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Schubert, Hans von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 3. Abhandlung): Die Anfänge des Christentums bei den Burgundern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32165#0023
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Die Anfänge des Christentums bei den Burgundern.

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ebenso, wie die Arianisierung des Volkes durch westgotische Pro-
paganda geraume Zeit darauf.18) Man kann über clas argumentum
e silentio im allgemeinen recht gering denken; in unserem Falle
wird man ilirn einiges Gewicht doch nicht absprechen können. Zu-
mal es sich endlich auch noch clurch das der Inschriften verstärken
läßt. Johannes Figker hat in seiner schönen Kaisergeburtstagsrede
über ,,Altchristiiche Denkmäler und Anfänge des Christentums im
Pdreingebiet“, 1909, konstatiert, daß unter den Grabsteinen, die uns
aus clieser Gegencl erhalten sind, im Lauf cles 5. Jahrhunderts und
dann im 6. auf die mit römischen Namen in Köln, Andernach und
Koblenz auch solche mit germanischen folgen (S. 16); von Mainz
ist nur zu sagen, dah es „gerade aus clem 5. Jahrhundert eine größere
Zahl von lnschriften mit Daten des alten römischen Ghristentums
besitzt“. Aus der damals jahrzehntelang von den Burgundern süd-
lich von Mainz besiedelten Gegencl fehlen also clie Zeugnisse eines
jungen germanischen Ghristentums. Ficker wirft behutsam die
Frage auf, ob vielleicht die Nachbarschaft der (auch nach seiner
Meinung) christlichen Burgunder mit jener reicheren Zahl (römisch-)
christlicher Inschriften in Verbindung stehe.19) Natürlicher scheint
mir der andere Schluß: das Felilen germanisch-christlicher Zeug-
nisse unter unserem Inschriftenmaterial deutet darauf, clah der ger-
manische Stanun in der Nähe eben nicht, vollends in seiner Ge-
samtheit nicht mit clen römischen Provinzialen Eines Glaubens wie
mit „ christlichen Brüdern“ zusammenlebte.
2. Wenn Gregor von Tours II, 9 die Burgunder gegen 450 als
Arianer bezeichnet, so kann diese Angabe natürlich cler einfache
Bückschluh aus dem sein, was ihm aus der Geschichte Gundobads
uncl Ghloclwigs bekannt war. .Jedenfalls bringt uns die Notiz die
Frage nahe, wie denn clie Arianisierung des ursprünglich katlio-
lischen Stammes zu denken wäre. 443 wird clas aufs äußerste er-
schütterte Volk in die Gegend von Genf versetzt.20) Die blutige
Teilnahme an der Völkerschlacht von Ghalons grub abermals tiefe
18) M. G. auct. ant. XI, 25. 33 f. Schmidt, Gesch. der deutschen Stämme, S. 373f.
19) Stutz beruft sich a. a. 0., Sp. 1645, zu Unrecht auf die Stelle. Der Satz,
daß Mainz Mittelpunkt des germanischen Christentums am Rhein ist, gilt für späler.
Die ältesten Grabsteine germ. Christen aus Mainz (Mainzer Zeitschr. 1908, III, 13,
1909, IV, 22) werden von Körber in die Zeit frühestens von der 2. Hälfte des 5.
bis zum 7. Jahrhundert, die in Worms gefundenen (Zeitschr. d. Ver. z. Erf. d. Rhein.
Gesch. etc. IV, 186 ff.) ins 6. und 7. Jahrhundert gesetzt.
20) Chron. Gail. Mon. Germ. auct. antiq. IX, 660. Über den Umfang der Land-
schaft Sapaudia siehe Mommsen in d. Ephem. epigr. IV, 517.
 
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