Rezensionen über schöne Literatur von "Schelling und Caroline.
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Zeitung nicht mit Namen, sondern mit Chiffern unterzeichnet sind,
clie noch dazu, um das Geheimnis der Verfasserschaft strenger zu
wahren, oft geändert wurden? Zwar wissen wir, dah Schelling seine
Rezensionen in der Regel mit TT-x-v zeichnete3), aber beini Durch-
blättern der Zeitungsnummern aus den in Retracht kommenden Mo-
naten fand sich keine Beurteilung unter diesem Zeichen — aber es
f'and sicli etwas anderes: in Nr. 96 und 97 vom 16. und 17. April
1806, also gerade in der Zeit, in der man die gesuchte Rezension
vermuten würde, steht eine mit K\. unterschriebene Besprechung
von Fichtes „Wesen cles Gelehrten“, deren geistreiche Polemik und
überlegene Ironie schon Goethe auf einen vorzüglich gebildeten Geist
schließen ließ (Weimarer Ausgabe Abt. IV Nr. 5191). — Sollte clas
etwa clie gesuchte Rezension sein ? Diesen Verdacht haben wir in
unserer Ausgabe von Fichtes „Seligem Leben“ ausgesprochen. In cler
Tat diese „im schönen Gleichmaß von Billigkeit und Einsicht gehaltene
Besprechung“ könnte ihrer sprachlichen Form, wie ihrer philosophi-
schen Tenclenz nach gut von Schelling sein; uncl kein geringerer
Zeuge als Fichte selbst ließe sich dafür anführen, der dies für be-
stimmt angenommen und Schelling sogar öffentlich in nicht mißzu-
verstehenden Worten (in der 2. Beilage der im Mai 1806 erschie-
nenen „Anweisung zum seiigen Leben“4) der Verfasserschaft be-
zichtigt hat. Uncl cloch stancl dieser Vermutung, wie schon damals
betont wurde, vieles entgegen. Niclrt nur, dafi von Personen, die
man für eingeweiht in das Redaktionsgeheimnis halten mußte, mit
aller Bestimmtheit der Historiker Heinrich Luden als Verfasser
genannt wurcle; schwerer fällt vielleicht noch ins Gewicht, daß in
derselben Zeitung bald clarauf (in der Nr. vom 26. und 27. Juni) der
ersten eine zweite Besprechung von Fichtens Buch folgte, die nun
ohne Zweifel von Schelling selbst verfaßt und auch mit den Initialen
3) Plitt, II, 104 (vgl. WWI, 7, 498ff. = Jenaische Literatur-Zeitung
1807, Nr. 58, 59) ; die andere von Plitt angeführte Chiffre P-p-s. gehört nicht
Schelling, sondern Schleiermacher. Joliannes von Müller zeiclinete init Ths.
(Thukydides), Goethe und die anderen Weimarer W. K. F. (Weimarer Kunst-
freunde), Reinhold mit Dr., der Ilistoriker Luden mit A ö. usw. Die Chiffre
K/L gehört nicht Luden, wie Biedermann und die Weimarer Goethe-Ausg.
IV, Bd. 22, S. 468, meint, sondern einem Ivoethe in Lübben. Das Zeiclien
Carolinens: Bff. ist wohl Röhmer-jSchlegel-Schelling zu lesen.
4) Diese 2. Beilage ist in den „Sämtlichen Werken“ fortgelassen. Ab-
gedruckt ist sie erst wieder in der neuen Ausgabe von Fichtes Werken von
F. Medicus, Bd. V, S. 286 ff., und in des Verf. Ausgabe der „Anweisung zum
seligen Leben“, Jena 1910, S. 222 ff.
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Zeitung nicht mit Namen, sondern mit Chiffern unterzeichnet sind,
clie noch dazu, um das Geheimnis der Verfasserschaft strenger zu
wahren, oft geändert wurden? Zwar wissen wir, dah Schelling seine
Rezensionen in der Regel mit TT-x-v zeichnete3), aber beini Durch-
blättern der Zeitungsnummern aus den in Retracht kommenden Mo-
naten fand sich keine Beurteilung unter diesem Zeichen — aber es
f'and sicli etwas anderes: in Nr. 96 und 97 vom 16. und 17. April
1806, also gerade in der Zeit, in der man die gesuchte Rezension
vermuten würde, steht eine mit K\. unterschriebene Besprechung
von Fichtes „Wesen cles Gelehrten“, deren geistreiche Polemik und
überlegene Ironie schon Goethe auf einen vorzüglich gebildeten Geist
schließen ließ (Weimarer Ausgabe Abt. IV Nr. 5191). — Sollte clas
etwa clie gesuchte Rezension sein ? Diesen Verdacht haben wir in
unserer Ausgabe von Fichtes „Seligem Leben“ ausgesprochen. In cler
Tat diese „im schönen Gleichmaß von Billigkeit und Einsicht gehaltene
Besprechung“ könnte ihrer sprachlichen Form, wie ihrer philosophi-
schen Tenclenz nach gut von Schelling sein; uncl kein geringerer
Zeuge als Fichte selbst ließe sich dafür anführen, der dies für be-
stimmt angenommen und Schelling sogar öffentlich in nicht mißzu-
verstehenden Worten (in der 2. Beilage der im Mai 1806 erschie-
nenen „Anweisung zum seiigen Leben“4) der Verfasserschaft be-
zichtigt hat. Uncl cloch stancl dieser Vermutung, wie schon damals
betont wurde, vieles entgegen. Niclrt nur, dafi von Personen, die
man für eingeweiht in das Redaktionsgeheimnis halten mußte, mit
aller Bestimmtheit der Historiker Heinrich Luden als Verfasser
genannt wurcle; schwerer fällt vielleicht noch ins Gewicht, daß in
derselben Zeitung bald clarauf (in der Nr. vom 26. und 27. Juni) der
ersten eine zweite Besprechung von Fichtens Buch folgte, die nun
ohne Zweifel von Schelling selbst verfaßt und auch mit den Initialen
3) Plitt, II, 104 (vgl. WWI, 7, 498ff. = Jenaische Literatur-Zeitung
1807, Nr. 58, 59) ; die andere von Plitt angeführte Chiffre P-p-s. gehört nicht
Schelling, sondern Schleiermacher. Joliannes von Müller zeiclinete init Ths.
(Thukydides), Goethe und die anderen Weimarer W. K. F. (Weimarer Kunst-
freunde), Reinhold mit Dr., der Ilistoriker Luden mit A ö. usw. Die Chiffre
K/L gehört nicht Luden, wie Biedermann und die Weimarer Goethe-Ausg.
IV, Bd. 22, S. 468, meint, sondern einem Ivoethe in Lübben. Das Zeiclien
Carolinens: Bff. ist wohl Röhmer-jSchlegel-Schelling zu lesen.
4) Diese 2. Beilage ist in den „Sämtlichen Werken“ fortgelassen. Ab-
gedruckt ist sie erst wieder in der neuen Ausgabe von Fichtes Werken von
F. Medicus, Bd. V, S. 286 ff., und in des Verf. Ausgabe der „Anweisung zum
seligen Leben“, Jena 1910, S. 222 ff.