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Schubert, Hans von; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1911, 3. Abhandlung): Die Anfänge des Christentums bei den Burgundern — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.32165#0028
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28

Hans von Schubert:

der Rücksicht auf die altväteriiche Religionsübung, auf den Väter-
glauben erwachsen, ist nicht wohl zu bezweifeln.
Nur das könnte man fragen, ob nicht nur der König persön-
lich in arianischer Familientradition bef'angen war, ob die Stellen
auch etwas für den Glauben cles Volkes beweisen. Allein schon
der Umstand, daß Gundobad gerade persönlich alle Zeichen des
R.espekt.s vor Avitus und einer steigenden Hinneigung zum Katho-
lizismus gibt, gemäh der er auch den Übertritt cles Sohnes und
Thronfolgers duldete, zeigt, dah ihn noch andere Rücksichten zu-
rückhielten. Auch die Tatsache, dah in der Familie seines Rruclers
Ghilperich, dessen Tochter Ghlodwigs Gattin wurde, sich cler Ivatho-
lizismus einnistete, deutet darauf, clah gerade in der Familie des
Herrschers die Tradition nicht unverbrüchlich war.28) Hier gibt
Gregor von Tours, der wie noch Agobard von Lyon die „Dialoge
cles Avitus mit Gundobad“ kannte, das wünscbenswerte Licht, II, 34.
Nachclem er erzählt hat, daß Gunclobad von Avitus clie Salbung29)
begehrt habe, läbt er diesen zum Könige sagen: Tu vero, cum sis
rex et. a nullis apprehendi formicles, seditionem pcivescis populi, ne
creatorem omnium in publico fatearis. Relincjue hanc stultitiam et
cpiod corde te dicis credere, ore profer in plebe —. Sic et pro-
pheta ait: confiteor tibi, domine, in ecclesia magna, in populo gravi
laudabo te. Et iterum: confiteor tibi in populis, domine; psalmum
clicam nomini tuo inter gentes. Metuens enim populum, o rex, igno-
ras, quia satius est, ut populus sequatur fidem tuam, quam tu in-
firmitati faveas populari? Tu enim es caput popidi, non popidus
caput tuum etc.30) Es ist also das Volksempfinclen, vor dem sich der
2S) Chilperich selbst blieb bis zuletzt Arianer und seine streng katholische
Gattin Caretene mußte ihre Fastenübungen heimlich betreiben, siehe das Epitaph.
v. 7 ff. bei Binding, S. 117, aber er gestattete docli, daß seine beiden Töchter
katholisch getauft wurden.
29) Nicht die Taufe, wie Frantz S. 110 übersetzt. Daß die Arianer die iiber-
tretenden Katholiken noch einmal tauften, brachte ihnen den Vorwurf des Dona-
tismus ein. Gregor unterscheidet auch c. 31 ganz richtig: Chlodwig und seine
noch heidnische Schwester Albofledis werden getauft und gesalbt, die arianische
Schwester Lantecliildis wircl nach ihrem Bekenntnis (unter Handauflegung) nur
gesalbt. Vgl. den Grundsatz conc. Epaon. c. 16. Wenn Frantz im iibrigen S. 112,
A. 3, kurzweg dekretiert: „Die vielen Gespräche bei Gregor und Agobard scheinen
überhaupt nur wenig Glauben zu verdienen“, so ist dieser Satz angesichts der
sorgsamen Untersuchungen Peipers, praef. p. XXIII ff., und des clirekten Zitates
bei Agob. de imag. sanct. 9 (sicut Alc. Av. ep. Vienn. in Dialogo, ubi cum Gundo-
bado rege loquitur, dicit) in der Tat ein starkes Stück.
30) Wenn Avitus in dem Brieffragment S im ersten Enthusiasmus und sicher
 
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