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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph; Schelling, Caroline; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Frank, Erich [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 1. Abhandlung): Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline in der Neuen Jenaischen Literatur-Zeitung — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32876#0011
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"Während Schelling auf der Idöhe seines philosophischen Ruhmes
stand, wußten wohl nur wenige unter den Zeitgenossen von seinen
dichterisehen Produktionen, zu denen zu bekennen er sich Zeit seines
Lebens gesträubt hat. Daß sich unter dem Pseudonym Bona-
ventura im Schlegel-Tieckschen Musenalmanach vom Jahre 1802
der bekannte Pliilosoph verberge, das mag noch verhältnismäßig früh
auch zu einem weiteren Ivreise gedrungen sein; wmhgstens liest man
diese Angabe, w-ie Franz Schultz (Der Verfasser der Nachtwachen,
S. 185), festgestellt hat, sclion seit dem Jahre 1818 in den gebräuch-
lichsten literarischen Nachschlagewerken der Zeit. Aber selbst eine
so eigenartige und hedeutende Schöpfung wie das „Epikurisch Glau-
bensbekenntnis Heinz Widerporstens“ ist als Ganzes und als Schel-
lings Werk erst iange nach seinem Tode bekannt geworden. An-
gesichts dieses Dunkels, das Schelling über die Herkunft seiner dich-
terischen Versuche mit Geschick zu breiten verstanden hat, lag
von vornherein der Verdacht nicht fern, daß noch andere Beweise
seiner Beschäftigung mit der schönen Literatur existieren möchten,
von denen man noch nichts weiß. Aus der Zeit bis 1803 könnte
dies nun kaum sein. Denn bis dahin sind wir durch die Briefe
an A. W. Schlegel1), den Schelling in allen literarischen Dingen
ins Vertrauen und zu Rate zog, wolil über den ganzen Kreis
seiner künstlerischen Pläne und Arbeiten unterrichtet. Aber mit dem
Jahre 1803 versiegt diese Quelle, und von da an sind wir nur auf
sehr spärliche Andeutungen in den Briefen Schellings und Garo-
hnens angewiesen, die nicht hinreichen, jenes Dunkel völlig zu zer-
streuen. So konnte es kommen, daß man Schelhng lange für clen
Verfasser jenes, von einem merkwürdigen Geheimnis umgebenen
Buches gehalten hat, das zur MichaeJismesse L804 im Verlage von
Dienemann in Penig unter dem Titel „Nachtwachen von Bonaven-
tura“ erschienen ist, und das man wohl ohne Übertreibung eines
der genialsten Produkte der Romantik nennen clarf. Aber wenn aucli
x) Die Briefe Schellings an Schlegel haben sich ziemlich vollstänclig im
Schlegelschen Nachlaß vorgefunden ; jetzt, in der Kgl. öfftl. Bibliothek zu
Dresden (Bd. 20).
 
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