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Dove, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 8. Abhandlung): Studien zur Vorgeschichte des deutschen Volksnamens — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34079#0010
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10

ALFRED DoVE:

von fremder Abkunft befanden. Hätten sich die 'Germanen'
diesen ihnen von außen angetragenen Gemeinnamen jemals ernst-
lich als solchen zugeeignet — was indes, wie bereits bemerkt ward,
nicht der Fah ist^ — so ließe sich daraus immerhin auf ein empfun-
denes Bedürfms nach einem derartigen Ausdrucke schfießen.
Von einer selbsterzeugten Gesamtbezeichnung, wäre es auch nur
für die germanische Rede, findet sich hingegen vohends keine
Spur. Das Wort 'deutsch', wo es — ein einziges Mal in früheren
Tagen — m der gotischen Bibelübersetzung begegnet, ist weder
ein Name, noch hat es den verlangten Sinn. Was endlich der
Fleiß JvKOB GRiMMS an Belegen für die anerkannte 'Volksgemäß-
heit' des germanischen Idioms zusammengetragen, verfehlt aus
dem oben hervorgehobenen logischen Grunde völlig seines Zweckes.
Es ist ihm daher durchaus inißlungen, eine mündliche Präexistenz
des Namens 'deutsch', die nach seiner Meinung in unvordenkliche
Urzeit hinaufgereicht haben würde, jenseits der karolingischen
Periode glaublich zu machen. In dem durcli die' Quellen für die
genannte Epoche bewiesenen Auftreten eines in Wahrheit allein
die Deutschen umfassenden Sprach- und Volksnamens erblickt
deshalb heute niemand mehr mit dem verehrten Manne eine durch
örtliche Erstarrung bewirkte Verengerung des ehemals weithin in
beweglicher Zartheit ausgedehnten Nationalitätsbegriffes. Jeder-
mann erkennt darin vielmehr eine zum ersten und einzigen Mal

* Vgl. WviTZ, Deutsche A'erfassungsgesch. D 30 (in der vortrefflichen
Anmerkung über die Namen Germanen und Deutsche). Daß in der gelehrten
Literatur auch auf germanischer Seite der Narne 'Germanen' erscheint, ver-
steht sich von selbst, da dieselbe einfach an die antike Tradition anknüpft.
Dabei waften indes historisch-geographische Gesichtspunkte vor, nicht eigent-
lichethnologische. Manerinnertesicheinerseitsdes aiten Germaniens zwischen
Scythenland und Rhein, Donau und Meer, andererseits dersobenannten römi-
schen Rheinprovinzen (s. Isid. etymol. XI\h 4, 4; frei benutzt bei Paul. h.
Lang. I, 1). Jordanis trennt daher selbst die Goten, indern er sie mittels der
Wandersage in Heimatsgemeinschaft mit den Skandinaviern bringt (Get. 9;
25), überall bestimmt von den (deutschen) Germani (Get. 24; 58; 67; Rom.
287) und nennt auch einmal mit örtlichem Akzent: Germanorum terras, quas
nunc Franci optinent (Get. 67). Wenn seine byzantinischen Zeitgenossen
gar Franken und Germanen kurzerhand identifizieren, so schwebt ihnen dabei
der Niederrhein doch wohl auch nur als Hauptlinie römisch-germanischer
Berührungen vor. Daß darauf der vorgeschichtliche Drsprung des Germanen-
namens, den Tacitus ebendorthin verlegt, noch von Einfluß gewesen sein
könne, was WAiiz (a. a. O. S. 29) immerhin für möglich häit, scheint mir
ausgeschlossen.
 
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