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Hermann Stoeckius:
saßen, sollten sie also ihren Weg zu Fuß zurüeklegen, g.anz ocler
wenigstens teilweise.134) Der allgemeine Grund für diese Forde-
rung liegt in dem Wesen der Gesellschaft Jesu: einmal in cler
Bewahrung der Ordensdisziplin, denn da Wandern als körper-
liche Üb'ung die Straffheit der Lebensführung günstig beeinflußt,
so versteht man, daß es schon deshalb als indirekte Stärkung der
religiosa disciplina sich empfahl; sodann in der Rücksicht auf
das Gelübde der Armut (paupertatis ratio).135) Im besondern
aber war für diese Vorschrift vermutlich die Anschauung be-
stimmend, daß das Wandern der Gesundheit. zuträglicher sei.
Nur bei amtlichen Reisen136) sah man von jener prinzipiellen
Forderung ab, aus Gründen, denen wir später begegnen werden.
Pilger da.gegen mußten gewöhnlich zu Fuß gehen.137) Das lag ja
in dem Wesen der peregrinatio, die zugleich eine probatioi
war.138) Daher sollte auch die Wallfahrt lieber unterbleiben, falls
die Unfähigkeit zum Wandern klar zutage trat, und sie nicht
dringend notwendig war.139) Lag indes ein solcher Mangel nicht
vor, so blieb das Wandern auch den Ordensmitgliedern (nostri)
nicht erspart, die um ihrer Erholung willen ein Kolleg auf-
suchten.140) Hier sehen wir deutlich, wie schon das Wandern an
sich als ein ausgezeichnetes Mittel für das körperliche Wohl-
befmden von den Vätern der Gesellschaft Jesu angesehen wurde.
Mag das Wandern manchem eine Erholung gewesen sein,
manchem auch nicht wenig Beschwerden hereitet haben, inuner-
hin, clie Forderung ließ sich ertragen, zumal im schlimmsten Falle,
wie wir sehen werden, das Ordensgesetz141) einen Ausweg zuließ.
Aber ohne Reisegeld142) — hinaus in die weite Welt; hinaus in
unbekannte Gegenden und zu fremclen Menschen ohne alle Mittel:
war das nicht zu hart? Für den, cler nur Rücksicht nimmt auf
die Forderungen der menschlichen N.atur, wird der Jesuit ant-
worten (vgl. Meschler s. J. a. a. 0., S. 144); aber cler Novize bzw.
das Mitglied solle und müsse lernen, die natürlichen Regungen zu
überwinden, um der Welt gegenüber als Sieger zu erscheinen.
Oder anders gewenclet: „Werde deines Selbst erst Meister und
134) Inst. s. J. (Flor. Ausg.) R. 115 Prov., III, 84; Epp. Nad. IV, n. 61,
p. 556. — I33) Inst. s. J. (Flor. Ausg.), R. 115 Prov., III, 84; C. 3 d. 37 II, 227.
— 136) Epp.- Nad. IV, n. 61, p. 556; Inst. s. J. (Flor. Ausg.), G. 3 d. 37 II, 227.
— 137) Epp. Nad. IV, n. 61, p. 5 5 6. — 138) cf. supra, p. 5 A. 12. — 139) Epp. Nad.
IV, n. 61, p. 556. — 14n) Epp. Nad. IV, n. 34, p. 235. — I41) Inst. s. J. (Flor. Ausg.)
P. 6 c. 2, n. 14, K. II, 98. - 142) Inst. s. J. (Flor. Ausg) II, 109: P. 7 c. 2, G.
Hermann Stoeckius:
saßen, sollten sie also ihren Weg zu Fuß zurüeklegen, g.anz ocler
wenigstens teilweise.134) Der allgemeine Grund für diese Forde-
rung liegt in dem Wesen der Gesellschaft Jesu: einmal in cler
Bewahrung der Ordensdisziplin, denn da Wandern als körper-
liche Üb'ung die Straffheit der Lebensführung günstig beeinflußt,
so versteht man, daß es schon deshalb als indirekte Stärkung der
religiosa disciplina sich empfahl; sodann in der Rücksicht auf
das Gelübde der Armut (paupertatis ratio).135) Im besondern
aber war für diese Vorschrift vermutlich die Anschauung be-
stimmend, daß das Wandern der Gesundheit. zuträglicher sei.
Nur bei amtlichen Reisen136) sah man von jener prinzipiellen
Forderung ab, aus Gründen, denen wir später begegnen werden.
Pilger da.gegen mußten gewöhnlich zu Fuß gehen.137) Das lag ja
in dem Wesen der peregrinatio, die zugleich eine probatioi
war.138) Daher sollte auch die Wallfahrt lieber unterbleiben, falls
die Unfähigkeit zum Wandern klar zutage trat, und sie nicht
dringend notwendig war.139) Lag indes ein solcher Mangel nicht
vor, so blieb das Wandern auch den Ordensmitgliedern (nostri)
nicht erspart, die um ihrer Erholung willen ein Kolleg auf-
suchten.140) Hier sehen wir deutlich, wie schon das Wandern an
sich als ein ausgezeichnetes Mittel für das körperliche Wohl-
befmden von den Vätern der Gesellschaft Jesu angesehen wurde.
Mag das Wandern manchem eine Erholung gewesen sein,
manchem auch nicht wenig Beschwerden hereitet haben, inuner-
hin, clie Forderung ließ sich ertragen, zumal im schlimmsten Falle,
wie wir sehen werden, das Ordensgesetz141) einen Ausweg zuließ.
Aber ohne Reisegeld142) — hinaus in die weite Welt; hinaus in
unbekannte Gegenden und zu fremclen Menschen ohne alle Mittel:
war das nicht zu hart? Für den, cler nur Rücksicht nimmt auf
die Forderungen der menschlichen N.atur, wird der Jesuit ant-
worten (vgl. Meschler s. J. a. a. 0., S. 144); aber cler Novize bzw.
das Mitglied solle und müsse lernen, die natürlichen Regungen zu
überwinden, um der Welt gegenüber als Sieger zu erscheinen.
Oder anders gewenclet: „Werde deines Selbst erst Meister und
134) Inst. s. J. (Flor. Ausg.) R. 115 Prov., III, 84; Epp. Nad. IV, n. 61,
p. 556. — I33) Inst. s. J. (Flor. Ausg.), R. 115 Prov., III, 84; C. 3 d. 37 II, 227.
— 136) Epp.- Nad. IV, n. 61, p. 556; Inst. s. J. (Flor. Ausg.), G. 3 d. 37 II, 227.
— 137) Epp. Nad. IV, n. 61, p. 5 5 6. — 138) cf. supra, p. 5 A. 12. — 139) Epp. Nad.
IV, n. 61, p. 556. — 14n) Epp. Nad. IV, n. 34, p. 235. — I41) Inst. s. J. (Flor. Ausg.)
P. 6 c. 2, n. 14, K. II, 98. - 142) Inst. s. J. (Flor. Ausg) II, 109: P. 7 c. 2, G.