Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Aly, Wolfgang [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 2. Abhandlung): Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung: 1. Literarische Stücke — Heidelberg, 1914

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33295#0037
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung I. 37

Alle ihre Prätension, mit der sie-bisher ihre tyrannische Regierung
geführt hat, ist vorbei 1.

Noch ein kleines Bedenken sei wenigstens ausgesprochen.
Hat man wirklich noch jahrelang nach dem Tode des Königs über
seine Göttlichkeit debattiert? Er war im Juni 323 gestorhen.
Da Arrhidaios fast 2 Jahre zur Yorbereitung der Überführung
der Leiche gebraucht hat (Diod. 18,28), so erfolgte diese tatsächlich
im Frühjahr 321. Damals wurde es akut, ob der Sohn des Ammon
auf der Oase Siwa beigesetzt werden sollte, um als Gott in feier-
licher Abgescliiedenheit verehrt zu werden oder nicht. Ptolemaios
hat sich dann für das Königsgrab in Memphis, später in Alexandreia,
entschieden; damit blieb Alexander trotz aller kultlichen Ver-
anstaltungen der verewigte König 2. Es ist also nicht so ganz
unmöglich, daß gerade damals solche Debatten stattgefunden
haben, ehe man sich einig war, wie es in Zukunft gehalten
werden sollte.

Ich will damit nicht gesagt haben, daß die Gespräche wirklich
stattgefunden haben. Nur in welchem Yerhältnisse die voraus-
gesetzte Wirklichkeit zu den uns bekannten Tatsachen steht, hat
uns interessiert; wir glauben gesehen zu liaben, daß grobe Irrtümer
dem Verfasser nicht untergelaufen sind. Aber wer war dieser
Verfasser ?

Eine literarische Würdigung setzt voraus, daß wir uns
über die Entstehung der erhaltenen Reste klar werden. Denn
es sind keine Produkte des Buchhandels; die geringe Qualität der
Ausführung, die Verwendung von Makulatur, die Kolumnenstriche
weisen auf die Schule hin. Interessant sind besonders clie letzteren,
die eine intensive Ausnutzung cles Raumes ermöglichten. Sie
sind selten. Ich kenne sie nur aus den Schulbüchern bei Wessely,
Studien z. Pal. u. Pap. 4 (1905) S. XLVIII u. LV, wo sie außer der
Sparsamkeit aüch dazu dienen, das Ausweichen der unteren

1 Ich Avill nicht verhehlen, daß ich lange geschwankt habe, wer unter
den ßacuXzuc, zu verstehen sei. Auch U. Wilcken erinnert mich wieder
an die Geburt des jungen Alexander nach dem Tode des Vaters. Sollte
man dessen Echtheit in Zweifel gezogen haben? Trotz der schwierigen
und unklaren Konstruktion (falls hinter dem xal oti keine absichtliche
Kürzung steckt), ist für mich ausschlaggebend, wie gleich darauf Oympias
eingeführt wird. Zumal der Ausdruck heofr/jToip weist auf die im Text
angenommene Verbindung.

2 Charakteristisch ist derName des Grabes: Swga der Leib Alexanders,
vgl. H. Thiersch, Archäol. Jahrb. 24 (1910) S. 60 f.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften