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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Junker, Heinrich F. J. [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 14. Abhandlung): Drei Erzählungen auf Yaynā̄bī — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33317#0007
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Drei Erzählungen auf Ya-fnabi.

7

Gesundbeterei. Der YaYnäbl steht ihrem Treiben verständnislos
und stumpf gegenüber. Er macht die vorgeschriebenen Gebete und
Fastübungen mit, oder unterläßt es auch; ja er macht den Pfaffen
zum Ziel eines zurückhaltenden Spottes und hält, dem Gebot zum
Trotz, einen Huncl als lieben Hausgenossen; auch glaubt er, noch
wie von alters her, an eine Welt von guten und bösen Geistern,
die ihn umgibt uncl ihr Wesen mit ihm treibt. In das abgelegene
Tal, wo es nur wenig an klingender Münze zu erraffen gibt, kommt
kein fanatischer Volksredner aus Buchara, um Bußpredigten zu
halten und die Seelen zu lockern; höchstens einmal ein Bacca aus
Pcenpkset, um in Ntmitksn, dem Klein-Paris des YaYntbTals,
abends um die Ramasanzeit mit Spiel und Tanz die Gemüter über
clas zwölfstündige Fasten hinwegzutrösten. Der Islam hat diesem
Volke, das vor ihm flüchtete, kulturell nichts gebracbt, wohl aber
die alten Sitten und Gebräuche verkrüppelt. Was Wunder also,
wenn von solcher Seite Ausbeutung der wirtschaftlich Selbständigen
und Unterjochung cler geistigen Selbständigkeit das Ziel wohl-
verstandenen Interesses ist. Von hier aus kommt, kein Anstoh zu
geistigem Schaffen.

7. Sind clie natürlichen Verhältnisse irn YaYnäb einer Kultur
der Seele nicht günstig und hat cler Einfluß des Islam vorhandene
Ansätze zum Verkümmern gebracht, so sincl clie gesellschaftlichen
Zustände sowohl von einst wie von jetzt aller höheren Geistes-
entwicklung ausgesprochenermaßen feindlich. Einst hatten die
Feudalherren von Fän von ihren Zwingburgen herab die Gegend
ihrer Herrschaft untertan gemacht. Mit dem Kugelbogen mußten
sich die Leute am Pasrüd, Fänclaryä und YaYntb ihrer Über-
griffe erwehren, oder immer weiter sich in clie Einöde zurück-
ziehen. Das Leben war ein unrühmhcher Kampf, cler keine be-
geisternden und anfeuernclen Taten zuwege brachte, clie man
besingen konnte. Man rnuhte froh sein, clie geringe Habe und clie
kargen Erträgnisse cles Bodens behalten zu clürfen. Ilunger und
Sorge waren nicht seltene Gäste. — Inzwischen ist clas YaynäbTal
unter neue Herren gekommen, die Russen, die damit begannen, die
Bevölkerung, die Widerstand zu leisten wagte, wehrlos zu machen.
Etwas Neues, Unbekanntes zog in das Tal: Ruhe und verhältnis-
mäßige Ordnung. Immerhin ist — zumal im Osten — auch jetzt
noch nicht unbedingte Sicherheit vorhanden, was vielfach seinen
Grund in ähnlichen Verhältnissen hat, wie sie früher vorlagen. Von
cler russischen Verwaltung ist ein Perser als Wolastnoi über das Tal
 
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