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Stoeckius, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1912, 2. Abhandlung): Die Reiseordnung der Gesellschaft Jesu im XVI. Jahrhundert — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.32877#0007
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Die Reiseordnung der Gesellschaft Jesu im XVI. Jahrhundert.

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sandt würden, urn hier die rechte Weihe für ihren Beruf zu emp-
fangen, so konnte doch der Provinzial P. Peter Canisius solchen
häufigen Sendungen, wie wir aus seinem Schreiben an den
hl. Franz Borgia (Dillingen 22. Juni 1567) ersehen, nicht
zustimmen: Cavebitur in posterum, ne tam crebrae missiones
sine gravi causa fiant, nec opus fore puto, liinc tam procul
mittere, cum premant nos etiam tanti sumptus ut vix unquam
debitis liberari possimus; . . ,27)
Die A'usdehnung der Reisen unterlag natürlich dem Urteil
der Obern. Denn intra provinciam durften die Ordensange-
hörigen keine Rei.se ohne die Erlaubnis ihres Provinzials28) an-
treten, im besondern keine Pilgerfahrt.29) Extra provinciam
sandte nach den Konstitutionen der Provinzial an sich kein Mit-
glied.30) Da.s konnte nur geschehen: a) auf Ctrund einer Willens-
äußerung des Ordensgenerals31), b) in Ühereinstimmung mit dem
Amtsgenossen derjenigen. Provinz, in die er ein Mitglied auf
einige Zeit (ad tempus) senden wollte.32) War indes unter den
Provinzialen keine Harmonie, so liatte nacli den Anordnungen
des Visitators P. Nadal der Kommissar die Entsclreidung.33) Eine
Sendung in die außereuropäischen Ordensprovinzen fand nicht
ohne die Erlaubnis des Ctenerals statt.34) Wollten Ohere eine
Reise außerhalb ilirer Ordensprovinz unternehmen, so bedurfte
der Provinzial der Erlaubnis seines Generals, der Vorsteher einer
domus oder der Rektor eines Kollegs der ihres Provinzials.
Diese R.egel durfte nur dann üherschritten werden, wenn das
Ziel der R.eise in der Näh'e der eigenen Ordensprovinz lag oder
die Antwort des Obern (Generals bzw. Provinzials) nicht olme
besonderen. Nachteil abgewartet werden konnte.35)
Die Wahl der Brüder, die ausgesandt wurden, ist dnrch-
aus durcli die Art der B.eise hedingt. Zu den amtlidlien Reisen
und Volksmissionen wurden im allgemeinen nur die professi
vel coadiutores formati36) entsandt, also das ausgezeichnetste
Material, üher das der Orden verfügte: eine Tatsache, die für die
26) Epp. Gan. V, n. 1457, p. 498. — 27) Epp. Can. V, n. 1457, p. 498. —
28) Epp. Nad. IV, n. 61, p. 55 7. — 29) MP. s. J., n. 111, p. 778; Epp. Nad. IV,
n. 61, p. 401. — 30) Inst. s. J. (Flor. Ausg.), R. 112, Prov. III, 84. — 31) Inst.
s. J. (Flor. Ausg.), R. 112, Prov. III, 84; Epp. Nad. IV, n. 61, p. 505. — 32) Inst.
s. J. (Flor. Ausg.), R. 112, Prov. III, 84; Epp. Nad. IV, n. 61, p. 375; 505. —
33) Epp. Nad. IV, n. 16, p. 375; 559. — 34) Inst. s. J. (Flor. Ausg.), R. 112, Prov.
III, 84. — 35) Inst. s. J. (Fior. Ausg.), R. 105, Prov. III, 84. — 36) Epp. Nad. IV,
n. 38, p. 244.
 
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