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Dove, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 8. Abhandlung): Studien zur Vorgeschichte des deutschen Volksnamens — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34079#0015
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Studien zur Vorgeschichte des deutschen A^olksnamens.

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voriiandenen Schwierigkeiten aufzuheben, denselben vielmehr ein-
fach eine neue hinzu. Wie afle Richtungen, die zwischen einem
notwendigen Entweder—oder durch ein unausführbares Sowohi—
als auch zu vermitteln streben, hat sie daher die herrschende
Verwirrung lediglich gesteigert.
Nun darf man es fürwahr keinem vorwiegend praktischen
Kopf lm geringsten übel nehmen, wenn er die ganze Sache für
eine armselige Dokt.orfrage hält, an deren Entscheidung unserer
Nation, nachdem sie einmal glüc.klich so oder so zu lhrem Namen
gekommen, nichts gelegen sei. Wir wünschen einzig, daß die-
jenigen, welche an dieser Frage trotzdem Anteil nehmen, es mit
uns als einen unerfreulichen Zustand ansehen, daß sie unerledigt
geblieben. Und so weist denn auch die neueste germanistische
Erörterung, welche dem Gegenstande gewidmet worden, der Artikel
'deutsch' in dem etymologischen Wörterbuch unserer Sprache
von FmEDRiCH IvLUGE^, mit voller Schärfe darauf hin, daß in der
,,eigenartigen und weitläufigen Geschichte des Wortes 'deutsch'
— die nach ihrer lautlichen Seite λωη dem Verfasser kurz und gut
besprochen wird — einen dunklen Punkt die wesentliche Frage
bilde, wie das allgemeine Wort 'VoIk' die neuere Spezialisierung
erhalten konnte", d. h. mit anderen Worten, wie 'deutsch' -
unter der Voraussetzung, daß esA^oIksgemäß'bedeute — überhaupt
zum Eigennamen zu werden vermochte. Diesen dunklen Punkt
zu erhellen, unterfangen sich die folgenden Zeilen keineswegs;
jvohl aber ist es ihr Wunsch, ihn gänzlich hinwegzuräumen. Es
gilt den Versuch, zu zeigen, daß jede ersinnliche Vermutung über
den Ursprung des Namens 'deutsch', die von jener Voraussetzung
i F. KLUGE, Etymolog. Wörterbuch der deutschen Sprache, Straßburg
1883, S. 49. — Leider gehört, von der rein linguistischen Seite abgesehen,
der betr. Artikel zu den minder glücklichen des an Aufschlüssen reichen Bu-
ches. Die chronologischen Daten sind ungenau; die sachliche Auskunft ist
überhaupt recht dürftig und entbehrt zudem der Ordnung. Jedenfalls hätte
man, wenn nicht an dieser Stelle, dann wenigstens in der Einleitung des
Werkes, welche die Perioden der deutschen Sprachgeschichte bis in die Karo-
lingerzeit skizziert, eine eingehendere Eröffnung erwarten dürfen. Auch dort
übrigens wird der Geschicht#freund betroffen, wenn er (S. XX) liest, daß
,,bis ins 7. Jahrh., bis 635 (die doppelte Zeitangabe schließt einen Druck-
fehler aus) die Alemännen unter gotischer Botmäßigkeit gestanden" hätten!
SoIIte nicht der Hauptwert historischer Jahreszahlen stet.s in ihrer Richtigkeit
zu suchen sein? — In der lehrreichen Rezension des KLUGEschen Werkes von
J. FRANCK(Anzeigerfür deutschesAItertum XI)wird übrigens jede Schwierig-
keit in der Erklärung des Namens 'deutsch' aufs neue verkannt und geleugnet.
 
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