in den drei Weltschöpfungsmythus-Erag-
menten 82-9-18, 1403 (King, Creation II, 25ff.), obv. 11. rev. 12,
40559 (ebd. II, 15), obv. 11 und 42285 (ebd. II, 32), rev. 5.

Endlich erscheinen auch Mischformen: in einer Beschwörung,

Sp. III, 1 nebst Duplikat (Abel-Winckler, Keilsciirifttexte 1)

9 Zur Literatur vgl. außer dem von Jastrow, Iiel, I, 429, N. 1 und von
Ungnad in Gressmann’s Texte und Bilder I, S. 83 Angefiihrten aucli Pincihes in
den Transactions der Soc. of Bibl.Arch.~SIII, p. 167f. und im Guide to the Nim-
roud Centrcil Saloon (London 1886), p. 62t., sowie Strassmaier’s Älphabetisches
Verzeicliniss, Ss. 590, 665, 722, 748, 844, 862, 980 und 1067.
 
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