Die Göttin Psyche.
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maios) für diesen Teil benutzt hat. Diese Vorlage aber setzt
den alten Mythos von dem Herabsteigen der Göttin Psyche in die
Materie und ihrer Heimkehr zu Gott voraus1.
8.
Ich verzichte darauf, die eigentliche Gnosis weiter zu ver-
folgen2, und gehe zu der griechisch erhaltenen Hermetischen
Literatur über. Ein Zitat aus den verlorenen Γενικοί, λόγοι
bietet uns die Κλείς (Corp. Herrn. X 7 p. 71, 5 Parthey):
πάσης ψυχής, ob τέκνον, διαιρετής μεταβολαί. — πώς πάλιν διαιρετής;
— ούκ ήκουσας έν τοΐς Γενικόΐς λόγοις ότι άπό μιας ψυχής τής
του παντός πασαι αί ψυχαί είσιν, αί τε <περί τον Οπόν συνηγερμέναι
αί τε> έν τώ παντί κόσμω κυλινδούμεναι, ώσπερ άπονενεμημέναι; genau
die gleiche Auffassung zeigt ein eigentümlicher Abschnitt bei
Porphyrios De abstin. II 37—43, den Fr. Cumont Die orientalischen
Religionen im römischen Heidentum2 S. 309ff. in seiner Wichtig-
keit hervorgehoben und unlängst Bousset Archiv f. Religions-
wissens chajt XVIII 150 weiter erklärt hat. Wohl nennt Porphy-
rios als seine Quellen των Πλατωνικών τινες, aber handgreiflich
ist, daß es sich im wesentlichen um persische Lehren handelt, die
in einen gewissen Einklang mit der platonischen Philosophie
gesetzt sind. Hier begegnet nun nach dem Urgott die Weltseele
(ή του κόσμου, bezw. ή όλη ψυχή), und zwar als äußerster Umkreis
und Hülle der körperlichen Welt. Von ihr stammen die Dämonen
ab, vgl. 38 όσαι μεν ψυχαί τής όλης έκπεφυκυΐαι μεγάλα μέρη
διοικουσι τών υπό σελήνην τόπων. Sie heißen selbst ψυχαί und
sind, soweit sie böse sind, αίτιοι τών περί την γήν παΤημάτων.
1 Ist diese Auffassung der arabischen Schrift richtig, so lohnt es vielleicht,
nach weiteren arabischen Hermes-Büchern zu suchen. Ich wiederhole daher
aus dem Poimandres (S. 172, 3) den Hinweis auf Sprengers Angabe bei
Steinschneider Hebräische Bibliographie V 90, in der Bibliothek der syrischen
Gesellschaft zu Beyrut befinde sich unter Nummer 601 eine Handschrift:
'Das Buch des Wundervollen, der Gnade und das goldene von Idris’, be-
ginnend 'Es wanderten meine Gedanken in der Größe Gottes.’ Meine eigenen
Erkundigungen nach dem Verbleib der Handschrift waren leider erfolglos.
2 Wo der Urmensch erscheint, tritt nicht selten in unklarer Verbindung
mit ihm eine weibliche Gottheit auf, in der wir bisweilen die Psyche wieder-
erkennen; bisweilen ist wie bei den Valentinianern die Sophia eingetreten.
Der Zusammenhang mit der Kosmogonie ist in der Flegel gewahrt. Bous-
sets schöne Darstellung, die sich von diesem Gesichtspunkt aus noch etwas
ergänzen läßt, wird genügen, um einstweilen einen Überblick zu geben.
5*
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maios) für diesen Teil benutzt hat. Diese Vorlage aber setzt
den alten Mythos von dem Herabsteigen der Göttin Psyche in die
Materie und ihrer Heimkehr zu Gott voraus1.
8.
Ich verzichte darauf, die eigentliche Gnosis weiter zu ver-
folgen2, und gehe zu der griechisch erhaltenen Hermetischen
Literatur über. Ein Zitat aus den verlorenen Γενικοί, λόγοι
bietet uns die Κλείς (Corp. Herrn. X 7 p. 71, 5 Parthey):
πάσης ψυχής, ob τέκνον, διαιρετής μεταβολαί. — πώς πάλιν διαιρετής;
— ούκ ήκουσας έν τοΐς Γενικόΐς λόγοις ότι άπό μιας ψυχής τής
του παντός πασαι αί ψυχαί είσιν, αί τε <περί τον Οπόν συνηγερμέναι
αί τε> έν τώ παντί κόσμω κυλινδούμεναι, ώσπερ άπονενεμημέναι; genau
die gleiche Auffassung zeigt ein eigentümlicher Abschnitt bei
Porphyrios De abstin. II 37—43, den Fr. Cumont Die orientalischen
Religionen im römischen Heidentum2 S. 309ff. in seiner Wichtig-
keit hervorgehoben und unlängst Bousset Archiv f. Religions-
wissens chajt XVIII 150 weiter erklärt hat. Wohl nennt Porphy-
rios als seine Quellen των Πλατωνικών τινες, aber handgreiflich
ist, daß es sich im wesentlichen um persische Lehren handelt, die
in einen gewissen Einklang mit der platonischen Philosophie
gesetzt sind. Hier begegnet nun nach dem Urgott die Weltseele
(ή του κόσμου, bezw. ή όλη ψυχή), und zwar als äußerster Umkreis
und Hülle der körperlichen Welt. Von ihr stammen die Dämonen
ab, vgl. 38 όσαι μεν ψυχαί τής όλης έκπεφυκυΐαι μεγάλα μέρη
διοικουσι τών υπό σελήνην τόπων. Sie heißen selbst ψυχαί und
sind, soweit sie böse sind, αίτιοι τών περί την γήν παΤημάτων.
1 Ist diese Auffassung der arabischen Schrift richtig, so lohnt es vielleicht,
nach weiteren arabischen Hermes-Büchern zu suchen. Ich wiederhole daher
aus dem Poimandres (S. 172, 3) den Hinweis auf Sprengers Angabe bei
Steinschneider Hebräische Bibliographie V 90, in der Bibliothek der syrischen
Gesellschaft zu Beyrut befinde sich unter Nummer 601 eine Handschrift:
'Das Buch des Wundervollen, der Gnade und das goldene von Idris’, be-
ginnend 'Es wanderten meine Gedanken in der Größe Gottes.’ Meine eigenen
Erkundigungen nach dem Verbleib der Handschrift waren leider erfolglos.
2 Wo der Urmensch erscheint, tritt nicht selten in unklarer Verbindung
mit ihm eine weibliche Gottheit auf, in der wir bisweilen die Psyche wieder-
erkennen; bisweilen ist wie bei den Valentinianern die Sophia eingetreten.
Der Zusammenhang mit der Kosmogonie ist in der Flegel gewahrt. Bous-
sets schöne Darstellung, die sich von diesem Gesichtspunkt aus noch etwas
ergänzen läßt, wird genügen, um einstweilen einen Überblick zu geben.
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