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Cartellieri, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 11. Abhandlung): Beiträge zur Geschichte der Herzöge von Burgund [1/2] — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32886#0007
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Beiträge zur GescMchte der Herzöge von Burgund.

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Die Hauptstadt regt sich nicht. Das Volk weint dem Ver-
storbenen keine Träne nach, er war zu unbeliebt. ßei vielen zeigt
sich sogar eine gewisse Freude. Man atmet auf. Der gewissenlose
Verprasser der öffentlichen- Gelder ist nicht mehr.13
Wer sind die Mörder? Sollle es nicht, so raunt man sicli zu,
der Herr von Cany sein, dessen Frau, wie so viele andere, in das
Garn cles bestrickenden Verführers geriet ?11
Die Untersuchung geht weiter. Alle Wirte werclen aufgeforderß
Vor- und Zunamen ihrer Gäste schriftlich einzureichen. Die in
der Image Notre-Dame vorgefundenen Sachen werden irn Ghätelet
Händlern und Trödlern gezeigt, um die Verkäufer und damit den
Käufer festzustellen. Der Besitzer cles Hauses, Robert Fouchier,
ein königlicher Zimmermeister, die Anwohner, cler lombardische
Makler Franz d’Asignac, der das Mietsgeschäft vermittelte, werclen
vernommen, die Aussagen auf eine lange Pergamentrolle geschrieben.
Wichtiges erfährt man.
Ein hochgewrachsener Mann im Gewande eines Scholaren, der
sich Johann Gordelant nannte, hat am vergangenen 14. oder
15. November die Image Notre-Dame gemietet, um dort Wein und
Getreide aufzuspeichern. Wie der Makler angibt, suchte der Scholar,
der angeblich in Paris studiert hatte, bereits zu Johanni ein Haus
in cler Nähe von Saint-Pol. Da dort nichts Passendes gefunclen
wurde, machte er bei seinem Wiederkommen im November clie
Nachbarschaft ctes Hotel Barbette zur Bedingung. Eine Woche
vor dem Morde zog er mit seinen Gefährten in das Idaus ein.
Seltsame Leute! Nur nachts oder bei Morgengrauen verlassen sie
mit ihren Pferden die Behausung, am Tage hört und sieht man
nichts von ihnen. Die Nachbarn schütteln die Köpfe. Die Frau
des Zimmermeisters glaubt aber, an ehrliche Leute vermietet zu
haben; von dem ausbedungenen Preis von sechzehn livres Parisis
zahlte cloch der Scholar sofort, trotz ihres Sträubens, zehn Franken an.
Mit allen Einzelheiten, clie mit der Sache nichts zu tun haben,
werden die Angaben aufgezeichnet: Die Hutmacherin vergißt nicht
zu sagen, daß sie gerade am Spinnrocken saß; clie Zimmermanns-
frau, daß sie sich nackt zu Bette legte. Warum fragt man

13 Monstrelet 1165. Chron. anon. 195: le commun peuple moult joyeux.
Dex 360: le peuple . . . ]es cjueilx en orent grant joie pour les gabelles, maix
ilz ne l’osient demonstrer.
14 Enquete 226, 244. Monstrelet 1 161. Religieux 111 738. Jouvenel 189f.
Das Kind dieser Verbindung ist der berübrnte Bätard d’Orleans,
 
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