Ein mittelpersisches Schulgespräch.
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interessantes Vergleichsmaterial bietet. Es komrnen hierzu noch in
Betracht die im Corpus Grlossariorum latinorum ed. GGoetz, Bd. III,
1882, S. 645 ff. abgedruckten Colloquia Monacensia (gleich Coll. Ein-
sidelensia, S. 224, 40 ff.) und die Colloquia in den Hermeneumata Ste-
phani, S. 379 ff. Von indischen Parallelen sind die Schilderungen
des Schulbetriebs in den Grhyasütras (vgl. die betreffenden Stellen in
Stenzlers Indisclien Hausregeln, Abh. f. d. Kunde des Morgenlandes
III, 4 und IV, 1) nachzusehen, wenn schon das Verhältnis von Lehrer
und Schüler hier ganz anders ist, als bei den Pärsl. Mit. diesen Ver-
gleichsmomenten wird der Annahme, der vorliegende Päzandtext sei
eine Schulordnung, der Boden entzogen. Dazu kommen nock Argu-
mente aus dem Text selbst. In einer Sckulordnung wird zunächst nur
vom Verhalten in der Sckule die Rede sein können. Das zu Verord-
nende wird nicht in doppelter Rezension gegeben. In einer Sckul-
ordnung wird angeordnet, was, wie meist auch in unserem Text,
in der 2. Pers. Pl. Imper. geschieht. Eine Stelle aber (vgl. § 25 des
Textes) die besagt: ich will euck, ihr Kinder, einen guten Rat geben,
damit ihr euch so und so benehmt, paßt nicht in eine Sckulordnung,
wohl aber in ein Gespräch des Lehrers mit seinen Schiilern, das den
Charakter der in der mittelpersischen Literatur geläufigen Handarzihä
hat und den Schiilern zu Übungszwecken diktiert wurde. Somit hätten
wir Grund genug, unseren Text als eine Sckiilerermaknung im Sinne
der lateinischen Sckulgespräche aufzufassen, womit der Titel dieser
Arbeit gerechtfertigt ist.
§ 19. Hieraus entspringen drei Fragen: 1) Wie ist der Eingang
des Textes zu lesen und zu übersetzen? 2) Hat das mittelpersiscke
Schulgespräch Beziehungen zu den okzidentaliscken Texten gleicher
Art? 3) War das mittelpersisclie Schulgespräch zweispraekig?
§ 20. Zur ersten Frage. Xvatädclät, säs. xvaöäydäö könnte als
Eigenname aufgefaßt werden; was ist dann aber ested? Man müßte
grade paro, im parama, mpB. framän, umändern dtirfen, was
doch recht gewaltsam wäre. Päz. d? oi, das für mpB. und ü stehen
kann, ist nur im Monacensis nicht überliefert. Allerdings darf dieser
auf eine gewisse Unabkängigkeit Anspruch machen. Die Crux der
Deutung liegt in den Worten (pi) In para divirastqn liadä däö estet,
säs. (ö) in parän diwiristän xvadäy däö esteö. Was ist Päz. parq ?
Bartholomae WZKM. 25. 392 hält es zweifelnd ftir möglich, daß
darin mpB. steckt. Man kann also lesen: xveskäri (i) reöakän in
(i) parän diwiristän xvaöäy däö esteö ?Die Pflicht der Edelknaben
gegenüber der Schreibschule ist von Gott vorgesckrieben (geschaffen)5.
Wenn pa parvän 'unter Voransein’ bedeutet, dann kann o parvän
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interessantes Vergleichsmaterial bietet. Es komrnen hierzu noch in
Betracht die im Corpus Grlossariorum latinorum ed. GGoetz, Bd. III,
1882, S. 645 ff. abgedruckten Colloquia Monacensia (gleich Coll. Ein-
sidelensia, S. 224, 40 ff.) und die Colloquia in den Hermeneumata Ste-
phani, S. 379 ff. Von indischen Parallelen sind die Schilderungen
des Schulbetriebs in den Grhyasütras (vgl. die betreffenden Stellen in
Stenzlers Indisclien Hausregeln, Abh. f. d. Kunde des Morgenlandes
III, 4 und IV, 1) nachzusehen, wenn schon das Verhältnis von Lehrer
und Schüler hier ganz anders ist, als bei den Pärsl. Mit. diesen Ver-
gleichsmomenten wird der Annahme, der vorliegende Päzandtext sei
eine Schulordnung, der Boden entzogen. Dazu kommen nock Argu-
mente aus dem Text selbst. In einer Sckulordnung wird zunächst nur
vom Verhalten in der Sckule die Rede sein können. Das zu Verord-
nende wird nicht in doppelter Rezension gegeben. In einer Sckul-
ordnung wird angeordnet, was, wie meist auch in unserem Text,
in der 2. Pers. Pl. Imper. geschieht. Eine Stelle aber (vgl. § 25 des
Textes) die besagt: ich will euck, ihr Kinder, einen guten Rat geben,
damit ihr euch so und so benehmt, paßt nicht in eine Sckulordnung,
wohl aber in ein Gespräch des Lehrers mit seinen Schiilern, das den
Charakter der in der mittelpersischen Literatur geläufigen Handarzihä
hat und den Schiilern zu Übungszwecken diktiert wurde. Somit hätten
wir Grund genug, unseren Text als eine Sckiilerermaknung im Sinne
der lateinischen Sckulgespräche aufzufassen, womit der Titel dieser
Arbeit gerechtfertigt ist.
§ 19. Hieraus entspringen drei Fragen: 1) Wie ist der Eingang
des Textes zu lesen und zu übersetzen? 2) Hat das mittelpersiscke
Schulgespräch Beziehungen zu den okzidentaliscken Texten gleicher
Art? 3) War das mittelpersisclie Schulgespräch zweispraekig?
§ 20. Zur ersten Frage. Xvatädclät, säs. xvaöäydäö könnte als
Eigenname aufgefaßt werden; was ist dann aber ested? Man müßte
grade paro, im parama, mpB. framän, umändern dtirfen, was
doch recht gewaltsam wäre. Päz. d? oi, das für mpB. und ü stehen
kann, ist nur im Monacensis nicht überliefert. Allerdings darf dieser
auf eine gewisse Unabkängigkeit Anspruch machen. Die Crux der
Deutung liegt in den Worten (pi) In para divirastqn liadä däö estet,
säs. (ö) in parän diwiristän xvadäy däö esteö. Was ist Päz. parq ?
Bartholomae WZKM. 25. 392 hält es zweifelnd ftir möglich, daß
darin mpB. steckt. Man kann also lesen: xveskäri (i) reöakän in
(i) parän diwiristän xvaöäy däö esteö ?Die Pflicht der Edelknaben
gegenüber der Schreibschule ist von Gott vorgesckrieben (geschaffen)5.
Wenn pa parvän 'unter Voransein’ bedeutet, dann kann o parvän