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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0085
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ΑΔΑΜυηάΖΩΗ.

85

Adams Leichnam zu beschickenh Selbstverständiich stammt das
wohlriechende Ö1 aus dem Paradiese; auf Michael fällt die Rolle
des Anubis^, gemeint ist der ägyptische Ritus der ,,Verklärung"
(von deren sichtbarer Wirkung noch Suidas beim Bericht von der
Bestattung des Heraiskus unmißverständlich sagt: ,,da leuchtete
sein Körper plötzlich durch die Binden hindurch, zum Zeichen,
daß er mit den Göttern vereinigt war" ERMAN S. 276), dahinter
steht der heidnische Zweck der Vergöttlichung. AVo im Hellenis-
mus Ö1 imm Baum des Lebens oder überhaupt wunderkräftiges
Ö1 in der Form der Salbung bei Toten oder Sterbenden verwandt
wird, da werden wir es außer mit östlich orientalischen Einflüssen
zweifellos auch mit einer Nachwirkung des ägyptischen Ritus zu tun
liaben. Trug somit zur hellenistischen Auffassung vom Wunderöl
die persische Anschauung die Beziehung zum Paradiesesbaum

^ Hier möchte ich nebenbei auf eine Ahnlichkeit aufmerksam machen,
die die koptische Bartholomäusapokalypse, in der nicht Michael sondern
Rafael Adam ,,mit dem ÖL feiert, in ihrer Engelovation mit der Prozession
der Götter aufweist, welche bei den Osirismysterien unter den begleitenden
Sprüchen und Reden der Priester dem Osiris die Gaben zur Einbalsamierung
bringen (cf. G. RoEDER, UTAMncfen,, Stundenwachen an der Leiche des Osiris
S. 34ff.). Die Ungleichartigkeit der Engelgaben würde sich dann ieicht da-
durch erklären, daß die Vorlage hier nur verschiedene Öle, kühles Wasser,
Salbe und Weihrauch bietet und der A'erfasser der Apokalypse diese durch
hinzuerfundene Moti\m (Frieden, gute Botschaften, Früchte, Kleider, Kränze
usw.) ergänzt hat. Auch die stereotype Aufzählung ,,Raphael mit dem heiligen
Öl'\ ,,Raguel mit dem lebendigen Wasser" usw. gibt den Eindruck der Pro-
zession im Schauspiel genau wieder. (Trotzdem Raphael der Engel der Krank-
heiten ist [φυλκχτήρίον des Parisinus 2316 Bl. cf. REiTZENSTEiN,
PoiuM.ncfres S. 292 f. — Jalkut Schim. Beresch. 132 cf. W. WEBER, Aysient
der ctZisynctgogctZeM paZäsiiAeMsi'sc/ieM PAeoZog/e S. 166, —- BEN GoRiON,
Actgen <ier Jinfen I S. 114 usw.], würde das von ihm gebrachte Ö1 hier dann
doch nicht das von Adam begehrte Heilmittel bedeuten, sondern den Sinn
haben, der ihm in der Mysterienvorlage zukommt.)
2 Schon W. LuEKEN, äi/c/zcte/ 1898 S. 72 führt alsBelege für die A'er-
bindung von Michael und Anubis einige Gemmen an (Kopp, Pa/cteogrctp/n'ct
crüfca. IA* p. 226f. § 764 und 199ff. § 742—4) und vergleicht an anderer Stelle
(S. 120) — allerdings ohne den Zusammenhang hervorzulieben -— die Be-
stattung des Adam durch Michael mit der des Moses (Epiph. Acter. 64, Oeku-
menius CoiMni,. w ep/si. JMJ.), des Abraham (Testament. Abrah. c. XX)
und des Zacharias (6,2,6; BERENDTS AiMJfen M&er ZacActrMsapo/crypAeM
MnJ Zctc/ictr/cts/egeMc/eM, Leipzig 1895 S. 77f.). Auch hier wird überall von
Aiichael und den anderen Erzengeln die Leiche auf Purpur oder Byssosgewänder
gebettet und mit Ö1 gesalbt.
 
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