Die Göttin Psyche.
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fast für jeden Zug lassen sich außerdem in den alten nationalen
Inschriften die Anhaltspunkte nachweisen1. Eine neue Quelle
setzt offenbar ein, und auch Jos. Kroll empfindet das2.
Drei Quellen scheinen mir also hier — neben dem stilistischen
Vorbild, dem Timaios des Plato — benutzt: 1. eine ursprünglich
dualistische iranische Kosmogonie, die schon stark überarbeitet
war und sich am nächsten mit der κοσμοπο da des Asonakes be-
rührte (ihr gehört der erste Abschnitt bis zur Schaffung der
Ψύχωσις und der ψυχοά ganz; aus den beiden andern Abschnitten
einzelne Züge); 2. ein griechisches Literaturwerk, wahrscheinlich
kynischer Grundrichtung (ihm gehört der zweite Teil, die Schöpfung
der Tiere und Menschen); 3. die hellenistisch-ägyptische Osiris-
traclition. Die Zusammenfügung ist nachlässig in den Einzel-
heiten, verständlich in der Haupttendenz. Stammt die Seele von
Gott, so muß sie zur Strafe in die Welt gesandt sein; also liegt
ein ursprünglicher Ungehorsam oder Sündenfall voraus. Aber
die Strafe soll milde sein, eine gnädige Erziehung, um die Seelen
1 Neu, aber für den Stil dieser Literatur notwendig ist nur der Bericht
über die Himmelfahrt des Osiris und der Isis, die durch den wunderkräftigen
Hymnus ermöglicht wird (vgl. S. 386, 24 und das XIII., bezw. XIV. Kapitel
des Corpus Hermeticum).
2 Um so befremdlicher ist mir gerade Jos. Krolls ganz unbegründete
Behandlung des neuen, von ihm richtig abgesonderten Teils. Er betont (S. 152),
daß diese Anschauungen nicht als fremdes Gut nach Griechenland gewandert
zu sein brauchten. Die Autochthonenidee sei altgriechisch; ebenso der Gedanke,
daß die Natur als solche nur Wüstes und Ungeschlachtes hervorbringe und
daß die Kultur sich verfeinere. Das beeinflusse den religiösen Glauben. Auch
die Anschauung, daß Osiris und Isis als Menschen zur Erde gekommen seien ( ?),
um nach getroffener Ordnung gen Himmel zu fahren, habe Entsprechungen
in Griechenland; Orpheus werde ja auch als Bringer der Kultur angesehen,
Stoiker hätten die Götter als besonders um die Menschheit verdiente Männer
gefaßt, nach Poseidonios hätten die Weisen und Philosophen die primitiven
Menschen über die notwendigsten Dinge unterrichtet. So geht es seitenlang
fort. Offenbar will Kroll aus dem Bericht eine philosophische Grund-
anschauung herausdestillieren, für die der Mythos nur eine Umkleidung sei,
und diese Grundanschauung dann als griechisch in Anspruch nehmen. Ich
finde hier nichts von „Autochthonenidee“ und ähnlichen Schlagwörtern, nur
eine hellenistisch-ägyptische religiöse Tradition, dargestellt in der nationalen
Form (Belehrung des jüngeren Gottes durch den älteren) und am Anfang
beeinflußt von einer orientalischen Lehre von dem Gotte πρώτος άνθρωπος,
die für philosophisch nur halten kann, wer von orientalischen Religionen
nichts weiß. Erzählung (μϋθος), nicht Philosophie, ist der Grundzweck der
Schrift, ihr Charakter religiös.
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fast für jeden Zug lassen sich außerdem in den alten nationalen
Inschriften die Anhaltspunkte nachweisen1. Eine neue Quelle
setzt offenbar ein, und auch Jos. Kroll empfindet das2.
Drei Quellen scheinen mir also hier — neben dem stilistischen
Vorbild, dem Timaios des Plato — benutzt: 1. eine ursprünglich
dualistische iranische Kosmogonie, die schon stark überarbeitet
war und sich am nächsten mit der κοσμοπο da des Asonakes be-
rührte (ihr gehört der erste Abschnitt bis zur Schaffung der
Ψύχωσις und der ψυχοά ganz; aus den beiden andern Abschnitten
einzelne Züge); 2. ein griechisches Literaturwerk, wahrscheinlich
kynischer Grundrichtung (ihm gehört der zweite Teil, die Schöpfung
der Tiere und Menschen); 3. die hellenistisch-ägyptische Osiris-
traclition. Die Zusammenfügung ist nachlässig in den Einzel-
heiten, verständlich in der Haupttendenz. Stammt die Seele von
Gott, so muß sie zur Strafe in die Welt gesandt sein; also liegt
ein ursprünglicher Ungehorsam oder Sündenfall voraus. Aber
die Strafe soll milde sein, eine gnädige Erziehung, um die Seelen
1 Neu, aber für den Stil dieser Literatur notwendig ist nur der Bericht
über die Himmelfahrt des Osiris und der Isis, die durch den wunderkräftigen
Hymnus ermöglicht wird (vgl. S. 386, 24 und das XIII., bezw. XIV. Kapitel
des Corpus Hermeticum).
2 Um so befremdlicher ist mir gerade Jos. Krolls ganz unbegründete
Behandlung des neuen, von ihm richtig abgesonderten Teils. Er betont (S. 152),
daß diese Anschauungen nicht als fremdes Gut nach Griechenland gewandert
zu sein brauchten. Die Autochthonenidee sei altgriechisch; ebenso der Gedanke,
daß die Natur als solche nur Wüstes und Ungeschlachtes hervorbringe und
daß die Kultur sich verfeinere. Das beeinflusse den religiösen Glauben. Auch
die Anschauung, daß Osiris und Isis als Menschen zur Erde gekommen seien ( ?),
um nach getroffener Ordnung gen Himmel zu fahren, habe Entsprechungen
in Griechenland; Orpheus werde ja auch als Bringer der Kultur angesehen,
Stoiker hätten die Götter als besonders um die Menschheit verdiente Männer
gefaßt, nach Poseidonios hätten die Weisen und Philosophen die primitiven
Menschen über die notwendigsten Dinge unterrichtet. So geht es seitenlang
fort. Offenbar will Kroll aus dem Bericht eine philosophische Grund-
anschauung herausdestillieren, für die der Mythos nur eine Umkleidung sei,
und diese Grundanschauung dann als griechisch in Anspruch nehmen. Ich
finde hier nichts von „Autochthonenidee“ und ähnlichen Schlagwörtern, nur
eine hellenistisch-ägyptische religiöse Tradition, dargestellt in der nationalen
Form (Belehrung des jüngeren Gottes durch den älteren) und am Anfang
beeinflußt von einer orientalischen Lehre von dem Gotte πρώτος άνθρωπος,
die für philosophisch nur halten kann, wer von orientalischen Religionen
nichts weiß. Erzählung (μϋθος), nicht Philosophie, ist der Grundzweck der
Schrift, ihr Charakter religiös.
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