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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 10. Abhandlung): Die Göttin Psyche in der hellenistischen und frühchristlichen Literatur — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37643#0007
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Die Göttin Psyche.

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seine fünf Söhne (Elemente) sich schuf (zum Schutz), wie ein
Held, der in den Streit ziehen will, sich eine Rüstung anlegt. Als
sie zusammengekommen waren, ließ sich der erste Mensch mit
seinen Söhnen von dem Gegner verschlingen, um wie ein Gift auf
ihn zu wirken; er verlor seine Kraft dadurch und weilte nun gefan-
gen und hilflos in dem Gegner. Mit Recht sieht Cumont in dieser
rein mythologischen Darstellung die ursprüngliche religiöse Gedan-
kenform. Der Bericht Alexanders erscheint dagegen wie eine
philosophische Dichtung, in der die Allseele ganz für die mytho-
logische Figur des ersten Menschen eingesetzt ist. Doch wird es
gut sein, ehe wir diesen Gedanken näher prüfen, den Bericht
Theodors wenigstens abkürzend zu Ende zu führen.
Der erste Mensch rief siebenmal den Vater der Größe um Hilfe
an und dieser schuf aus sich in einer zweiten Schöpf img den Freund
des Lichtes, dieser den großen Bäm und dieser den lebendigen
Geist; dieser ließ aus den fünf Teilen des Lichtreiches fünf Söhne
hervorgehen, die zum Erdendunkel herabstiegen und fanden, daß
der erste Mensch von der Finsternis verschlungen sei. Da rief
der lebendige Geist nach ihm und seine Stimme ward zum Schwert
und drang durch die Finsternis zu dem ersten Menschen; der ant-
wortet; Ruf und Antwort werden im Himmel zu Göttern. Sie
befreien den ersten Menschen. Dann töten drei Söhne des leben-
digen Geistes die Herrscher der Finsternis, spannen die Himmel
aus und bauen die Welt; aus den aus der Finsternis geretteten Licht-
teilen machen sie Sonne und Mond, die beiden Lichtschiffe, und die
Sterne. — Dann bitten die Hauptgötter den Vater der Größe, daß
er in einer dritten Schöpfung den Mittler (den dritten Gesandten,
Mithras) schafft. Wir sind, wie Cumont richtig gewahrt, plötzlich
wieder vor einem Kampf; noch immer ist die Schöpfung von den
Herrschern der Finsternis, den Archonten, bedroht, die gefesselt
am Himmel kreisen; so schafft der erflehte neue Vorkämpfer des
Lichtes sich göttliche Beistände, zwölf Jungfrauen (denn andere
Götter, die der Bericht hier ausläßt: die Jungfrau des Lichtes,
die Säule des Lichtes und nach dem soghdischen Fragment die
große Psyche). Auch eine neue Erde wird gebaut. Auf der Licht-
barke mit den zwölf Jungfrauen über den Himmel fahrend, zeigt
sich der Mittler unter wechselnden Formen in seiner Schönheit
den Archonten und entflammt ihre Begierde; sie geben die Licht-
teile, die sie einst in sich aufgenommen haben, wieder von sich,
zugleich freilich auch die mit ihnen verbundene Sünde. Der Mittler
 
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