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Cartellieri, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 11. Abhandlung): Beiträge zur Geschichte der Herzöge von Burgund [1/2] — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32886#0016
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16

Otto Cartellieri:

höchst betrübt und ärgerlich ist; und daher, ehrfurchtgebietender
und allerhöchster Herr, hittet er Eucli auf das demütigste, daß Ihr
dies Mihfallen aus Eurem Herzen bannt und Ihr ihn in Gnade und
Liebe haltet.“33
Nachdem Johann selbst die Erklärung als seine Willensmeinung
anerkannt hatte, traten clie lvönigin, cler Dauphin, die Könige von
Sizilien und Navarra, der Herzog von Berri als Fürsprecher auf:
der Ivönig entsprach der Bitte, gewährte Johann Verzeihung uncl
veranlaßte die Prinzen von Orleans, ihrerseits clem Mörcler ihres
Vaters zu vergeben.
Glänzend bewährte sich cler Bat des unbekannten G. Johann
demütigte sich nicht, er bat für den Mord nicht um Verzeihung.
In betreff der Heirat handelte er allerdings wider das Gutachten:
ein Ehebündnis zwischen einer seiner Töchter und einem Prinzen
von Orleans, dem Grafen Philipp von Vertus, wurcle verabredet.
Äber was bedeutete das? Man brauchte ja den Knaben nicht an
den burgundischen Hof zu nehmen, uncl Gründe für einen Auf-
schub gibt es stets. In cler Tat ist clie Ehe nie vollzogen worden.34
Triumphierencl stancl Iderzog Johann da; er verpflichtete sich
nicht einmal, Baoul d’Anquetonville und die ancleren Morclgesellen,
clie von der Begnadigung ausgenommen wurclen, zu bestrafen.
Nach wenigen Tagen kehrte er mit dem Hofe nacli Paris zurück.
Wehe dem, der sich seinenr Willen nicht beugte! Johann von Mon-
tagu bereute es auf dem Schafott, den Eigenmächtigen gereizt zu
haben. In ohnmächtiger Wut mußten clie Königin und die Prinzen
den Burgunder walten lassen. Wahrlich, keiner von ihnen dachte
daran, die Eide, welche sie sich in Ghartres auf ewdge Freundschaft
und Eintracht zugeschwmren hatten, zu halten.
Hatte der burgunclische Idofnarr nicht recht, der sich beim
Juwelier eine Pax35 erstancl, sie mit minderwertigem Metall ausfüllen
ließ und unter nur allzudeutlicher Anspielung auf clen Frieden, der
kein Frieden war, mit der paix fourree seine Scherze trieb?36
33 Die kgl. Urkunde vom 9. JVIärz 1409 bei Plancher III pr. 256, nr. 258.
34 Im Frieden von Auxerre, am 22. Aug. 1412, wurde das Eheprojekt gleich-
falls aufgenommen; Paris, Arch. Nat. K 57, nr. 202 besiegeltes Original; bei
Piancher III pr. 293, nr. 287; das Heiratsversprechen des Grafen von Vertus,
Arch. Nat. 57, nr. 26.
35 Ein osculatorium.
36 Jouvenel 198. Et avoit [le duc de Bourgongne] un tres bon fol en sa
compagnee, qu’on disait estre fol sage, lequel tantost alla achter une paix
d’eglise et la fit fourrer et disoit que c’estoit une paix fourree. Et ainsi advint
depuis.
 
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