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Reitzenstein, Richard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 10. Abhandlung): Die Göttin Psyche in der hellenistischen und frühchristlichen Literatur — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37643#0041
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Die Göttin Psyche.

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Licht wie mit einem Mantel ein, zog über clas Licht das von Atomen
erfüllte Wasser an und bedeckte sich mit dem blasehclen Winde.
Hierauf nahm er das Feuer als Schild und als Lanze in seine
Hand und stürzte sich schnell aus den Paradiesen herab, bis er
an die Grenze des Gebietes gelangte, das an den Kampfplatz
stößt.“ Also ist die Bezeichnung des 'Gewappneten’ als Φόβος,
die in der zweiten Fassung durchgeführt ist, törichter hellenisti-
scher Zusatz. Der Verfasser las, was in der ersten Fassung steht,
daß der Gott sich wiederum vor einem Stärkeren fürchtete, bean-
standete das und bezog es auf den ένοπλος, den er daher als Gott
des Schreckens faßte. In Wahrheit kann sich der Gott gar nicht
vor dem Sohne fürchten, den er zu seiner Verteidigung geschaffen
hat. Der Vergleich mit Mani zeigt uns, daß hier in der κοσμοποua
etwas ausgefallen ist. Der Gewappnete erliegt den Dämonen der
Finsternis und von neuem brandet die Materie zum Himmel empor,
da ruft Gott 'Jao’, und der starke Gott der Ordnung erscheint.
Wenn dann der ένοπλος, also der erste Mensch, mit diesem neuen
Gotte sich um den Vorrang streitet, so muß er inzwischen wieder
befreit sein. Nur dann kann er mit jenem vereinigt über den Grenz-
wall gegen die aufrührerische Materie, über die άνάγκη (ειμαρμένη ?)
gesetzt werden. Wir erinnern uns, daß in dem soghdischen Frag-
ment (oben S. 5) der erste Mensch Ormuzd in engster Verbindung
mit dem 'letzten Gott’ erscheint. Für ihn scheint hier (wie bei
den Valentinianern) Jao eingetreten. Auf einen letzten Gott
passen ja besonders die Worte: και ούκέτι ούδέν ήτάκτησεν των
αερίων1.

• 1 Ich darf hierzu eine weitere Beobachtung fügen, die beiläufig schon
Dieterich gemacht hat, die aber erst jetzt Bedeutung gewinnt. Herodot
(I 132) kann noch über Tieropfer bei den Persern berichten: sie sind in der
Zeit, aus der die uns erhaltenen Religionsquellen stammen, abgeschafft;
kein Wunder also, daß wir in ihnen auch den Opferspruch nicht mehr finden,
den Herodot erwähnt. Den Hergang beschreibt dieser so: Der Privatmann führt
das Tier, das er schlachten will, an einen 'reinen’ Ort und ruft in einem eigenen
Gebet den Gott herbei (das Gebet darf nur Wünsche für den König und das
Volk enthalten). Dann zerlegt er das Tier (διαμιστύλας κατά μέρεα τό ίερήϊον)
bereitet die Speisen und legt sie auf heilige Kräuter. Hierauf tritt ein
Magier hinzu und spricht eine -9-εογονίη, „denn eine solche ist nach ihrer
Behauptung der Opferspruch (έπαοιδή).“ Hiernach darf der Opfernde das
Fleisch verzehren; ohne den Spruch des Magiers, des Wissenden, wäre das
Opfer kein Opfer. In dem Zauber handelt es sich ebenfalls um ein Tieropfer.
Ein Hahn wird geschlachtet, zerteilt und die einzelnen Stücke besonders
gelegt (Col. X 47 βάλε παρά μέρος), dazu ein Gebet gesprochen. Erst wenn
 
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