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Troje, Luise; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 17. Abhandlung): Adam und Zoe: eine Szene der altchristlichen Kunst in ihrem religionsgeschichtlichen Zusammenhange — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34088#0087
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ΑΔΑΜ und ΖΩΗ.

Galt nun einmal das Ö1 als magisches Universalmittel gegen
Ivrankheit und Tod^, so mußte das Verlangen des sterbenden Adam
zwar ahgemeinem Verständnis begegnen, aber aus der Tendenz
der hehenistischen Adamlegende, die Adams Anspruch auf ewige
Paradiesesfreuden doch gerade mit Nachdruck aus seiner Bestim-
mung herleitet, fäht diese Vorstehung vohkommen heraus, was
freilich einen Beweis mehr für ihre fremde Herkunft bedeutet.
Magische Mittel neben dieser Tendenz sollten eigentlich ausge-
schlossen sein. Dennoch kann es keinem Zweifel unterliegen, daß
jene Zeit sich an diesem Widerspruch nicht stieß. Das äthiopische
i Vgl. als Beispiel für die in der koptischen Legende durchweg wohl-
bekannte magische Heilkraft des Öls z. B. die Geschichte vom König Arme-
nios von Tarsos(AMELiKEAU I p. 172sq, s. auch p. 76, 80, 81), welcher nachts
von einem Engel die Traumanweisung erhält, den schwerverwundeten frem-
den König mit Öi zu salben, worauf dieser sofort gesund wird. — Wichtiger
aber und weit über das Gebiet des Aberglaubens hinaus für die Religions-
geschichte von Bedeutung ist die zweite Wunderkraft des Ols gewesen, in
welcher es, den obigen Texten Diodor 1,25 und Vita 36 entsprechend Un-
sterblichkeit, resp. ewiges Leben zu verleihen vermag, s. BoNWETSCn, Die
apo/crypizen Pragen cieg Rori/zoiomÖMg, Aac/?/'. ä. Ges. ä. tFhs. Göttingen
1897 8. 27: έχάλεσέ'? με ό ποίτήρ Χρ^στόν, Άίχ χίχτέλΑω έπί. γης χκί χρίσω
πάντκ κν-9-ρωπον έρχόμεοο\/ τω έλκίω της ζωης; dann den Bericht des Irenäus
(I 21,5), daß gewisse Anhänger der gnostischen Sekte der Markosier ihre
Sterbenden mit Ö1 gesalbt und darüber gebetet hätten, um deren Seelen
gegen Angriffe der feindlichen Geisterwelt zu sichern. Überhaupt bietet die
Gnosis hier viele Beispiele (Codex Brucianus, Pistis Sophia) und ebenso die
apokryphe Literatur der Apostelakten (mehrere Ölsalbungen sakramentalen
Charakters in den Thomasakten), vgl. W.BoussET, 77ctMpip/-o&^eme S. 297ff.
— Ais merkwürdig zähe, weit verbreitete Überzeugung hat die magische
A'orsteliung vom wunderkräftigen Ö1 auch Eingang ins Evangelium gefunden,
s. die erste Aussendung der Jünger Markus 6, 13, wo-sie viele ,,Gebrechliche
mit Ö1 salben und sie heilen" und Jak. 5,14: über einem Kranken sollen die
Ältesten der Gemeinde beten und ihn mit Ö1 salben (s. auch 2. Kor. 1, 21 und
1. Joh. 2, 20, 26—27). Aus dieser Praxis aber, die von der der Markosier bei
Irenäus in Wirklichkeit nicht allzuweit abliegt, hat sich seit dem 5. Jahrhun-
dert (LooFS Dog/MeMgescäicAie 1893 § 66, 2 Anm.; im Abendlande seit dem 8.)
das katholische Sakrament der Ölung als Heilmittel ,,gegen Schwächen der
Seele und des Leibes" und noch später — als Wrmittlung mag der bei Diony-
sius erwähnte Usus s. oben S, 81 Anm. 2 zu betrachten sein — das speziell
römisch-katholische der letztenÖlung als Sterbesakrament entwickelt. HERZOG-
HAucn Bd. 14, S. 304ff. — In dem Gegensatz der griechisch-katholischen
Bezeichnung (und Praxis) ευχέλκί,ον (Gebetsöl)undderrömisch-katholischen
έσχ&τη χρίσί,ς (letzte Ölung) läßt sich noch die doppelte verschiedene Bedeu-
tung des Öls in bezug auf Krankheit und Tod erkennen, wie sie in der Apoka-
lypse Moses vorliegt.
 
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