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L. TROJE:
Der Nachweis ägyptischen Einflusses auf die apokryphe
Adamliteratur ist nicht schwer zu erbringen. Bei einer ganzen
Reihe von Unstimmigkeiten und fremdartigen Ideen, die der
haggadischen und der christlichen Tendenz nicht auf ihrem eigenen
Boden zugewachsen sein können, und für welche orientalischer
Einfluß nicht. oder nicht allein in Frage kommen kann, stößt man
bei näherer Prüfung auf unverkennbar ägyptisches Gedanken-
gut. Es handelt sich dabei um die Apokalypse Moses und die
Vita, samt den vom gleichen Urtext teils mehr, teils weniger
abhängigen slavischen und armenischen Adamschriften, sowie um
das äthiopische Adambuch.
Ganz lose in die Erzählung eingefügt, und in einigen Einzel-
heiten von ihr aus auch nicht verständlich, gibt sich zunächst die
Episode vom Iiampfe des Seth mit demTiere als ein solches, auf ägyp-
tischer Sage und Vorstellung beruhendes fremdes Einschiebsel zu
erkennen. Eva ist nht Seth, dem dritten Sohne Adams, dem
Träger der'götthchen Bundestraditioii,lauf demAVege zum Para-
diese, um dem sterbenden Adam das 01 vom Lebensbaum zu holen
(Apok. Moses 10ff.): ,,da sah Eva, wie ihren Sohn ein Tier be-
kämpfte. Da weinte Eva und rief . . . «du böses Tier, fürchtest
du dich nicht, Gottes Ebenbild zu bekämpfen, da du doch einst
GottesEbenbild unterworfen worden bist?)> Darauf rief dasTier
«Eva, nicht gegen mich [richte sich] deine Anmaßung und dein
Weinen, sondern gegen dich [selbst]. Ist doch die Herrschaft der
Tiere erst durch dich entstanden. . . u> Spricht Seth zum Tiere
«halte deinen Mund und schweige, steh ab von Gottes Ebenbild
bis zum Tage des Gerichts.)> Darauf sagt das Tier zu Seth «siehe
ich stehe ab von Gottes Ebenbild^, und es ging in seine HütteV^
Ähnlich erzählt die Vita (37—39) den Vorgang, sowie auch das
slavische Adambuch (11—15) und die armenischen Adamschriften
(PREuscHEN S. 206f. und 171); nur erklärt die Vita mit bezug auf
Genesis 3, 15 das Tier für eine Schlange und läßt Seth von ihr
,,mit den Zähnen" verwundet werden, während mehrere Hand-
schriften des slavischen Adambuches nach einer vermutlich älteren
i Genau wie die durch magische Sprüche umgestimmten dräuenden
Sterngottheiten der Mithrasliturgie ,,wieder an den Ort ihrer Tätigkeit gehen"
(A. DiETERiCH, dinAra.sütM/'g'ze S. 7), oder wie im zweiten ,,Buche Jeu" die
Archonten und Aeonen davonstieben (C. ScHMiDT, Gnoei. b'c/irL'RcM ü?. Acp-
tLcAcr ^pracAe MMS JeiM Ao^ex: Tezie MMC^ DMiersMC^MMgeM \ ΠΓ
1892 S. 215ff.).
L. TROJE:
Der Nachweis ägyptischen Einflusses auf die apokryphe
Adamliteratur ist nicht schwer zu erbringen. Bei einer ganzen
Reihe von Unstimmigkeiten und fremdartigen Ideen, die der
haggadischen und der christlichen Tendenz nicht auf ihrem eigenen
Boden zugewachsen sein können, und für welche orientalischer
Einfluß nicht. oder nicht allein in Frage kommen kann, stößt man
bei näherer Prüfung auf unverkennbar ägyptisches Gedanken-
gut. Es handelt sich dabei um die Apokalypse Moses und die
Vita, samt den vom gleichen Urtext teils mehr, teils weniger
abhängigen slavischen und armenischen Adamschriften, sowie um
das äthiopische Adambuch.
Ganz lose in die Erzählung eingefügt, und in einigen Einzel-
heiten von ihr aus auch nicht verständlich, gibt sich zunächst die
Episode vom Iiampfe des Seth mit demTiere als ein solches, auf ägyp-
tischer Sage und Vorstellung beruhendes fremdes Einschiebsel zu
erkennen. Eva ist nht Seth, dem dritten Sohne Adams, dem
Träger der'götthchen Bundestraditioii,lauf demAVege zum Para-
diese, um dem sterbenden Adam das 01 vom Lebensbaum zu holen
(Apok. Moses 10ff.): ,,da sah Eva, wie ihren Sohn ein Tier be-
kämpfte. Da weinte Eva und rief . . . «du böses Tier, fürchtest
du dich nicht, Gottes Ebenbild zu bekämpfen, da du doch einst
GottesEbenbild unterworfen worden bist?)> Darauf rief dasTier
«Eva, nicht gegen mich [richte sich] deine Anmaßung und dein
Weinen, sondern gegen dich [selbst]. Ist doch die Herrschaft der
Tiere erst durch dich entstanden. . . u> Spricht Seth zum Tiere
«halte deinen Mund und schweige, steh ab von Gottes Ebenbild
bis zum Tage des Gerichts.)> Darauf sagt das Tier zu Seth «siehe
ich stehe ab von Gottes Ebenbild^, und es ging in seine HütteV^
Ähnlich erzählt die Vita (37—39) den Vorgang, sowie auch das
slavische Adambuch (11—15) und die armenischen Adamschriften
(PREuscHEN S. 206f. und 171); nur erklärt die Vita mit bezug auf
Genesis 3, 15 das Tier für eine Schlange und läßt Seth von ihr
,,mit den Zähnen" verwundet werden, während mehrere Hand-
schriften des slavischen Adambuches nach einer vermutlich älteren
i Genau wie die durch magische Sprüche umgestimmten dräuenden
Sterngottheiten der Mithrasliturgie ,,wieder an den Ort ihrer Tätigkeit gehen"
(A. DiETERiCH, dinAra.sütM/'g'ze S. 7), oder wie im zweiten ,,Buche Jeu" die
Archonten und Aeonen davonstieben (C. ScHMiDT, Gnoei. b'c/irL'RcM ü?. Acp-
tLcAcr ^pracAe MMS JeiM Ao^ex: Tezie MMC^ DMiersMC^MMgeM \ ΠΓ
1892 S. 215ff.).