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Schubert, Hans von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 3. Abhandlung): Die Anfänge des Christentums bei den Burgundern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32165#0015
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Die Anfänge des Ghristentums bei den Burgundern.

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Westen zu sprechen, nennt die Bischöfe von Rom und ihr Verhältnis
zu den Novatianern VII, 9. 11, den Zug Alarichs von Osten nach
Rom VII, 10, die Geschichte des Usurpators Johannes nach Hono-
rius’ Tode und seine Beseitigung durch den von Byzanz gesandten
Ardaburius, die Intlironisierung Valentinians III. durch Theodosius II.
und seine Heirat mit Theodosius’Tochter (VII, 23 f.), alles summa-
risch und in deutlichster Verhindung mit der Geschichte des
Orients. Der weitere Okzident ist für ihn verschlossen, Gailien
zumal; die Germanen werden nur bei Alarich envähnt. Unsere
Stelle ist die einzige, wo er von den Burgundern spricht; sie
wohnen irgendwo „jenseits des Rheins“ und werden von Hunnen
bedrückt, was einen räumlichen Hinweis nicht enthält, da clie
Hunnen damals clurch alle Welt fuhren und hier jedenfalls nur ein
streifender Teil gemeint ist. Wir haben aber sonst keinen sicheren
Anhalt über diesseits des Rheins zurückgebliebene Reste außer
geracle Worms gegenüber am Oclenwald bei Heppenheim, also in
der Ptheinebene (Jahn, I, 330f.; Grimm, Helclensage3 S. 75). Wenn Attila
aucli „Burgunder“ nach Apoll. Sid. carm. VII, 322 in seinem Heere
hatte, während nach Jordanes (191) clie Burgunder vielmehr clen
Acllern des Aetius folgten, so verbietet cler summarische Gharakter
solcher Aufzählungen, vollencls bei einem Dichter wie Siclonius, aus
dem Wiclerspruch die Notwencligkeit abzuleiten, daß es um 451 auch
rechtsrheinischeBurgunder gegeben haben müsse.9) Jahn, S. 29,versteht
obendrein hier ein andres V olk mit ganz ähnlichem Namen „ Urugunden “,
oder „Burugunclen“, clas Agathias als ein Bestandteil skythischer oder
hunnischer Völker an der Palus Maeotis wohnhaft und bis auf
Kaiser Leo (457—474) blühend bekannt war (Hist. V, 11) und, wie
9) Die Zusammenstellung Scyrum Burgundio cogit. verdankt sicher weniger
guter Kunde über historische Nachbarschaft als dem Wunsche nach einem guten
Yersschluß ihre Entstehung. Über die vollständige Unzuverlässigkeit der Reihe
siehe L. Schmidt, Gesch. der deutschen Stämme, S. 242, A. 1. Einige Namen
(z. B. Bellonotus!), die in der ähnlichen Aufzählung c. Y, 475 ff. unter den Hilfs-
völkern Majorians wiederkehren, scheinen geradezu erfunden. Aber selbst voraus-
gesetzt, dafi beide Schriftsteller recht berichten, so ist es so wenig wie bei
den Franken (genau wie die Burgunder bei Jordanes auf seiten der Römer, bei
Sidonius auf seiten Attilas) ausgeschlossen, daß Teile desselben auf gallischem
Boden angesiedelten Volkes im Felde gegeneinander standen: romtreue und rom-
feindliclre. Vollends gewagt scheint mir der Schluß L. Schmidts, a. a. 0., S. 307,
auf ostrheinische Burgunder aus der dunklen Stelle in Cont. Prosp. Havn. acl a.
455, wo sich in dem At Gippidos ebenso gut eine Lokalbezeichnung verbergen kann
und die Burgunder gewiß die in der gallischen Sapaudia sind, die zu dieser Zeit
wieder ins Schweifen und Plündern kamen (s. u. S. 24).
 
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