In das Zentrum der Gnosis und zu dem System, das allge-
mein als das tiefste und vollkommenste gepriesen ist, freilich aber
noch keine wirkliche Erklärung gefunden hat, führt uns am besten
ein Umweg über ein spätes Zeugnis für die Existenz einer Göttin
Psyche, das uns die arabische Literatur bewahrt hat. Der Umweg
ist, wie ich Voraussagen muß, mühselig und scheint zu Anfang
nur wenig Fernsichten zu erschließen. Doch dürften wir jenes
Zeugnis ja auf keinen Fall unbeachtet lassen.
Über den Aufstieg der Seele aus der Materie zu Gott, muß es
in der Hermetischen Literatur um den Anfang des vierten Jahr-
hunderts eine Fülle von Schriften, wohl aus verschiedenen Zeiten,
gegeben haben. Pseudo-jamblich De myst. VIII 5 berichtet dar-
über : ύφηγήσατο δέ καί ταύτην την οδόν Έρμης "Αμμωνι βασιλεΐ, ήρμήνευσε
δε Β ίτυς προφήτης1 έν άδύτοις ευρών άναγεγραμμένην έν ιερογλυφικούς
γράμμασιν κατά Σάϊν τήν έν Αίγύπτω τό τε του Αεοΰ ονομα παρέδωκε
τό διήκον δι’ όλου του κόσμου, είσί δέ καί άλλαι πολλαί περί των αυτών
συντάξεις. Ich wage nicht aus der Erwähnung eines Bitys bei Plinius
(Nat. hist. XXVIII 82) Schlüsse auf das Alter dieser Literatur zu
1 Zur Textherstellung vgl. Poimandres S. 107; dort auch die weiteren
Angaben über die Schrift. Für die Fiktion des Buches habe ich dort nur auf
Philon von Byblos verweisen können. Eine schlagende Parallele bietet jetzt
der Oxyrhynchos-Papyrus 1381, in dem uns ein Imuthes-Diener, der sich
ebenfalls als Prophet fühlt, eine alte ägyptische Schrift über die Wunder
seines Gottes übersetzt und über eine frühere ähnliche Übersetzung einer
ägyptischen Kosmogonie höchst wichtige Angaben macht. Es ist tatsächlich
die Hermetische Literatur, die hier beschrieben wird (vgl. Nach·, cl. Gött.
Gesellsch. d. Wissensch. 1917 S. 132). Ihr Zweck ist, die Griechen zu bekehren.
Wir sehen, daß sie schon in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts in
voller Blüte steht. Das war vorauszusetzen; hpt doch Hermes Trismegistos
schon in Martials Zeit in Rom seine Gemeinde, die ein festes Bekenntnis hat
(Martial Y 56), und Kaiser Mark Aurel betrachtet, wie mir Usener einst
nachwies, diesen Hermes als Lehrer aller Religion und Frömmigkeit, vgl.
die Münzen bei Cohen III2 p. 54ff. No. 530 Bild des Hermes, Umschrift
Religio Augusti (vgl. die Münzen des Carinus mit der Umschrift Pietas
Augusti YI p. 391 Nr. 72). Die Datierung dieser Literatur hängt wirklich nicht,
wie W. Kroll noch immer zu meinen scheint, davon ab, wie man über
die Zeit des Cornelius Labeo urteilt, sondern weit mehr von der Geschichte
der ägyptischen Mission. Religiöse Literatur und Mission bedingen sich
gegenseitig. Daß Bekenntnisformeln, Gebetsammlungen, Predigten und
Liturgien Gemeinden oder Kreise von Gläubigen voraussetzen, brauchte man
wohl nicht erst zu beweisen.
mein als das tiefste und vollkommenste gepriesen ist, freilich aber
noch keine wirkliche Erklärung gefunden hat, führt uns am besten
ein Umweg über ein spätes Zeugnis für die Existenz einer Göttin
Psyche, das uns die arabische Literatur bewahrt hat. Der Umweg
ist, wie ich Voraussagen muß, mühselig und scheint zu Anfang
nur wenig Fernsichten zu erschließen. Doch dürften wir jenes
Zeugnis ja auf keinen Fall unbeachtet lassen.
Über den Aufstieg der Seele aus der Materie zu Gott, muß es
in der Hermetischen Literatur um den Anfang des vierten Jahr-
hunderts eine Fülle von Schriften, wohl aus verschiedenen Zeiten,
gegeben haben. Pseudo-jamblich De myst. VIII 5 berichtet dar-
über : ύφηγήσατο δέ καί ταύτην την οδόν Έρμης "Αμμωνι βασιλεΐ, ήρμήνευσε
δε Β ίτυς προφήτης1 έν άδύτοις ευρών άναγεγραμμένην έν ιερογλυφικούς
γράμμασιν κατά Σάϊν τήν έν Αίγύπτω τό τε του Αεοΰ ονομα παρέδωκε
τό διήκον δι’ όλου του κόσμου, είσί δέ καί άλλαι πολλαί περί των αυτών
συντάξεις. Ich wage nicht aus der Erwähnung eines Bitys bei Plinius
(Nat. hist. XXVIII 82) Schlüsse auf das Alter dieser Literatur zu
1 Zur Textherstellung vgl. Poimandres S. 107; dort auch die weiteren
Angaben über die Schrift. Für die Fiktion des Buches habe ich dort nur auf
Philon von Byblos verweisen können. Eine schlagende Parallele bietet jetzt
der Oxyrhynchos-Papyrus 1381, in dem uns ein Imuthes-Diener, der sich
ebenfalls als Prophet fühlt, eine alte ägyptische Schrift über die Wunder
seines Gottes übersetzt und über eine frühere ähnliche Übersetzung einer
ägyptischen Kosmogonie höchst wichtige Angaben macht. Es ist tatsächlich
die Hermetische Literatur, die hier beschrieben wird (vgl. Nach·, cl. Gött.
Gesellsch. d. Wissensch. 1917 S. 132). Ihr Zweck ist, die Griechen zu bekehren.
Wir sehen, daß sie schon in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts in
voller Blüte steht. Das war vorauszusetzen; hpt doch Hermes Trismegistos
schon in Martials Zeit in Rom seine Gemeinde, die ein festes Bekenntnis hat
(Martial Y 56), und Kaiser Mark Aurel betrachtet, wie mir Usener einst
nachwies, diesen Hermes als Lehrer aller Religion und Frömmigkeit, vgl.
die Münzen bei Cohen III2 p. 54ff. No. 530 Bild des Hermes, Umschrift
Religio Augusti (vgl. die Münzen des Carinus mit der Umschrift Pietas
Augusti YI p. 391 Nr. 72). Die Datierung dieser Literatur hängt wirklich nicht,
wie W. Kroll noch immer zu meinen scheint, davon ab, wie man über
die Zeit des Cornelius Labeo urteilt, sondern weit mehr von der Geschichte
der ägyptischen Mission. Religiöse Literatur und Mission bedingen sich
gegenseitig. Daß Bekenntnisformeln, Gebetsammlungen, Predigten und
Liturgien Gemeinden oder Kreise von Gläubigen voraussetzen, brauchte man
wohl nicht erst zu beweisen.