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Braune, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 11. Abhandlung): Reim und Vers: eine wortgeschichtliche Untersuchung — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34082#0029
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ReimundVers.

29

Martin Opitz hat gcmäß seiner oben angeführten Definition
reiw und cer^ in der jetzigen Anwendung durchgefüiirt. Nur an
einer Stelle seiner d. Poeterei scheint ihm die alte Geltung von
7'e?'7% dazwischen zu geraten (S. 43 Neudr.): Die reiwe??. dere7?. we?'G
//cAe ce7'/i e//// ^?///?e77, C7zd die 777 Ö7?,77//c/?e72 ze/?e7? /M&e72, 7?.e7777e72, die
Frc?72izo^e7? cer^ ccwTTmTM'. Konnte schon Opitz ein solcher Rückfah
in den alten Sprachgebrauch zustoßen, so ist das bei seinen Nach-
fofgern in der deutschen gelehrten Dichtung des 17. Jahrhunderts
noch mehr der Falh Das 17. Jahrhundert ist die Zeit des Kampfes
zwischen alter und neuer Bedeutung von reiTR. Noch oft tritt es
uns als 'Vers' entgegen. Beispiele bringt das DwB. Auch unter
den Composita mit re/772 befinden sich Bildungen, die da zeigen,
wie man im 17. Jahrliundert die neue Bedeutung zu verdeutlichen
suchte, Composita, die uns tautofogisch scheinen, die aber noch
aus der dahinter stehenden alten Bedeutung A*on 7'ei7?7 sich erklären.
Ygh 7Y7'77?Fu77d (Chr. Gryphius, Zesen s. oben S. 16 Anm. 3), re?727 e72c/??72g'
(Harsdörfer), 7"e7777D'77de7' (v. Freienthal), re/T??/??^????^ (Schotte]),
7'e?777.ge/7Ü77de (Wagenseil, Canitz, Drollinger), re/772^c/?/22M (Hars-
dörfer), re?77?^??iz sive re/772ge^eiz/e/72, stropha (Stieler) d. i. ein Satz
zusammengehöriger Verse. Auc]r Schottels re/77?^c/?/??^ für Strophe
ge]iörthierher (s. oben S. 16 Anm. 3 ; vgl. auch DwB. s. v.): d. i. eine zu
höherer Einheit zusammengeschlossene Zahl von Versen. Überhaupt
sitzt bei Schottef unter den Gelehrten des 17. Jahrhunderts die
afte Bedeutung noch am festesten: er schwankt hin und her, mit
merklicher Bevorzugung des alten. Man beachte seine Definition
(S. 844): A?7? T?c?777, ode7' Fe??^c/?er Fer^, e?7?e /c2277^i77?e^^/je
D7M77,?272g c/er fFörier, cer72?/MeDi er/or&T'^er g'ew?&er 7fe?77?77?a??^e72,
772?/ g-e/?ör?ge777 re? 777/???2i Mc/? ^cAZ/e^e???/. Das ist noch ganz Pusch-
manns Sprachgebrauch, das Compositum re?772/??22t erst ist re?2?2
im neuen Sinne. Dagegen heißt es in der zugehörigen Anmerkung:
DD ^wur c/o,^ Re?77?e72 e?77 72o/2ippe72c//g'e.s' Nd?/? c/e^ Fe?2^c/?e72 Fer^e^
?M, ^o ^c?r, dc?/i er c???c/7 c/e^/72?/öe72 e/77 Re?777 ye77e 7272ef adrc/ usw. f lier
ist die Erldärung des Wortes re/77? schon vom neuen Gebrauch
hende Schrift Wagenseils über den Meistergesang (1697) ist in der Termino-
logie schon unsicher. Wenn es da z. B. heißt (S. 522): DZe s?M.7??,p//e ReÜ7?e?7
süreö (wüc/?e sicA e/nsyi&ig 7-ei7?re77 und A://77ge7n/e Re/7??,e7r si7:fi, TveicAe sic/7 zfcei-
s?/ZFg 7-e/7??.e77, so ist das Subst. Reü??e7? zwar, wie meist bei Wagenseii, noch
im alten Sinne Puschmanns, den er ausschrieb, verstanden. Aber die Formu-
lierung begünstigt doch schon die Auffassung der deutschen Philologie. Ganz
?nodern umgefärbt lauteFs in R. WAGNERs poetischer Wiedergabe der WVgen-
seifschen Tabulatur: 'Der Vers hat seinen Reim am End'.
 
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