12 Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung I.
Was murmelst du ? Glaubst du dem Betrübten eine Erklärung
zu bieten? (doch vgl. S. 13 Anm. 2). Der Sklave antwortet mit
einem rührenden Freimut, der mit einer gewissen Leidenschaftlich-
keit die gewohnten Schranken durchbricht: Vertraue dich mir an;
nimm mich zum Ratgeber! Verachte nicht den Rat eines Dieners.
Oft ward der Sklave, wenn er Charakter hatte, verständiger als
seine Herren. Wenn das Schicksal den Leib geknechtet hat, bleibt
der Geist doch seinem Wesen nach frei.
Der Text ist bis auf eine kleine Auslassung, die sinngemäß
leicht ausgefüllt werden kann 1, ohne Tadel; für die Konstruktion
g7] xaTacppov7](j7]<; ■ • GugßouTdav (der Versanfang auch Menand.
Ep.15) vgl.KüHNER-Gerth II l,366Anm. 13. DieVerse sindstreng
gebaut, fast nach Art der Tragödie, wie in der großen Sticho-
mythie der Perikeiromene (349 ff. Iv.), und das mit Recht in einer
ernsthaften, ethisch bedeutsamen Partie. Ganz neu ist das Frag-
ment nicht; denn v. 7 erinnert sehr an einen Vers der comparatio
Menandri et Philistionis (Studemund ind. lect. Breslau 1887), wo
dem letzteren die Worte in den Mund gelegt sind:
xav SoüXoc; fj xk;, oapxa ttjv aÜT“/]v zyj-i'
cpüasi yap oüSslc; SoüXo<; lysvTjh-'/] ~ots,
t] S’a 5 t ü y 7] t o GQgaxaTsSouXcooaTo.
Es ist bekannt, daß hinter jenem Philistion Philemon steckt,
der glücklichere Konkurrent Menanders; nur fragt es sich, ob
wir berechtigt sind, die Verse der comparatio wörtlich für Verse
des Philemon zu nehmen, wie das Meineke getan hat. Von der
Beantwortung dieser Frage hängt es ab, ob wir das neue Fragment
dem Philemon geben dürfen oder nicht.
Der Topos ist nicht selten. Der humane Gedanke, den Sklaven
als Menschen zu behandeln, soll schon bei Sophokles in der poin-
tierten Form (frg. 854 N 2) gestanden haben:
zi ocoga SoüXov, akk’ 6 voü<; sXsüFepop.
Ganz sicher ist das freilich nicht, da man versucht ist, den
Wort für Wort an das neue Fragment erinnernden Vers ebenso
wie das Monostichon, frg. 868, das in der Menandersammlung
wiederkehrt, für ebendahin gehörig zu betrachten und demTragiker
abzusprechen. Menander selbst führt den Gedanken ebenfalls in
jener comparatio im Munde:
iAsuhspcop SoüXsus. SoüXoc; oüx zazi.
1 S. Meineke comicae dictionis index pag. 1030 sq. ti cp-/]<;; tl 8od;
(oft am Versschluß) tc y<xp; u. ä.
Was murmelst du ? Glaubst du dem Betrübten eine Erklärung
zu bieten? (doch vgl. S. 13 Anm. 2). Der Sklave antwortet mit
einem rührenden Freimut, der mit einer gewissen Leidenschaftlich-
keit die gewohnten Schranken durchbricht: Vertraue dich mir an;
nimm mich zum Ratgeber! Verachte nicht den Rat eines Dieners.
Oft ward der Sklave, wenn er Charakter hatte, verständiger als
seine Herren. Wenn das Schicksal den Leib geknechtet hat, bleibt
der Geist doch seinem Wesen nach frei.
Der Text ist bis auf eine kleine Auslassung, die sinngemäß
leicht ausgefüllt werden kann 1, ohne Tadel; für die Konstruktion
g7] xaTacppov7](j7]<; ■ • GugßouTdav (der Versanfang auch Menand.
Ep.15) vgl.KüHNER-Gerth II l,366Anm. 13. DieVerse sindstreng
gebaut, fast nach Art der Tragödie, wie in der großen Sticho-
mythie der Perikeiromene (349 ff. Iv.), und das mit Recht in einer
ernsthaften, ethisch bedeutsamen Partie. Ganz neu ist das Frag-
ment nicht; denn v. 7 erinnert sehr an einen Vers der comparatio
Menandri et Philistionis (Studemund ind. lect. Breslau 1887), wo
dem letzteren die Worte in den Mund gelegt sind:
xav SoüXoc; fj xk;, oapxa ttjv aÜT“/]v zyj-i'
cpüasi yap oüSslc; SoüXo<; lysvTjh-'/] ~ots,
t] S’a 5 t ü y 7] t o GQgaxaTsSouXcooaTo.
Es ist bekannt, daß hinter jenem Philistion Philemon steckt,
der glücklichere Konkurrent Menanders; nur fragt es sich, ob
wir berechtigt sind, die Verse der comparatio wörtlich für Verse
des Philemon zu nehmen, wie das Meineke getan hat. Von der
Beantwortung dieser Frage hängt es ab, ob wir das neue Fragment
dem Philemon geben dürfen oder nicht.
Der Topos ist nicht selten. Der humane Gedanke, den Sklaven
als Menschen zu behandeln, soll schon bei Sophokles in der poin-
tierten Form (frg. 854 N 2) gestanden haben:
zi ocoga SoüXov, akk’ 6 voü<; sXsüFepop.
Ganz sicher ist das freilich nicht, da man versucht ist, den
Wort für Wort an das neue Fragment erinnernden Vers ebenso
wie das Monostichon, frg. 868, das in der Menandersammlung
wiederkehrt, für ebendahin gehörig zu betrachten und demTragiker
abzusprechen. Menander selbst führt den Gedanken ebenfalls in
jener comparatio im Munde:
iAsuhspcop SoüXsus. SoüXoc; oüx zazi.
1 S. Meineke comicae dictionis index pag. 1030 sq. ti cp-/]<;; tl 8od;
(oft am Versschluß) tc y<xp; u. ä.