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Ruska, Julius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 2. Abhandlung): Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37635#0018
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18

J. Ruska:

Die beiden Fragen der Bedeutung des Titels und der Identi-
fikation des Werks mit anderweit bekannten Schriften Muhammad
b. Müs äs, die bis zu diesem Punkte hatten unentschieden bleiben
müssen, finden nun durch Beiziehung der von Boncompagni 1857
herausgegebenen Abhandlung „Algoritmi de numero Indorum“
eine ebenso überraschende wie einfache Lösung.1 Man braucht nur
den ersten Absatz der Schrift zu Ende zu lesen, um sie zu finden.
Der Text lautet:
Dixit algoritmi: laudes deo rectori nostro atque defensori
dicamus dignas, que et debitum ei reddant, et augendo, multipli-
cent laudem, deprecemurque eum ut nos dirigat in semita recti-
tudinis et ducat in uiam ueritatis, et ut auxilietur nobis super
bona uoluntate in his que decreuimus exponere ac patefacere de
numero indorum per .ix. literas, quibus exposuerunt uniuersum
numerum suum causa leuitatis atque abreuiationis, ut hoc opus
scilicet redderetur leuius querenti arithmeticam, id est numerum tarn
maximum quam exiguum, et quicquid in eo est ex multiplicatione
et diuisione, collectione quoque ac dispersione et cetera.
Hier bezeugen die Worte ex collectione ac dispersione mit
voller Sicherheit arabisches 1» ^ min algani waltafrik,
der Zusammenhang mit ex multiplicatione et divisione zeigt, daß
die Worte im Sinne von Addition und Subtraktion ge-
wöhnlicher Zahlen zu verstehen sind, und das Auftreten der
beiden Termini am Anfang der Abhandlung beweist, daß das
geheimnisvolle kitab algarn waltafrik des Muhammad b. Müsä
al-Hwärazml nichts anderes ist als die Abhandlung de numero
Indorim, d. i. sein Buch über das Rechnen mit indischen
Zahlzeichen. Der ursprüngliche Titel der Schrift kann kitab
algamc waltafrik bihisab alhind gewesen sein, Muhammad b. Müsä
hätte danach in gleicher Weise die zwei grundlegenden Rechen-
operationen zur Kennzeichnung seiner Rechenanleitung benützt,
wie er von den bei der Auflösung der Gleichungen auftretenden vier
Operationen die beiden wichtigsten für den Titel seines zweiten
1 Ich mußte mir die Trattati d’aritmetica, deren erstes Heft von der ge-
nannten Abhandlung gebildet wird, einer ganz anderen Frage wegen hierher
kommen lassen, nachdem die voranstehenden, mit einem cnon liquet’ endigenden
Untersuchungen schon abgeschlossen waren. Es schien mir zweckmäßig, sie
unverändert aufzunehmen, weil nichts deutlicher die Unsicherheit allgemeiner
Erwägungen und die Schlüssigkeit literarischer Beweisführung zeigen kann
als dieses Beispiel.
 
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