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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph; Schelling, Caroline; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Frank, Erich [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 1. Abhandlung): Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline in der Neuen Jenaischen Literatur-Zeitung — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32876#0032
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Erich Frank :

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zubrechen, claß er wissen möchte, was man sagen würde, wenn die Ilussiten
unter Goethe’s und Was wir bringen unter Kotzebue’s Namen erschienen wären.
Wer hätte ihn für so bescheiden gehalten? Er setzt da sein Hauptkunststück,
zu dessen Effect er die Kinder schaarenweise, die Compositeurs zu halben
Dutzenden und die Jamben und Reime allenthalben her aufgeboten, mit einem
flüchtigen Gelegenheitsspiel von Goethe zusammen. In seinem Sinn ist das
alles Mögliche : in welchem Sinn man ihm dennoch die Möglichkeit des Irr-
thums nicht zugeben kann, bedarf keiner Erörterung.
Aus Iln. Eberhards Erzählungen, die sich in dem nämlichen Kreise
wie die obigen, bewegen, und denen es gleichfalls an allem fehlt, was den
Geist interessiren, irgend die Phantasie, das Nachdenken oder nur ein
heiteres Wohlgefallen anregen könnte, spricht uns übrigens eine gesetztere
Feder, eine gewähltere Schreibart an. Dieser Band enthält deren drey : Der
Polyp im Ilerzen, das Document und Nur Jceine Mesalliance! In der ersten
hat das Pikante die Oberhand, in der zweyten das Peinliche und in der dritten
das Lelirende. Sie sind dem Publicum aus anderen Sammlungen bereits be-
kannt; es wird sie auch in dieser lesen, und damit haben sie und das Publi-
cunr ihre Schuldigkeit gethan. Dem Urtheil geben sie wenig zu schaffen. Da
aber Hn. Eberhards Stärke sonst sich am meisten aufs Pikante wendet : so
möchten wir fragen, warum er es nicht, lieber auf einem anderen Wege zu er-
reichen sucht, als indem er das Sinnlichwidrige mit dem Herzzerschneidenden
in Verbindung setzt. Es ist nichts gegen das Ivomische des Einfalls einzu-
wenden, daß der alte Anatom seine junge Nichte heirathen will, weil er glaubt,
ihre Beklemmungen, die dem Geliebten gelten, rühren von einem Polypen im
Ilerzen her, und sich um alles in der Welt diese nahe Beute nicht ent.gehen
lassen mag : aber daß er das Herz ihrer Mutter, die wirklich an jener Krank-
heit starb, in seiner Sammlung aufbewahrt, es ihr zeigt, sie es ihm entwendet
und begräbt, dabey wendet sich einem denn doch das IJerz etwas um. Hier
genau das Maß zu treffen, wenn es nicht ein höherer Tact thut, sollte das
Amt des Geschmacks sein. N -f- d.

II. Rezensionen von Caroline.
1 a. Jenaische Aligemeine Liieraturzeitung, Nr. 107 (6. May) 1805.
ScHÖNE KÜNSTE.
Berlin, b. Frölich : Musenalmanach auf das Jahr 1S05. Herausgegeben von
C. A. v. Chamisso und K. A. Varnhagen. 227 S. 12. (1 Rthlr.)
Wenn es möglich ist, irgend etwas an sich Gutes und Vortreffliches auf
eine Zeitlang zu Grunde zu richten : so geschieht es nicht durcli die Schreyer
und Tadler, welche, wenn ihnen nicht die Inquisition unter die Arme greift,
noch niemals nur so viel vermocht liaben, sondern denjenigen gelingt es,
welche von der bloßten Außenseite des Guten und Vortrefflichen ergriffen, sich
der Worte, der Form, eigentlich der Larve, einiger Töne, die mit wirklichen
Ideen zusammenhangen, und einer Melodie, die einen innerlichen Zusammen-
hang nachahmt, bemächtigen, und ein ganz geringes Talent, ein unbedeutendes
 
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