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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0059
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AAAMundZQH.

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als Zentrum erreicht, aber das von den verschiedenen Tendenzen
mehrfach überzeichnete Bild Adams hat seine Einheitlichkeit nun
vohends verloren. Weder zu der Idee des strahlenden Ehenhildes
Gottes, noch zu der des sündlosen Patriarchen aui dem heiligen
Berg wili der von der christlichen Dogmatik aus orientierte, den
krönenden Abschluß des G-anzen repräsentierende Gedanke passen,
daß Wasser und Blut aus Ghristi Seitenwunde dem unter dem
Kreuz liegenden Adam in den Mund träufeln und so an ihm die
heiligen Sakramente der Taufe und zugleich des Abendmahls,
d. h. die Erlösung, vollziehen. Der siegende christliche Erlösungs-
gedanke macht die ganze Verherrlichung Adams im Grunde un-
gültig.
Und noch eine stärkere Erweichung der Auffassung Adams
weist das äthiopische Adambuch auf. Großenteils ist auch hier
der alte Bestand der hellenistischen Legende beibehaiten. Adam
ist pneumatisch erschaffen; ausdrücklicher noch als in der Schatz-
höhle werden die Merkmale göttlichen Wesens wieder und wieder
betonth Dazu kommt der Vorstellungskreis der Schatzhöhle.
Der heilige Berg wird nach dem Sündenfall der Aufenthaltsort
Adams und seines Geschlechts. Adam lebt —hier zwar mit starkem
Schuldbewußtsein in Beue und Buße — ein heiliges Leben, das,
wie wir oben sahen, in der Vorbildlichkeit der Leiden Christi ein

der Ghristusweissagung stellen zu können. —- Schließlich steht hier wie dort
die gleiche, ursprünglich wohl eranische, Dämonologie (s. noch in der Schatz-
höhfe S. 4 die persische Bezeichnung Daiwa für Satan!) im Hintergrunde,
nach welcher ganze Scharen \mn Dämonen unter einer bösen Gottheit der
guten Gottheit feindlich entgegenwirken. Unter diesem Gesichtspunkt wili
die Lehre verstanden sein, daß die Dämonen (S. 32, 34) resp. die gefaflenen
Engel (#07%. 8,14) die Menschen Astronomie und Magie gelehrt und sie zu
Blutopfern veranlaßt hätten (#07%. 9,14; Schatzhöhle S. 32).
i ,,Sie waren noch vofl von cfen Gnadengaben des Lichtreichs, sie hatten
noch keinen Sinn für das irdische Wesen" (DiLLMANN S. 14). ,,Adam, soiange
du in meinem Garten warst, wußtest du nichts von Müdigkeit und Leiden
und nichts von deines Körpers Veränderung und von Schwinden des Schiafs
aus denAugen"(DiLLMANN S.35; ebenso kurz vorher ,,aus unsernAugen ist
der Schiaf verschwunden vor Müdigkeit und Weinen"; die Stelle scheint
späterem Mißverständnis zufolge verdorben. Ursprünglich wird gemeint sein,
Müdigkeit und Weinen haben ihnen erst das erniedrigende Schlafbedürfnis
verursacht, vgi. oben S. 26 Anm. 1). — Die Tiere sind ihnen untertan und die
Elemente (S. 34 und 40) ,,viele Engel sind mit ihnen im Garten" (S. 49),
,,lebend" (unsterblich) sind sie und ,,erhaben" über das was sie nach dem Sün-
denfall werden (S. 37).
 
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