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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]; Aly, Wolfgang [Bearb.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 2. Abhandlung): Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung: 1. Literarische Stücke — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33295#0044
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Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung I.

dargestellt, bis die Unterredung hochdramatisch durch das Er-
scheinen eines Schiffes unterbrochen wird: Musonios: . . . aXXd
gSTa^u Xoycov, ziq rj -jrpoaLOuaa vaup; cop s-aysiv tl ayahdv soixev•
eaTecpavcoTai yap Tap xscpaXap oiaTtep x°P°P £0®'/][rop, xat tic, ex Tyc
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Xatpstv, ßoa ts, sl g'}] -apaxouco, Nepcova oi'.y^eo&cu. —Menekrates:
Boa yap, Mouaodvie, xal aacpeaTspov ys, oaco T~?,p yrjq aTTTETai. eü ye,
co -9-eoL -— Musonios: ’ATvXa jj.7] sTrsuxcdp.e-ö'a- sttl yap Totp xeLgevoic;
ou cpaac Sslv. — Da ist alles auf Anschauung, auf Leben und Wirk-
lichkeit berechnet, ganz unrhetorisch und ganz frei. Wie das Schiff
konimt und, indem es sich nähert, immer deutlicher wird, und
wie die beiden Beobachter in ihrer Eigenart scharf gegeneinander
abgesetzt sincl, erinnert in seiner Technik an die Komödie, der
der Stoff doch so fern liegt. Das ist im Ernst die Kunst, die irn
Scherz wenige Jahre zuvor Petron geübt hatte. Gerade der
antike Geschmack hat solchen Realismus selten an die Oberfläche
kommen lassen. Dazu ist das Stückchen ganz kurz, nur etwa
120 Teubnerzeilen. Icli denke, daß über die Übereinstimmung mit
dem zweiten unserer Papyri keinWort verloren zu werden braucht.
Ist docli die natürliche Frische durch das gleiche Kunstmittel,
ein plötzliches Dazwischenkommen, erzielt.

Das nächste sind Lukians Totengespräche ; ich nehme
etwa den Eingang des 12.:

Alexander:
Hannibal:
Alexander:
Minos:
Alexander:

Minos:

’Epe Ssl -poxexpLohaL aou, E Aißu- ageLvov yap sl[j.l.
Oü pev oöv, dkX’ epi.

Oüxoüv 6 Mlvojs ÜLxaaaTOJ;

TLvep Se eaTe;

Oötop gev ’Avv[ßap, 6 KapxY]§ovLo<p, syw ’AXe^avSpop
6 fD'ALTrTÜOU.

Ny] Ata evSo^oL ye d.[x(poTepoL . . .

Lebencliger kann keine Shakespearesche Szene sein. Freilich
grenzt clie Freiheit fast ans Würdelose; es ist etwas Allzumensch-
liclies darin. Auch die Stilisierung der großen Kunst hatte künst-
lerisch ihre hohe Bedeutung. Und die Eroberung eines neuen
Gebiets ist nicht ohne Verluste abgegangen. Welclie Art man vor-
zieht gerade in der Darstellung historischer Helden, das ist Ge-
schmackssache; genug, daß Lukians Zeit so etwas gekannt und
Gefallen daran gefunden hat.
 
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