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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Aly, Wolfgang [Oth.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 2. Abhandlung): Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung: 1. Literarische Stücke — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33295#0045
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Mitteilungen aus der Freiburger Papyrussammlung I.

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Das Jetztere wird dadurch zur Gewißlieit, claß dieselbe Art,
wenn auch etwas moderiert, mit demEnde des Jahrliunderts in die
Geschichtschreibung eindringt. Den rhetorischen Aufputz des
Dio Cassius hat in dankenswerter Weise E. Schwartz ganz
nach Art der Salustexzerptoren zusammengestellt (PW. 3,1718);
cler Vergleich mit Sallust zeigt sofort den Unterschied. Denn außer
Reden und Redengruppen bringt R. 38,18 ein Gespräch zwischen
Cicero und Pliilistos, R. 40 ein solches zwischen Fabricius und
Pyrrlrus, B. 52 eins zwisclien Agrippa und Maecenas ,,ülrer die
Monarchie“ und B. 55 eine Unterredung des Augustus und der
Livia. Aus der letzteren, das etwa 220 Zeilen umfaßt, gebe ich
ein Stück als Beispiel 1.

Livia: tl zan touto, oj avsp, §La tl ou xahsuSeip;

Augustus : xai ric, dv, ob yüvat., xav eXa^totov d-o(j.£p[XY]pLOct,e
togoÜtouc, rz ael eyFpoüp eyojv xai ouveyoip oÜTCop c/.Worz UTr’dXXcov
STCißouXeuojTsvop; 7] ooj' opap, ooot, xai ejToi xai tt) dpyyi •/jp.oov zia-
TLÜevTat,; xai aÜTOÜp oüSe al Tt-ycopiat, tcov St,xat,oup.evcov dvaoTeXXouocv,
dXXa xai Ttav ToüvavTLOV, oooccep e7c’ayaF6v tl eTceLyoyevoL oTceüüouoL
xai ol Xoltco'l TcpooaTcoXXuoßaL.

Livia: Wundere Dicli niclit; der Herrscher kann nicht allen
gefallen. Die Angriffe gelten nicht Dir persönlicli, sondern Deiner
Regierung, oder es sind Bösewicliter, vor denen Du Dich schützen
mußt.

Augustus: Mich betrübt es, daß das so sein muß.

Livia: Zum Schutze haben wir doch Solclaten.

Augustus : Aucli meine Freunde muß ich fürchten.

Livia : Du hast recht, ich will Dir einen Rat geben, wie ihn
Deine Freunde Dir nicht zu geben wagen.

Augustus : So sprich.

Livia: spricht nun eine zusammenbängende Rede von vier
Druckseiten Länge. Eine ältere Zeit würde die Paränese ohne die
dialogische Einleitung gegeben haben.

Was zuerst in die Augen springt, gerade wenn man von der
geistsprühenden Skizze Philostrats kommt, lst der Schleier von
Langweiligkeit, der über dem Gespräch ausgebreitet liegt. Wenn
man nicht wüßte, daß es in der Zwischenzeit sehr viel anders
gewesen ist, würde man unmittelbar an Herodot anknüpfen können,

1 Ich konnte es mit Rücksicht auf den Raum nicht ganz abdrucken;
das Gegebene wird, denke ich, genügen, um eine Anschauung davon zu geben.
 
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