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Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph; Schelling, Caroline; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Frank, Erich [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 1. Abhandlung): Rezensionen über schöne Literatur von Schelling und Caroline in der Neuen Jenaischen Literatur-Zeitung — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32876#0054
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Erich Frank :

Anmerkungen zu Schellings Rezensionen über Kotzebue.
Schelling hat in dem Streite zwischen Kotzebue und der romandschen
Schulo wohl zuerst mit seiner Rezension der Schlegelschen „Ehrenpforte für
Kotzebue“ in der Erlanger Literatur-Zeitung 1801, Nr. 35, eingegriffen.16) Daß
Schelling der Verfasser dieser Besprechung war, die Schlegels heftigen und
nicht gerade immer geschmackvollen Angriff auf Kotzebue mit ausge-
sprochenem Wohlgefallen lobte, muß sich bald durchgesprochen haben
(s. Waitz, Caroline, II, 44, 46, 66) ; das konnte aber nur die Folge haben, den
Gegner zu noch heftigeren Angriffen zu reizen. In der seit 1803 er-
scheinenden Zeitschrift Kotzebues, „Dem Freimütigen“, gibt es auch kaurn
eine Nummer, in der sich nicht irgendeine Tücke oder wenigstens eine bos-
hafte Anspielung auf Schelling und seine Philosophie findet. Darauf mußte
endiich einmal erwidert werden, uncl in den hier abgedruckten Rezensionen
hat Schelling zu dem vernichtenden Schlage gegen Ivotzebue ausgeholt.
Die beiden Rezensionen bilden ein einheitliches Ganzes und die
zweite gibt sich deutlich als bloße Fortsetzung der ersten zu erkennen
(s. oben S. 20, Z. 26 v. u.). Daß sie aber beide von Schelling und nicht von
Caroline sind, beweist ihr Stil zur Gewißheit (vgl. auch Plitt, II, 83 u. oben
S. 4 u. 7). Bei der zweiten ist es außerdem noch durch ein äußeres Zeugnis
erwiesen ; denn wenn Eichstädt an Schelling am 23. Januar 1809 (unge-
druckt in Schellings Nachlaß) schreibt : „Die Recension der Kotzebueschen
Romane etc. wird nun irn Februarheft folgen. Mügen Sie forlfahren, manche
Stunden Ihrer Musse unserem Institut zuzuwendenso wird man aus
diesen Worten schließen dürfen, daß Schelling Eichstädt gegenüber unum-
wunden seine Verfasserschaft zugegeben hat. Aber dieses äußeren Beweises
bedürfte es gar nicht; der klare, Iogische Aufbau der Besprechung, das edle
Pathos, das das Ganze durchzieht, und das gegen Ende in wohlberechneter
Steigerung bis zu sittlic.her Entrüstung wächst, die Schärfe des Witzes und
das Schneidende der Ironie verraten deutlicher, als alle Einzelheiten es
können, die männliche Fland.
Doch sollen aucli Einzelheit.en angefülirt werden. Orthographische Be-
obacht.ungen haben allerdings in diesem Falle keinen AVert. Nach § 5 cles
Ivontraktes hatte die Redaktion das Recht, „mit Riicksicht der einmal
angenommenen Adelungischen Orthographie und des Stils dasjenige, was
nötig scheinen sollte, zweckmäßig abzuändern“. Aber trotzdem wird man
clie etymologisch überlegte Schreibung eines so entlegenen, von Adelung gar
nicht angeführten Wortes, wie Scharteke als „Charteke“ (fälschlich abgeleitet
vou griech. xapTd?, lat. charta) Schelling selbst zuschreiben diirfen.17)
lfi) Abgedruckt WW., I, 7, 535 ff. Diese Rezension ist es, die Caroline
bei Waitz, II, 18, im Auge hat. Waitz denkt irrtümlicherweise statt an
Schlegels „Ebrenpforte“ an die „Ehrenrettung“.
17) Andererseits wird man für die falsclie Schreibung Calclerone Caro-
linens Hand verantw'ortUch machen müssen; so schreibt sie auch im Briefe vom
21. Juni 1802 an W. Schlegel (Kgl. öfftl. Bibliothek Dresden, ßd. XXII, 33, vgl.
Bd. XX, 35 = Plitt, I, 460; nicht Calderons, wie Waitz, II, 222, gelesen
hat. Es sei liier noch auf eine andere falsche Lesart bei Waitz, II, 284, hin-
gewiesen. Da muß es statt des im Munde einer Frau peinlichen „säute“
natürlich „sänke“ heißen).
 
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