Die Anfänge des Christentums bei den Burgundern.
27
zur Taufe gratuliert, in ctiesen Zusammenhang gezogen: solent
plerique in hac eadern causa, si pro expetenda sanitate credendi aut
sacerdotum hortatu aut quorumcmnque sodalium acl suggestionem
moveantur, consuetiiclinctii generis et ritum paternae obser-vationis26&)
obponere; ita saluti nocenter verecuncliam praeferentes, dum pctren-
tibus in incredulitatis custodia futilem reverentiam servant, conflten-
tur, se quodammodo nescire, quicl eligant. Wer in den Interessen-
kreis des Schreibers eingedrungen ist und weiß, welche Rolle in
demselben die Auseinandersetzung mit der Konfession seines eige-
nen, burgundischen Königs spielt, der wird diese Worte wie den
ganzen Zusammenhang interpretieren müssen auf dem Hintergrund
seiner heimisclien Beziehungen, eine cleutliche Anspielung darin
sehen müssen auf Gundobad, der den an Chlodwig gerühmten
Schritt nicht tat aus falscher Ehrfurcht vor cler Gewohnheit seiner
Sippe, clem von clen Vätern überkommenen Ritus. Wie der erste
Satz (vestrae subtihtatis acrimoniam c[uorumcumc[ue scismatum sec-
tatores sententiis suis variis opinione, diversis multitudine, vacuis
veritate Christiani nominis visi sunt obumbratione velare) auf clie
nun als vergeblich erwiesenen Versuche der Arianer geht, Chloclwig
für ihre „Sekte“ zu gewinnen, so jene Sätze auf clen arianischen
König, der in so ungünstiger Antithese zu jenem steht.
Soilte man zweifeln, ob die Interpretation richtig ist, so bringt
die bis jetzt kaum berücksichtigte27), wörtlich anklingende Stelle
im 6. Brief (ed. Peiper, p. 3432fr.), cler an den alternden Gun-
dobacl selbst gerichtet ist, Gewißheit. Es gibt noch eine andere
Form der Heiligkeit, sagt Avitus, in cler, wenn es an einer Ver-
folgung gebricht, ein volles Bekenntnis ein gewisses Martyrium
schaffen kann, nämlich si quis antiquam parentum consuetudinem
sive sectam melius credench commutet nec teneatur privilegio consue-
tudinis, cum veritas provocat ad clilectionem salutis, utiliter hic pa-
rentes, fratres sororesque dimittit, wie Abraham, cler Vaterland
und Verwandtschaft verließ, um die Religion zu wechseln, und im-
minente jam senio clas Zeichen cler Beschneiclung, clas das Ghristen-
tum abbilclete, annahm etc. Dah Avitus hier clen König ermahnt,
clie Beclenken angesichts cles Todes fahren zu lassen, die ihm aus
26 a) Vgl. die gleiche Bezeichnung der alten heidnischen Volksreligion bei
Athanarich und den Westgoten als TtaTpdja •&ppaKe{a Sokrates VI, 37.
27) Weder Bindinc; noch Dahn benutzen sie. Schmidt weist vergleichend auf
sie bin S. 374, A. 3, aber nur, um Dahns Auffassung abzulehnen. statt ihr beizu-
pflichten. Die Behandlung der Frage durch Jahn (S. 118 f.), der sogar Gundobad
selbst anfänglich noch katholisch sein läßt, ist ein Muster mangelhaf'ter Methode.
27
zur Taufe gratuliert, in ctiesen Zusammenhang gezogen: solent
plerique in hac eadern causa, si pro expetenda sanitate credendi aut
sacerdotum hortatu aut quorumcmnque sodalium acl suggestionem
moveantur, consuetiiclinctii generis et ritum paternae obser-vationis26&)
obponere; ita saluti nocenter verecuncliam praeferentes, dum pctren-
tibus in incredulitatis custodia futilem reverentiam servant, conflten-
tur, se quodammodo nescire, quicl eligant. Wer in den Interessen-
kreis des Schreibers eingedrungen ist und weiß, welche Rolle in
demselben die Auseinandersetzung mit der Konfession seines eige-
nen, burgundischen Königs spielt, der wird diese Worte wie den
ganzen Zusammenhang interpretieren müssen auf dem Hintergrund
seiner heimisclien Beziehungen, eine cleutliche Anspielung darin
sehen müssen auf Gundobad, der den an Chlodwig gerühmten
Schritt nicht tat aus falscher Ehrfurcht vor cler Gewohnheit seiner
Sippe, clem von clen Vätern überkommenen Ritus. Wie der erste
Satz (vestrae subtihtatis acrimoniam c[uorumcumc[ue scismatum sec-
tatores sententiis suis variis opinione, diversis multitudine, vacuis
veritate Christiani nominis visi sunt obumbratione velare) auf clie
nun als vergeblich erwiesenen Versuche der Arianer geht, Chloclwig
für ihre „Sekte“ zu gewinnen, so jene Sätze auf clen arianischen
König, der in so ungünstiger Antithese zu jenem steht.
Soilte man zweifeln, ob die Interpretation richtig ist, so bringt
die bis jetzt kaum berücksichtigte27), wörtlich anklingende Stelle
im 6. Brief (ed. Peiper, p. 3432fr.), cler an den alternden Gun-
dobacl selbst gerichtet ist, Gewißheit. Es gibt noch eine andere
Form der Heiligkeit, sagt Avitus, in cler, wenn es an einer Ver-
folgung gebricht, ein volles Bekenntnis ein gewisses Martyrium
schaffen kann, nämlich si quis antiquam parentum consuetudinem
sive sectam melius credench commutet nec teneatur privilegio consue-
tudinis, cum veritas provocat ad clilectionem salutis, utiliter hic pa-
rentes, fratres sororesque dimittit, wie Abraham, cler Vaterland
und Verwandtschaft verließ, um die Religion zu wechseln, und im-
minente jam senio clas Zeichen cler Beschneiclung, clas das Ghristen-
tum abbilclete, annahm etc. Dah Avitus hier clen König ermahnt,
clie Beclenken angesichts cles Todes fahren zu lassen, die ihm aus
26 a) Vgl. die gleiche Bezeichnung der alten heidnischen Volksreligion bei
Athanarich und den Westgoten als TtaTpdja •&ppaKe{a Sokrates VI, 37.
27) Weder Bindinc; noch Dahn benutzen sie. Schmidt weist vergleichend auf
sie bin S. 374, A. 3, aber nur, um Dahns Auffassung abzulehnen. statt ihr beizu-
pflichten. Die Behandlung der Frage durch Jahn (S. 118 f.), der sogar Gundobad
selbst anfänglich noch katholisch sein läßt, ist ein Muster mangelhaf'ter Methode.