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Braune, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 11. Abhandlung): Reim und Vers: eine wortgeschichtliche Untersuchung — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34082#0041
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Reim und Vers.

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Vers gefaßt, wie auch aus den folgenden Ausführungen hervorgeht:
'Gonstant autem rythmi nostri vario syhabarum numero . .
Habemus etiam trisyhabos . . . heptasyllabicos rythmos usw. —
Aber bei Joh. Clajus 1578 (ed. FR. WEiDLiNG, Straßburg 1894)
S. 174, wo von der Möglichkeit die Rede ist, die antiken Versmaße
im Deutschen nachzuahmen, wird hervorgehoben, daß auch solche
Verse den Reim tragen können: Hn fine versus nihilominus servari
potest rythmus et in Heroicis ac Pentametris etiam in medio'.
Hier ist rythmus deutlich im Sinne von 'Reim' gebraucht. Es
istersichtlich, daß die internationale Gelehrtensprache der Hu-
manisten hier die französische Umdeutung von rythmus früher in
Deutschland auftreten läßt, als sie beim deutschen Worte Reiw
sich zeigte, welche erst von M. Opitz eingeführt wurde. Und
dieser selbst in der deutschen Poeterei (Neudruck 39 ff.) braucht
neben dem von ihm in Aufnahme gebrachten, aus dem Französi-
schen übersetzten 'männlichen' und 'weiblichen' Reim auch das
lateinische 'rhythmus mascuiinus' und "foemininus'.

Zweimal hat die deutsche Dichtung unter dem überwiegenden
Einflusse der französischen gestanden: im 12./13. und im 17./18.
Jahrhundert. Reide Flutwellen französischen Einflusses sind für
die Entwicklung des Wortes reim maßgebend gewesen: die erste
brachte das Lehnwort selbst in seiner ursprünglichen Redeutung,
die zweite bewirkte den Bedeutungswandel, welcher unserem
heutigen Sprachgebrauche zugrunde liegt.
 
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