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Schubert, Hans von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 3. Abhandlung): Die Anfänge des Christentums bei den Burgundern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32165#0004
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Hans von Schubert:

genauere Untersuchung angestellt worden wäre, und die Gefahr,
daß solche Sicherheit zu weiteren Schlüssen yerführt, lassen es ge-
boten erscheinen, das Material im Zusammenhang vorzulegen und
einer eingehenden Prüfung zu unterwerfen.
Nach der zur Geltung gelangten Anschauung, wie sie, für viele
entscheidend, in Albert Haucks führendem Werke3) mit festen
Strichen in clen Entwicklungsgang hineingezeichnet ist, haben sich
die Vorgänge folgenclermaßen abgespielt. Nachdem clie Burgunder
vorübergehend unter Valentinian I. mit starken Pleerhaufen am
Pihein erschienen waren — wie übrigens schon 100 Jahre früher
277 und wieder 287 —, brechen sie im Gefolge der Vandalen,
Alanen und Sueven 406/7 in Gallien ein, beteiligen sicli an den
Erhebungen der Usurpatoren Konstantin und Jovin und erhalten
spätestens 414 (Prosper, Ghron. ad a. 413) von Kaiser Honorius
einen „dem Rhein benachbarten Strich Galliens“ eingeräumt. Plier
tritt „wenige Jahre“ darauf, nach Orosius, adv. pag. VII, 32, ent-
sprecirencl seinem Abhängigkeitsverhältnis das Volk als Ganzes zum
Katholizismus über, so dafi in diesen Gegenden um Worms die
kirchliche Organisation erhalten bleibt. In der sagenberühmten
Zeit König Gunthers haben wir uns also clen Stamm als katholisch
zu denken, als clen Erstling unter clen Frücliten, die der Katholi-
zismus aus der grohen germanischen Ernte gewann, ein Sieg,
cler um so vollständiger schien, als keine zwanzig Jahre darauf
auch der auf dem rechten Rheinufer zurückgebliebene Volksteil clen
gleichen Schritt tat, nach Sokrates, hist. eccl. VII, 30. Freilicli
blieb es dann doch eine Episode: das Volk, clas aus clem nach
Savoyen versetzten Rest zu neuer Blüte heranwuchs, begegnet dann
als arianisch, eine Tatsache, zu deren Erklärung cler Hinweis auf
clie westgotischen Nachbarn genügt. Neuerdings ist dann clie Ge-

3) Kirchengesch. Deutschlands I3- 4, 97 ff., 1904 (1. Aufl. 1887). Teils unter
Berufung, teils unter deutliclier Beziehung auf Hauck ohne jedes Fragezeichen :
L. Schmidt, Allg. Gesch. der germ. Völker (Handb. d. mittelalt. u. neueren Gesc-h.,
her. v. Below u. Meinecke), S. 70, 1909, und Gesch. der deutschen Stämme (Quellen
u. Forsch. zur alten Gesch., her. v. Sieglir, Hef't 22), S. 371, 401, 1910; Möller,
Lehrh. d. Kirchengesch. II2, 30f., 1893; Werminghoff, Gesch. der deutsc-hen Kirchen-
verf. im Mittelalt. I, 45, 1905; Deutsch, Lehrb. d. Kirchengesch., S. 247, 1909;
Heussi, Compendium der Kirchengesch. 2, S. 132, 1910; Loofs, Grundzüge der
Kirchengesch.2, S. 57, 1910; Appel, Kirchengesch. f. Stud. II, 21, 1910. Vorsichtig
nur W. Schultze in der Deutschen Gesch. v. d. Urz. bis zu d. Kar., S. 404, 1904
und in Gebhardts Handb. der deutschen Gesch., § 18, und nam. Dahn, Könige
der Genn. XI, 14, 195, 190S.
 
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