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Cartellieri, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 11. Abhandlung): Beiträge zur Geschichte der Herzöge von Burgund [1/2] — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32886#0014
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Otto Cartellieri:

billigt sein eigenes Verhalten seit dem Morde, billigt das Verhalten
der Gegner.
Der dritte Vorschlag ist abzulehnen: die Heirat einer Tochter
Johanns mit einem Sohne des Herzogs von Orleans ist zu gefähr-
lich. Name und Titel cles Kandidaten sind zwar nicht angegeben;
aber ohne Zweifel ist es ein Orleans. Nur so ist clie Äußerung
von A zu erklären: bei Gelegenheit der Hochzeit könne Johann
getötet werden; ebenso clie Äußerung von B: die Gegner erhielten
einen Vonvand, täglich im Palaste des Burgunders zu sein; Joliann
wäre ständig in Lebensgefahr; es hieße Tochter und Geld verlieren.
Die drei Vorschläge werden also einmütig von den drei Unbe-
kannten abgelehnt. Was machen sie aber für positive Vorschläge?
Jecler von ihnen empfiehlt die Rücksichtnahme auf die öffent-
liche Meinung, bei allen Handlungen soll das öffentliche Wohl als
Ziel und Zweck angegeben werden.
A verlangt, dafs mit Hilfe der Truppen eine Auclienz beim
Ivönige durchgesetzt wird. B sclieut gleichfalls vor Gewalt nicht
zurück; das burgunclische Ideer soll den König nach Paris zurück-
führen und dem Herzog Gehör verschaffen. „ Auf cliese Weise wird
clas Volk einverstanden sein mit clem, was er getan hat“, d. h.
Paris und clamit das Pmich werden Johann endgültig den Mord
verzeihen.
G ist am ausführlichsten uncl gibt clie besten Ratschläge. Zu-
nächst beschäftigt er sicli mit der so schwierigen Sache: zu welchem
Zugeständnisse kann sich Johann herbeilassen? Der Herzog darf
höchstens (au fort) erklären: obgleich er zum Wohl des Ivönigs
und seines Geschlechtes den Herzog von Orleans aus der Welt
habe schaffen lassen, empfäncle der König, wie er vernommen, dar-
über Mißfallen, claß er eigenmächtig, ohne Erlaubnis seines Ge-
bieters vorgegangen sei: dafür könne Johann um Verzeihung bitten.
G’est le moyen trouver!
Idat Johann clie Verzeihung des Königs erlangt, so ist dann
zunächst clie Audienz zu betreiben, in welcher die Anklagen der
Widersacher zurückzuweisen sincl. Nötigenfalls clarf sich Johann
zum König begeben, falls dieser an die Grenzen des Reiches gebracht
wird. Sind clie Dinge so weit, so ist Johann im Vorteil. Inclem
er den Einfluß, der ihm als Pair und Doyen der Pairs zusteht,
wieder gewinnt, vermag er clie Gegner aus cler Umgebung des
Königs zu verdrängen, den Kranken nach Paris zurückzuführen,
endlich die Interessen des burgnndischen Hauses zu betreiben: die
 
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