Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung I. 43
ihnen nicht ausgegangen bin, sondern den Leser durch so ent-
legene Jahrhunderte gefülirt lrabe, ist geschehen, weil diese drei,
und wer ihnen ähnlich war, nicht unter die schöpferischen Originale
gestellt werden dürfen. Ihre Werke sind der Beweis dafür, daß die
hellenistische Literatur ähnliches gekannt hat; und wenn dieses
nicht direkt zu erschließen war, so wird es durch diese Epigonen-
literatur wahrscheinlich. Wenn diese Form bei Lukian und
in unserm Papyrus eng mit der Person Alexanders verbunden
erscheint, so liegt auch darin ein Kennzeichen für die Zeit ihrer
Entstehung 1.
Yon den erhaltenen Dialogen haben die wissenschaftlichen
vom Typus des Athenaios ganz beiseite zu bleiben, in denen der
schwerwiegende Inhalt die Form in die zweite Linie geclrängt hat.
Daneben erscheint der philosophische Dialog bei Lukian, der aber
mit seiner angeborenen Neigung zur Parodie mit größerer Leichtig-
keit die menippeische Satire pflegt. Das war die klassische Form
der Diatribe geworden, deren dialogische Natur noch in Horazens
Sermonen so deutlich zu erkennen ist 2. Ich will damit nicht sagen,
daß j ede Satire imÄußeren dialogische F orm hätte haben müssen, aber
auch der Pornoboskos des Herondas ist eine Art wenigstens von Dia-
log, in dem freilich nur der eineTeil zum Wort kommt, aber es ist ein
lebendiger Verkehr mit der Gegenpartei; und ein zwangloses Ein-
gehen auf deren Intensionen legte den Dialog m vielen Fällen selir
nahe. Daß der Mimus und sogar die Komödie hier mithinein
spielen, hat schon Hirzel im Dialog II S. 275 u. 294 angedeutet.
Daneben stehen nun ganz schüchtern einige historische
Dialoge. Das älteste Stück ist der von Hirzel in der Feinheit
seines Aufbaues ausgezeichnet charakterisierte Neron des älteren
Philostratos 3. Musonios und Menekrates sprechen über Neros
Tyrannei, seine Schwächen werden in wundervoller Steigerung
1 Ein solches Gespräch schimmert noch durch in dem Bericht Justins
XIII 2,5: Perdicca c e n s e t Rozanes expectari partum, quae exacto mense
octovo matura iam ex Alexandro erat, et si pueruni peperisset, hunc dari
successorem patri. Meleager negat differenda in partus dubios consilia
. . . Ptolomeus recusabat regem Arridaeum . . . V icit P er diccae
sententia. Es folgt dann eine aTaat,? und Rede des Perdiccas, die jeden-
falls auch im Wortlaut ausgeführt war. Quelle Timagenes und in letzter
Linie Iiieronymus von Kardia? Ygl. Diodor. B. 18 — 20 (E. Schwarxz bei
PW 5,684) und Plutarchs Eumenes.
2 Ich denke gerade an Sat. 1,9, aber die Fülle der Beispiele macht es
unnötig, eine einzelne Satire herauszugreifen.
3 Unter Lukians Namen, III 439 bei Jacobitz.
ihnen nicht ausgegangen bin, sondern den Leser durch so ent-
legene Jahrhunderte gefülirt lrabe, ist geschehen, weil diese drei,
und wer ihnen ähnlich war, nicht unter die schöpferischen Originale
gestellt werden dürfen. Ihre Werke sind der Beweis dafür, daß die
hellenistische Literatur ähnliches gekannt hat; und wenn dieses
nicht direkt zu erschließen war, so wird es durch diese Epigonen-
literatur wahrscheinlich. Wenn diese Form bei Lukian und
in unserm Papyrus eng mit der Person Alexanders verbunden
erscheint, so liegt auch darin ein Kennzeichen für die Zeit ihrer
Entstehung 1.
Yon den erhaltenen Dialogen haben die wissenschaftlichen
vom Typus des Athenaios ganz beiseite zu bleiben, in denen der
schwerwiegende Inhalt die Form in die zweite Linie geclrängt hat.
Daneben erscheint der philosophische Dialog bei Lukian, der aber
mit seiner angeborenen Neigung zur Parodie mit größerer Leichtig-
keit die menippeische Satire pflegt. Das war die klassische Form
der Diatribe geworden, deren dialogische Natur noch in Horazens
Sermonen so deutlich zu erkennen ist 2. Ich will damit nicht sagen,
daß j ede Satire imÄußeren dialogische F orm hätte haben müssen, aber
auch der Pornoboskos des Herondas ist eine Art wenigstens von Dia-
log, in dem freilich nur der eineTeil zum Wort kommt, aber es ist ein
lebendiger Verkehr mit der Gegenpartei; und ein zwangloses Ein-
gehen auf deren Intensionen legte den Dialog m vielen Fällen selir
nahe. Daß der Mimus und sogar die Komödie hier mithinein
spielen, hat schon Hirzel im Dialog II S. 275 u. 294 angedeutet.
Daneben stehen nun ganz schüchtern einige historische
Dialoge. Das älteste Stück ist der von Hirzel in der Feinheit
seines Aufbaues ausgezeichnet charakterisierte Neron des älteren
Philostratos 3. Musonios und Menekrates sprechen über Neros
Tyrannei, seine Schwächen werden in wundervoller Steigerung
1 Ein solches Gespräch schimmert noch durch in dem Bericht Justins
XIII 2,5: Perdicca c e n s e t Rozanes expectari partum, quae exacto mense
octovo matura iam ex Alexandro erat, et si pueruni peperisset, hunc dari
successorem patri. Meleager negat differenda in partus dubios consilia
. . . Ptolomeus recusabat regem Arridaeum . . . V icit P er diccae
sententia. Es folgt dann eine aTaat,? und Rede des Perdiccas, die jeden-
falls auch im Wortlaut ausgeführt war. Quelle Timagenes und in letzter
Linie Iiieronymus von Kardia? Ygl. Diodor. B. 18 — 20 (E. Schwarxz bei
PW 5,684) und Plutarchs Eumenes.
2 Ich denke gerade an Sat. 1,9, aber die Fülle der Beispiele macht es
unnötig, eine einzelne Satire herauszugreifen.
3 Unter Lukians Namen, III 439 bei Jacobitz.