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Erich Frank :
man wohl von ihm sagen kann : die ersten werden die letzten und die ietzten
werden die ersten sein. Es enthält die Geschichte einer Mutter nebst ihren
Töchtern, die sich durch Gebet und Arbeit aus einer kümmerlichen Lage heraus
und mit Ehren durch die Welt helfen. Wer eine redliche Mutter in ähnlicher
Verfassung und junge, unverdorbene Frauenzimmer kennt, welche zum Dienen
bestimmt sind, der stehe ihnen mit diesem Buche bey, dem viele, theils geist-
liche, theils weltliche Lieder, und mancherley brauchbare Vorschriften für
Wirthschaft, Krankenwartung, Behandlung der Kinder u. s. w. mitgegeben sind.
Bi'f.
Jenaische Ailgemeine Literaturzeitung, Nr. 42 (19. Februar) 1806,
Berlin, b. Unger : Bibliothek der Bobinsone in zioeckmäßigen Auszügen, vom
Verfasser der grauen Mappe. 1805. Erster Band. 406 S. 8. Mit
Vignetten. (1 Rthlr. 12 gr.)
Leipzig, b. Steinacker : Bibliothek des Romantisch-Wunderbaren. 1805. Erster
Band. 272 S. Zweyter Band. 335 S. 8. Mit Titelkupfern. (3 Rthlr.
8 gr.)
Das Unternehmen einer Bibiiothek der Bobinsone ist zwar, nach dem
Umfang der ihm hier gegeben wird, da sie von jeder entfernten Nachahmung
oder Ausartung Auszüge zu liefern willens ist, zugleich eine der feineren
Unternehmungen auf das Publicum ; jedoch ist sie in solchen Händen, von
dcnen eine gedrängtere Uebersicht dieses Gegenstandes immer sehr will-
kommen hätte seyn müssen. Die Einleitung zeigt, daß der Herausgeber ihn mit
einer richtigen Einsicht in das allgemein Menschliche desselben aufgefaßt hat
und im Besitz der historischen Notizen ist. Warum aber hat er nicht lieber
den Robinson, neu übersetzt, vollständig abdrucken lassen, statt diesen, nicht
abgekürzten, Auszug zu geben, in welchem Robinson nicht selbst erzählend ein-
geführt, sondern von ihm erzählt wird, in einer Schreibart, die, obschon im
Ganzen lebendig und anregend, doch zu viel Prätension macht, zu rhetorisch
und selbst hie und da zu steif ist, um ihm nichts von seiner natürüchen Ge-
stalt und. dem unverfälschten Eindruck zu rauben. Dann hätte die Schaar der
Nachfolger nur flüchtig skizzirt werden mögen, insofern sie sich der Richtung
nach von einander unterscheiden, und sich etwas Bestimmtes in ihnen aus-
drückt, wie z. B. im Campischen Robinson die Pädagogik des Zeitalters.
Denn was kann zweckmäßiger seyn, als Auszüge von geistlosen Begeben-
heiten, in welche uns hier cine unendliche Perspective, auf alle möglichen
Abenteuer hinaus, eröffnet wird, der wir freylich auch nicht hoffen können,
hiedurch Einhalt zu thun. Gegen die Ansicht des Herausgebers, die den Ur-
heber des Robinson nicht viel besser, als einen bloßen Vielschreiber be-
handelt, machen wir nur die Bemerkung, daß Defoe seine, ihm glücklich in
den Wurf gekommene Conception zu glücklich ausgeführt hat, als daß er das
fruchtbare Korn nicht mit sehr offenen Augen gefunden haben sollte. Es ist
zwar sein geringster Ivummer, an Robinson ein Beyspiel aufzustellen, wie der
Mensch, so lange er nur die Erde mit seinen Füßen noch berührt, gleich dem
Anteus, nicht überwältigt werden kann, und einzig sich selbst überlassen, noch
zu ihrem Iderrn sich macht, wenn er in früher Jugend nur recht viel mecha-
nische Geschicklichkeiten erworben hat. Vielmehr beraubt er ihn keinesweges
Erich Frank :
man wohl von ihm sagen kann : die ersten werden die letzten und die ietzten
werden die ersten sein. Es enthält die Geschichte einer Mutter nebst ihren
Töchtern, die sich durch Gebet und Arbeit aus einer kümmerlichen Lage heraus
und mit Ehren durch die Welt helfen. Wer eine redliche Mutter in ähnlicher
Verfassung und junge, unverdorbene Frauenzimmer kennt, welche zum Dienen
bestimmt sind, der stehe ihnen mit diesem Buche bey, dem viele, theils geist-
liche, theils weltliche Lieder, und mancherley brauchbare Vorschriften für
Wirthschaft, Krankenwartung, Behandlung der Kinder u. s. w. mitgegeben sind.
