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Braune, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 11. Abhandlung): Reim und Vers: eine wortgeschichtliche Untersuchung — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34082#0036
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36

WlLHELM BRAUNE :

Glossar 73,2: Calculum numerum R, calculum ist mit numerum
mit n'fn glossiert. Im Zusammenhang kommt das Wort nur bei
Otfrid vor, der III 14, 1 in der Verbindung noA onA
rfm beide Worte als svnonyma bietet. Und auch in den beiden
anderen Stellen bei 0 (I 5, 2 und V 14, 89) kommt man mit der
sonst belegten Übersetzung numerus aus und hat nicht nötig mit
den Otfridwörterbüchern die Bedeutung 'Menge' oder 'Berech-
nung' zu erschließen. Denn auch das schwache Verbum
bei 01 11, 52 heißt pei'fectiv Gu Ende zählen, vollständig zählen^),
ebenso wie bei T 44, 20 rfmeiz das lat. numerare übersetzt. Dazu
kommt noch der in Anm. 2 (S.35) besprochene Beleg in Em. 19,
welcher ebenfalls das lat. numerus wiedergibU). Das sind alle bis
jetztnachgewiesenen Belege aus dem ahd., denen sich aus dem alts.
Unzahl (Hel. 410) und MTzgerwmnde.? unzählbar (Psahnen-
kommentar ed. WADSTEiN S. 12, 13. 14) anreiht. Sehr viel reichei'
belegt und in zahlreichen Gompositis vertreten ist das Wort im
ags., wo die Bedeutung von rbn ebenfalls 'Zahl', 'numerus' ist
und dazu das schw. v. rbnnn zählen. ist arithmetica,
rfwere Rechner, (f^egrw^ dierum numerus, gerfin Zahl, Rechnung,
ICalendei' uswP) Im altisl. ist rfin n. nui' in der abgeleiteten Be-
deutung Tomputus, Kalenderrechnung, Ivalender' (vielleicht aus
dem ags. entlehnt?). Wir haben jedenfalls in riin das altgerm.
Wort für Zahl zu sehen, welches mit keltisch 77777 entweder urver-
wandt oder in voi'geschichtlicher Zeit daher entlehnt ist.
Aber auf deutschem Boden ist dieses Wort schon im Laufe
des 9. Jahrhunderts ausgestorben. Daß es auf dem Rückzuge ist,
zeigt schon die spärliche Anzahl der Belege, welche nur bei 0.
noch auf einiges Leben schließen lassen. Der Grund des Aus-
sterbens ist wie so oft, daß ein anderes Woi't sich in seine Bedeu-
68), so daß gegenüber dem einen L-MA'/dc/w'o (Gl. 2, 329, 13) drei Fehi-
schreibungen stehen. Vgi. auch ScnATZ, Altbair. Gramm. S. 86.
R Otfrids starkes verbum mit seinem Causativum ü'/-c:'mcu
in ganz abweichender Bedeutung, läßt man besser beiseite.
Oie Glosse gehört zu Hieronymus in Matthaeum 1, 2 (ed. MiGNE S. 21)
'ut generationis sei'ies texereturh Sie lautet: 'series. numerus wi hrimh Das
series des Textes ist aiso zunächst durch n::7n.c/'i:s glossiert und dieses ivieder
durch /'ü?i.
^) Seit der mittelengl. Zeit ist Ln: durch das Fremdwort 7i;/m4c7' ersetzt
worden. Der späteste von den engl. Wörterbüchern (Stratmann, Murray)
gebuchte Beleg von 7-/777 ist aus Orm (1200). Neben 77:1777/707' ist 7n/e für Zahi
im englischen von geringer Bedeutung und jetzt ganz zurückgedrängt.
 
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