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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 10. Abhandlung): Die Göttin Psyche in der hellenistischen und frühchristlichen Literatur — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37643#0014
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R. Reitzenstein:

Vereinigung suchte und an das Lichtelement des leisen Lufthauches
dachte oder Bousset, Hauptprobleme 179, um die Allseele als Ergän-
zung des Urmenschen zu fassen, auf die Acta Archelai cap. 7 Beeson
verwies; als der Urmensch, der sich mit seinen fünf Elementen zum
Kampf gewappnet hat, erlegen ist, heißt es dort: οί δέ του σκότους
άρχοντες άντιπολεμουντες αύτω έφαγον έκ τής πανοπλίας αύτοΰ, 6 έστιν
ή ψυχή. Bousset schloß daraus, daß die Seele selbst die Rüstung,
also die fünf Lichtelemente ausmache. Der Schluß ist widerlegt, seit
uns das soghdische Fragment M 583 die große Psyche klar von
jenen Elementen, auch dem leisen Lufthauch, geschieden gezeigt
hat, und war von jeher bedenklich, da die Form des Textes der
Akten zeigt, daß es sich in den Worten 6 έστιν ή ψυχή um einen
erklärenden Zusatz handelt, der sehr wohl auf anderen Darstellun-
gen beruhen kann. Die beste Erklärung gibt die Streitschrift des
Bischofs Serapion von Thmuis, die bei Lagarde als Appendix
zu Titus von Bostra gedruckt ist (vgl. Brinkmann, Sitzungsber.
d. Berl. Akad. 1894 S. 479)1. Es heißt dort p. 98, 34: καί είναι
τον άνθρωπον πλάσμα του πονηρού, καί είναι μέν τήν ψυχήν άπό
θεού, είναι δέ παρά του πονηρού ήρμοσμένην, καί γεγονέναι τον
άνθρωπον τήν μέν ούσίαν του σώματος άπό τής ουσίας είληφότα του
πονηρού, τήν δέ ούσίαν τής ψυχής ως σκυλον ή λάφυρο ν άπό θεού
ληφθεΐσαν, υπό δέ του πονηρού λαφυραγωγηθεΐσαν. ούτως έκτε
τής λαφυραγωγηθείσης καί τής ούσίας του πονηρού γεγονέναι τον
άνθρωπον έκ ψυχής καί σώματος, καί τής μέν ψυχής μή αίτιον είναι
τον πονηρόν μήτε πεποιηκέναι ούσίαν ψυχής, τής δέ είσκρίσεως μόνης
τής έν σώματι ένεργόν είναι, σκυλεύσας γάρ, ως φασιν, είσέκρινε τή
σαρκί. Daß der Böse die Seelen- oder Licht-Substanz (vgl. Acta
Archelai 8, wo von den φωστήρες in einem ähnlichen erklärenden
Zusatz gesagt ist ά έστι τής ψυχής λείψανα) erbeutet hat, wurde in
dem Bilde ausgedrückt: er hat sie dem Guten entrissen, wie man
dem überwundenen Feind die Rüstung entreißt. Hieraus bildete
sich dann die Erklärung ή πανοπλία, 6 έστιν ή ψυχή. In der Stelle
der Akten aber, die von der Wappnung des Urmenschen berichtet,
war hiervon nicht die Rede gewesen; sie sollte einfach besagen, daß
die Kraft des Urmenschen in seinen Elementen liege; die Schilderung
1 Auch Serapion geht von der begrifflichen Fassung aus, der also, welcher
der Seelenmythos zugrunde liegt, doch gebraucht er andere Termini, vgl. La-
garde p. 72, 19 κακία, φησίν, ήν και άγένητος ήν, 76, 30 ετι προ'ιοΰσα ή κακία
καί έαυτήν κατατείνουσα καί γενομένη προς τω φωτί ήρπασεν άπό του φωτός (vgl.
79,4).
 
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