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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 10. Abhandlung): Die Göttin Psyche in der hellenistischen und frühchristlichen Literatur — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37643#0009
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Die Göttin Psyche.

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ist, wie unberechtigt es ist, abstrakte Götternamen immer aus der
Spekulation des Sektenstifters zu erklären; die Abstrakta sind in
den orientalischen Volksreligionen schon frühzeitig für mytho-
logische Namen eingetreten und werden in synkretistischer Zeit
aus leicht begreiflichen Gründen bevorzugt1. Die Spekulation der
Sektengründer scheint sich im allgemeinen auf Mythenkombina-
tionen zu richten; neue Götter schafft sie nur selten, wohl aber
mit besonderer Vorliebe neue Namen, denn in dem Namen liegt
ja, was die Sekte zusammenhält.
Findet sich nun von einem kombinierten und phantastisch
ausgestalteten Mythos, wie er hier vorliegt, ein in sich geschlossener
Teil an anderem Ort in einfacherer Fassung, so entsteht eine metho-
disch außerordentlich interessante Prioritätsfrage, die sich nur mit
großem Material lösen läßt. So hier. Zu dem ersten Teil des Be-
richtes des Theodor bar Khöni und dem mit ihm verglichenen
Referat des Alexander von Lykopolis stelle ich zunächst einen
mandäischen Text, der eine fühlbar einfachere Form des Mythos
von dem ersten Menschen zeigt, freilich schon verbunden mit
einem Parallelbericht von der Weltseele (Lidzbarski, Johannes-
buch der Mandäer S. 55, 6ff.). Ich glaube die beiden Bestandteile
etwas anders als der hochverdiente Herausgeber scheiden zu sol-
len. Für den ersten (von mir A bezeichnet) gibt die manichäische
Kosmogonie das Kriterium; der zweite (B) wird uns in gesonderter
Fassung später begegnen; auch er entstammt dem Iran. Wie
äußerlich die Vereinigung ist, zeigen die beiden Einleitungen, die
nacheinander unmöglich sind; nur in der Mitte ist einmal eine
Verbindung beider Berichte versucht (von mir durch G bezeichnet).
Der Text lautet:
A. „Die Guten sitzen da und suchen, und alle, die verstän-
dig sind, lassen sich belehren. Die Guten sprechen, holen sich
Rat und sagen: 'Wer will kommen, wer mir sagen, wer will mir
kundtun, wer mich belehren ? Wer will kommen, wer mir sagen,
ob ein König (am Anfang) war oder zwei?’. Die Guten sprechen
und lassen sich belehren: 'Zwei Könige waren da; zwei Naturen
wurden geschaffen; ein König dieser Welt und ein König von
1 Vgl. die Klagen des Sanchuniathon, bezw. Philon von Byblos bei
Eusebios Praep. ev. I 9, 26 p. 39, 5 Dindorf άλλ’ οί μέν νεώτατοι των ιερολογούν
τά μέν γεγονότα πράγματα έξ αρχής άπεπέμψαντο, άλληγορίας δέ καί μύθους
έπινοήσαντες καί τοΐς κοσμίκοΐς παθήμασι συγγένειαν πλασά.μενοι μυστήρια κατέστη-
σαν καί πολΰν αύτοΐς έπήγον τϋφον κτλ. und ebenda I 10, 39 ρ. 48, 27.
 
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