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Dove, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 8. Abhandlung): Studien zur Vorgeschichte des deutschen Volksnamens — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34079#0016
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16

ALFRED DOVE:

ausgeht, daß darunter 'volksgemäß' zu verstehen sei, auf unüber-
steigliche Hmdernisse, sei es historischer, sei es sprachlicher, sei
es logischer Art stoße. Es gdt sodann, mit der Lossage von der
wunderschönen, aber unhaitbaren und ohnehin bereits schwer
genug verstümmelten Anschauung JAKOB GRiMMs vollen Ernst
zu machen; an ihre Stelle dagegen einen anderen Vorschlag zu
setzen, der natürlich ebenfalls Hypothese sein und bleihen muß,
für den wir jedoch die Anerkennung verhoffen, daß er, ohne der
Einbddungskraft nach irgendwelcher Seite hin erhebliche An-
strengung zuzumuten, über die geschichthchen Bedingungen und
Umstände des fraglichen Idergangs mehr Licht verbreite, als ahe
sonstigen Annahmen.

H.
,,Nachdem das gotische thiudisko έ-9-νί.κως (Galater 2, 14)
aufgefunden ist, darf an der Ableitung von thiudisks έΑνίχός
aus thiuda έ9-νος nicht gezweifelt werden; folglich stammt auch
das althochdeutsche diutisc aus diot, das angelsächsische theodisc
aus theod." Aus diesen Worten JAKOB GRiMMs^ erkennt man
deutlich die linguistische Basis der herrschenden Ansicht vom
Ursprunge des Namens 'deutsch'. Den eigentlichen Grundstein
hildet also — wie der Stein von Rosette das Fundament de.r Ent-
zifferung der Hieroglyphen — die Entdeckung eines gotischen, an
einer einzigen Stelfe der Bibelübersetzung des Ulfilas^ vorkom-
menden Wortes, welches einerseits in seiner Lautgestalt jenem alt-
deutschen Namen vollkommen entspricht, auf der anderen Seite
seinem Gedankengehalt nach durchsichtig wird durch sein Wr-
hältnis, sowohl zu dem unmittelbar gegenüberstehenden griechi-
schen Ausdruck, als auch zu seinem eige.nen, abermals vornehm-
lich aus dem griechischen Texte zu erläuternden Stammwort im
Gotischen selbst. Ein schmaler Grundstein, wenn man will, allein
jedenfalls von unzerstörbarem wissenschafthchen Gefüge; man
hätte nur für den Aufhau der Theorie ^ine Tragkraft genauer in
Anschlag bringen sollen.
^ Grammat. P, 12.
^ Ich nenne ihn der Bequemlichkeit zuliebe als Urheber und berufe
mich dafür auf die schöne Stelle in ScHERERS Gesch. der deutschen Litera-
tur S. 34.
 
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