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Dove, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1916, 8. Abhandlung): Studien zur Vorgeschichte des deutschen Volksnamens — Heidelberg, 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.34079#0062
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62

ALFRED DOVE:

Ausdrücke "Ελληνες und pagani, eine bei weitem günstigere Be-
leuchtung! Sie wurden jetzt desto entschiedener zu peripherischen
Bezeichnungen der Heidenwelt im großen, deren Idee für die
Iiirche, jung und mutig wie sie war, doch eher eine Aufforderung
enthielt, als eine Bedrohung. Es ändert an dieser Sachlage im gan-
zen nichts, daß man wenigstens im Lateinischen alsbald auch die
Angehörigen der gentes, zumal wo sie der Predigt feindlichen
Widerstand leisteten, pagani benannte, oder daß man in akzen-
tuierter Rede zu Iiombinationen, wie gentes paganae, grifP. Noch
fester gestaltete sich indes das eingetretene sprachliche Verhält-
nis durch die Tatsache, daß nunmehr für die Dauer der Bereich
der έΕνη oder gentes als 'Völkerschaften\ oder der gentes als
'Barbaren', mit dem der έθ-νη oder gentes als 'Heiden' zusammen-
fieh Eine äußere Folge davon ist die Verlegenheit, in die man
z. B. gegenüber den Berichten Gregors von Tours von dem wilden
Gebaren der rechtsrheinischen gentes gerät; man ist häufig darüber
in Zweifel gewesen — wir kommen noch darauf zurück^ — ob er
sie dabei mehr als Heiden, oder als Barbaren, oder endlich einfach
als deutsche Völkerschaften im Auge hat. Eine innere Konsequenz
bildet dagegen die interessante Verwendung von barbarus im heid-
nischen Sinne, das man jetzt eben in jeder Hinsicht mit gentilis
auf eine Stufe zu stellen geneigt ward. Mit den geringschätzigen
Worten: dum adhuc teneretur barbara, blickt der Verfasser jenes
Prologs zum salischen Recht auf die Heidenzeit der gens Franco-
rum zurückh Eine noch hedeutsamere innere Wirkung aber ist
^ Salv. d. gub. D. 7, 63 etiam paganae ac ferae gentes; Beda h. eccl.
II, 4 ad praedicandum gentibus paganis. -—- Als pagani werden ebd. V, 10,
gewiß mit besonderem Abscheu, die altsächsischen Mörder der beiden Hewalde
bezeichnet.
^ S. unten VI A.
s Der Beweis liegt in dem vorhergehenden ad catholica(m) fide(m)
nuper conversa et immunis ab herese. Andere Beiege aus fränkischen Quellen
für barbarus = Heide s. bei WAiTz, Vfg. IH, l S. 71 A. 3; 126. Vgl. Aldhelm.
de aris über den Apostel Paulus: hic erat egregius doctor mundique magister,
barbara convertens doctrinis agmina sanctis (Poet. Latin. I p. 15). —
Auch qui cum cogniti essent a barbaris, quod essent alterius religionis (Beda
I. I. V, 10) könnte auf 'die Heiden' gehen; doch charakterisiert es eben die
Situation, daß man auch bei barbarus oft nicht weiß, ob es weltlich oder
geistlich gemeint sei. -—- Vgl. Cassiodor (hist. tripartita I, 2, aus Sozomenos)
de conversione barbarorum: interea cum multitudo nimia gentium ex Thracia
transiisset in Asiam et alii aliunde barbari egissent contra Romanos usw.;
hier kann sowohl barbari als gentes nur Barbaren bedeuten.
 
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