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Schwartz, Eduard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 16. Abhandlung): Johannes Rufus, ein monophysitischer Schriftsteller — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32891#0017
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Iohannes Rufus, ein monophysitiseher Sehriftsteiler 15
tikon kiebte der Mangel an, daß es das Chaicedonense nicbt aus-
drückiich verduchte; durch die Kompromißpolitik kam eine Spaitung
in die Giaubenskämpfer und man sah womöglich noch düsterer in
die Zukunft als in den Zeiten der schwersten Bedrückung/ was
nicht hinderte, daß von der Möglichkeit, sich freier zu bewegen, aus-
giebiger Gebrauch gemacht wurde. Wie es kam, daß die Vermitt-
lungspolitik, zu der sich Kaiser Zenon von Acacius hatte bereden
lassen, Schiffbruch erlitt und die Monophysiten selbst sie vereitelten,
das verrät nichts so deutlich wie die Plerophorien, die den unmittel-
barsten Einblick in die religiöse Sphäre verstatten, in der der echte
Monophysitismus lebte und webte; sie lehren den Boden kennen, aus
dem die Hoffnung des Severus erwuchs, das Henotikon monophysi-
tisch zu interpretieren und mit Hilfe des Kaisers Anastasius, der im
Gegensatz zu seinem brutal schlauen Vorgänger ein Herz für Kirche
und Frömmigkeit hatte, die monophysitische Sonderkirche zur Kirche
des Ostreiches zu erheben: der Kern dieser Hoifnung war eben, jeden
auch nur stillschweigenden Pakt mit dem Chalcedonense zu zerreißen.
An Verachtung der Welt und ihrer Weisheit nimmt es Iohannes
Rufus mit dem strengsten Asketen auf; er ist aber darum keines-
wegs ein ungebildeter Schriftsteller. Der ehemalige Student der Rhe-
torik und der Recktswissenschaft hat über all den Kasteiungen und
Ekstasen weder das kelleniscke Stilgefühl noch den Sinn für die
Wirklichkeit verloren. Er erzählt lebendig und sckildert anschaulich,
so daß bei der Lekttire der Biographie wie der Plerophorien auch
der auf seine Rechnung kommt, den die Oßenbarungen trotz ihrer
eindringlichen Bezeugung nicht erbaulich stimmen oder gar zur mono-
physitischen Lehre bekehren. Die Mitteilungen über die Szenen, die
sich bei der Rückkehr Iuvenals nack Jerusalem ereigneten,^ oder
über die monophysitische Umwälzung in Antiochien (89) sind von
hohem historischen Wert und die Schilderung der heißen Bäder von
Ba'ar im moabitischen Gebirge (Vita Petri p. 91) können es mit den
* Zenon ό τώ*Μ τρίώκ κεΑΑίωκ prophezeit dem Scholastikos Epiktet (in
steckt '.Επίκτ^το^, nicht '/ΒΙπαίκέτ^^, wie der französische Übersetzer
meint), als er in Alexandrien studierte (13): /τετά ώρίθ/ίέκα έ'τ^ κάτείθίτ' ό /ίακάρίθ^
Τί,ωόάεο^ άπό ττ/y έ^ορήτς nat aneyepet Tt)u όρύοόο^ίακ ttat /τετά όήο έ'τ^ άπαΑ-
Αά^εί ttut /τετ' αύτότ' έ'σταί έπί'σκοπο^ ό άρ^ίόίάκοκο^ αύτοΰ (Petrus Mongus)
καί έπ' αντον ^εκ?)σεταί o^totta έκ ταΐ^ έκκ/Ι^σί'αί^' ό ού άεραπεηύ?)σεταί /teyot
τ^^ έΑεύσεω^ τοΰ άκτί^^ί'στον. Die Visionen 50 und 51 beziehen sich auf
dasseibe.
2 Vgl. Plerophorien 25 und 56. In dieser ist . (p. 112, 5) nicht in
όονκ^κάρίθ^, sondern in όεκονρί'ωκ aufzulösen. Gemeint ist ein άέεπττο sacrf
ilber die Gothofredus zurn Theodos. 6, 23 das Nötige zusammenstellt.
 
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