ReiniundYers:
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Und sprachlich ist i'ür das Französische und ProA^enzaiische gegen
die Annahme der Assimdation des /77t > w mit Dehnnng des vor-
hergehenden Vokals nichts einzuwendend). Nur F. Dmz mit seinem
ohen S. 35 angeiührten Einwurf, daß das itah damit unver-
einbar sei, hat die richtige Etymologie derart erschüttert, daß die
sachlich unmögiiche Anknüpfung an rfw (Zahl) bis aui MEYER-
LÜBKE die Oberhand behalten hat. Nun ist aber die Dichtung in
italienischer Sprache bekanntlich unter dem Einfiusse des Pro-
venzaiischen und Französischen entstanden. Die italienischen
Dichter dichteten iange provenzalisch, ehe sie ihre AFuttersprache
anwandten. Es ist selbstverständlich das itai. aus dem
Provenzaiischen entiehnt: die vorherrschende poetische Kultur
gab die technische Bezeichnung ebenso, wie später die antike
Kuitur mit ihrem auf romanisch-germanischem Boden das
aite nAie, riw als Bezeichnung des Verses verdrängte und es nur
in der abgeleiteten Bedeutung 'Reim' bestehen ließ. Auch das
spanische (port.) rimu ist natürlich aus der äiteren poetischen
Kuitur Frankreichs entlehnt^).
Ist afz. ri/Tze, prov. 7üm aus rhythmus entstanden, so ergiht
sich von selbst, daß seine älteste und Grundbedeutung 'Vers'
sein muß, wie dies auch der tatsächiichen Überiieferung entspricht.
Denn mlat. 7'A?///?7??n^ ist der versus rhythmicus, der akzentuierend
gebaute Vers im Gegensatz zum quantitierenden versus metricus
der antiken Poesie. ZfAy/A?????.? galt das ganze Mittelalter hindurch
in lateinischen Schriften ais Entsprechung des afz. 7'77??e. Es machte
denn auch auf französischem Boden die Entwicklung zur abgeieite-
ten Bedeutung homoeoteleuton mit, so daß lat. 7'A?//A7????^ schließ-
lich auch 'Reim' heißt. Vgl. das bei WRDAM, mndi. AVb. 6, 1419
ausgehobene Zitat aus Kiliaens Wörterbuch (16. Jahrhundert):
,,7'f/7?7., 7'?/7??e, rhythmus, numerus, metrum, carmen homoeoteleuton,
Das mhd. /-////. muß dagegen auch aus sprachlichen Gründen deshalb
aus dem frz. entlehnt sein, weil da eine ?\ssimiiation des ?/?/ nicht stattgefun-
den haben würde. Auf Grund eines vulgärlat. /'üwo > würde es mhd.
/'üeuz. lauten müssen (vgi. mhd. A/'/'se/??, ahd. c/'/'sa/?? aus lat. cA/'/'s//?.a), das
mitteiiat. /'ynnus dagegen wüi'de mhd. */-ü/??es ergeben haben: schon ahd.
ist einmal in der Tegernseer Yirgiiglosse zu Aen. \ i., 646 (Ahd. Gi. 2, 657, 64)
der Dat. Pi. /'/'?/??Msc// belegt, als Giosse zu /?M/??c//s, welches an der Alrgiistelle
'Yersglied, Takt' bedeutet.
^) Die Entlehnung des ital.-span. /-ü??ct wird schon von FALK-Tonr,
Etym. Wb. 900 angenommen.
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Und sprachlich ist i'ür das Französische und ProA^enzaiische gegen
die Annahme der Assimdation des /77t > w mit Dehnnng des vor-
hergehenden Vokals nichts einzuwendend). Nur F. Dmz mit seinem
ohen S. 35 angeiührten Einwurf, daß das itah damit unver-
einbar sei, hat die richtige Etymologie derart erschüttert, daß die
sachlich unmögiiche Anknüpfung an rfw (Zahl) bis aui MEYER-
LÜBKE die Oberhand behalten hat. Nun ist aber die Dichtung in
italienischer Sprache bekanntlich unter dem Einfiusse des Pro-
venzaiischen und Französischen entstanden. Die italienischen
Dichter dichteten iange provenzalisch, ehe sie ihre AFuttersprache
anwandten. Es ist selbstverständlich das itai. aus dem
Provenzaiischen entiehnt: die vorherrschende poetische Kultur
gab die technische Bezeichnung ebenso, wie später die antike
Kuitur mit ihrem auf romanisch-germanischem Boden das
aite nAie, riw als Bezeichnung des Verses verdrängte und es nur
in der abgeleiteten Bedeutung 'Reim' bestehen ließ. Auch das
spanische (port.) rimu ist natürlich aus der äiteren poetischen
Kuitur Frankreichs entlehnt^).
Ist afz. ri/Tze, prov. 7üm aus rhythmus entstanden, so ergiht
sich von selbst, daß seine älteste und Grundbedeutung 'Vers'
sein muß, wie dies auch der tatsächiichen Überiieferung entspricht.
Denn mlat. 7'A?///?7??n^ ist der versus rhythmicus, der akzentuierend
gebaute Vers im Gegensatz zum quantitierenden versus metricus
der antiken Poesie. ZfAy/A?????.? galt das ganze Mittelalter hindurch
in lateinischen Schriften ais Entsprechung des afz. 7'77??e. Es machte
denn auch auf französischem Boden die Entwicklung zur abgeieite-
ten Bedeutung homoeoteleuton mit, so daß lat. 7'A?//A7????^ schließ-
lich auch 'Reim' heißt. Vgl. das bei WRDAM, mndi. AVb. 6, 1419
ausgehobene Zitat aus Kiliaens Wörterbuch (16. Jahrhundert):
,,7'f/7?7., 7'?/7??e, rhythmus, numerus, metrum, carmen homoeoteleuton,
Das mhd. /-////. muß dagegen auch aus sprachlichen Gründen deshalb
aus dem frz. entlehnt sein, weil da eine ?\ssimiiation des ?/?/ nicht stattgefun-
den haben würde. Auf Grund eines vulgärlat. /'üwo > würde es mhd.
/'üeuz. lauten müssen (vgi. mhd. A/'/'se/??, ahd. c/'/'sa/?? aus lat. cA/'/'s//?.a), das
mitteiiat. /'ynnus dagegen wüi'de mhd. */-ü/??es ergeben haben: schon ahd.
ist einmal in der Tegernseer Yirgiiglosse zu Aen. \ i., 646 (Ahd. Gi. 2, 657, 64)
der Dat. Pi. /'/'?/??Msc// belegt, als Giosse zu /?M/??c//s, welches an der Alrgiistelle
'Yersglied, Takt' bedeutet.
^) Die Entlehnung des ital.-span. /-ü??ct wird schon von FALK-Tonr,
Etym. Wb. 900 angenommen.