Bi'f.
Jenaische Ailgemeine Literaturzeitung, Nr. 42 (19. Februar) 1806,
Berlin, b. Unger : Bibliothek der Bobinsone in zioeckmäßigen Auszügen, vom
Verfasser der grauen Mappe. 1805. Erster Band. 406 S. 8. Mit
Vignetten. (1 Rthlr. 12 gr.)
Leipzig, b. Steinacker : Bibliothek des Romantisch-Wunderbaren. 1805. Erster
Band. 272 S. Zweyter Band. 335 S. 8. Mit Titelkupfern. (3 Rthlr.
8 gr.)
Das Unternehmen einer Bibiiothek der Bobinsone ist zwar, nach dem
Umfang der ihm hier gegeben wird, da sie von jeder entfernten Nachahmung
oder Ausartung Auszüge zu liefern willens ist, zugleich eine der feineren
Unternehmungen auf das Publicum ; jedoch ist sie in solchen Händen, von
dcnen eine gedrängtere Uebersicht dieses Gegenstandes immer sehr will-
kommen hätte seyn müssen. Die Einleitung zeigt, daß der Herausgeber ihn mit
einer richtigen Einsicht in das allgemein Menschliche desselben aufgefaßt hat
und im Besitz der historischen Notizen ist. Warum aber hat er nicht lieber
den Robinson, neu übersetzt, vollständig abdrucken lassen, statt diesen, nicht
abgekürzten, Auszug zu geben, in welchem Robinson nicht selbst erzählend ein-
geführt, sondern von ihm erzählt wird, in einer Schreibart, die, obschon im
Ganzen lebendig und anregend, doch zu viel Prätension macht, zu rhetorisch
und selbst hie und da zu steif ist, um ihm nichts von seiner natürüchen Ge-
stalt und. dem unverfälschten Eindruck zu rauben. Dann hätte die Schaar der
Nachfolger nur flüchtig skizzirt werden mögen, insofern sie sich der Richtung
nach von einander unterscheiden, und sich etwas Bestimmtes in ihnen aus-
drückt, wie z. B. im Campischen Robinson die Pädagogik des Zeitalters.
Denn was kann zweckmäßiger seyn, als Auszüge von geistlosen Begeben-
heiten, in welche uns hier cine unendliche Perspective, auf alle möglichen
Abenteuer hinaus, eröffnet wird, der wir freylich auch nicht hoffen können,
hiedurch Einhalt zu thun. Gegen die Ansicht des Herausgebers, die den Ur-
heber des Robinson nicht viel besser, als einen bloßen Vielschreiber be-
handelt, machen wir nur die Bemerkung, daß Defoe seine, ihm glücklich in
den Wurf gekommene Conception zu glücklich ausgeführt hat, als daß er das
fruchtbare Korn nicht mit sehr offenen Augen gefunden haben sollte. Es ist
zwar sein geringster Ivummer, an Robinson ein Beyspiel aufzustellen, wie der
Mensch, so lange er nur die Erde mit seinen Füßen noch berührt, gleich dem
Anteus, nicht überwältigt werden kann, und einzig sich selbst überlassen, noch
zu ihrem Iderrn sich macht, wenn er in früher Jugend nur recht viel mecha-
nische Geschicklichkeiten erworben hat. Vielmehr beraubt er ihn keinesweges