Metadaten

Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 10. Abhandlung): Die Göttin Psyche in der hellenistischen und frühchristlichen Literatur — Heidelberg, 1917

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37643#0035
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Göttin Psyche.

35

ζατι γάρ ταΰτα ουσία των πάντων faßt den Inhalt der ganzen
Lehre zusammen und kann deswegen durch γάρ eingeführt werden.
An der Echtheit des Fragmentes, das auch Plutarch De cmimae
procr. in Timaeo 2 benutzt1, zu zweifeln, liegt ein Grund nicht vor.
Aristoxenos erwähnte in den Πυ-9-αγορι.καί άποφώσει,ς tatsächlich
den Zoraster als Lehrer des Pythagoras, hatte also wohl von dessen
Lehren etwas gehört, vielleicht durch jenen Diodor von Eretria,
der ja nicht selbst Schriftsteller gewesen zu sein braucht. Was
er hier bietet, ist alte iranische Tradition, die sich in verschiedenen
Umgestaltungen bis in das Mittelalter erhalten hat. Es genügt
für die einfachen dualistischen Systeme auf die Darlegungen
Schahrastänis (Haarbrücker I 270ff.) zu verweisen. Von Fort-
bildungen erwähne ich wegen der unklaren Darstellung der zweiten
Fassung der κοσμοποήα die Lehre der Kainawija (Haarbrücker
I 297): ,,Die Kainawija glauben, daß es drei Grundstoffe gebe,
Feuer, Erde und Wasser, und daß die geschaffenen Dinge nur
aus diesen Grundstoffen, nicht aus den beiden Grundstoffen,
welche die Thanawija annehmen2, entstanden seien. Sie sprechen
so: das Feuer ist durch seine Natur gut und leuchtend (ein Licht-
wesen), das Wasser ist sein Gegner von Natur; was du also Gutes
in dieser Welt siehst, das kommt vom Feuer, und was Böses da ist,
das kommt vom Wasser, und die Erde ist ein Mittelding.1 1 Es ist
das in die Uranfänge projizierte Mittelreich und Mischwesen, was
uns in manchen Formen der dualistischen Lehre (z. B. dem Seelen-
hvmnus der Naassener) wieder begegnen wird. Wichtiger ist die
Umbildung der Lehre in ihr direktes Gegenteil, die Bousset

καλείται, τούτο τό ήμισφαίριον κατωφερές θηλυκόν τε καί κακοποιόν.καί ούτως
σ.π άρχής συνεβίωσε τό πυρ τω πνεύματι, τη δέ γη τό ύδωρ. όίσπερ γάρ δύναμις
του πνεύμ,ατός εστι τό πϋρ, ούτως καί τής γης τό ύδ(ορ. Es ist nicht
unbegründet, wenn in dieser in Ägypten frühzeitig entstandenen synkretisti-
schen Theorie Perser und Chaldäer schon erwähnt werden, vgl. § 3 p. 65, 9
Πέρσαι έφασαν τον θεόν είναι φωτεινόν, φως έν αέρι συνεχόμενον, οί δέ Βαβυ-
λοόνιοι έφασαν τον θεόν σκοτεινόν είναι. Tatsächlich scheinen ihre Lehren, wie
man sie danach in Alexandria verstand, mit berücksichtigt. Schade, daß
Wendland die beiden Gottheiten Ψυχή und Γένεσις noch nicht erkennen
konnte.
1 Auch Alexander Polyhistor bei Clemens I 70,1 (p. 44, 7 Stählin)
wird auf ihn zurückgehen; nur wissen wir nicht, ob er schon wie Plinius Nat.
hist. XXX 3 den Zaratas von Zoroaster schied.
2 Nämlich Feuer und Wasser.

3*
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften