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Ruska, Julius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 2. Abhandlung): Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37635#0033
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Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst.

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Größen in algebraischen Ausdrücken, auf das Verfahren, die End-
gleichung herzustellen, auf die Methode der Auflösung der voll-
ständigen Gleichung zweiten Grades und auf die Interpretation der
doppelten Lösung für den Fall zweier positiver Wurzeln. Auch
die Wichtigkeit der Terminologie wird gebührend hervorgehoben:
les expressions choisies par un ecrivain createur, comme Al-Khärizmi,
d’un vocabulaire scientifique, permettent souvent d’appercevoir quelle
est au fond l’idee qui l’a conduit au choix de ces expressions, et,
par consequent, de se rendre compte, jusque dans les plus intimes
details, de ses notions scientifiques. Weniger glücklich sind Be-
merkungen wie die, daß Muhammad b. Miisä den Diophant in
einer syrischen oder Pehleviübersetzung oder gar im Urtext gelesen
haben könne, und daß den baktrischen Persern, unter denen Al-
Khärizmi aufwuchs, die principes de Valgebre grecque bekannt ge-
wesen seien. Es beweist gewiß auch nichts für eine Bekanntschaft
des Muhammad b. Müsä mit Diophant, wenn ein Autor des
16./17. Jahrhunderts wie Behä eddln eine Definition von algabr
ivahnukäbalah gibt, die nach Bodet die buchstäbliche Übersetzung
einer Diophantstelle sein soll (S. 38, 39, 43). Besonders aber dürfte
nicht Bhäskara, der dem 12. Jahrhundert angehört, durchweg an
erster Stelle als Zeuge für den höheren Stand indischer Algebra
gegen Muhammad b.Müsä ins Feld geführt werden.
Seit Rodet hat kein Sanskritist oder Arabist mehr den Text
des Muhammad b. Müsä genauer untersucht. Wohl aber hat in
allerneuester Zeit ein englischer Gelehrter in Simla, G. R. Kaye,
den mathematischen Schriften und Methoden der Inder ein erneutes
Studium gewidmet und ist dabei zu wenig schmeichelhaften, der
RoDETSchen Verhimmelung der Inder direkt entgegengesetzten Ergeb-
nissen gekommen. Für unseren Zweck dürfte es genügen, einige
Stellen aus der Abhandlung 'Some notes on Hindu mathematical
methods’ (Bibi. Math., 3. Folge, Bd. 11, 1910/11, S. 289 ff.) in Über-
setzung wiederzugeben.
S. 289: ,,In Indien war die Mathematik stets nur die Magd
des religiösen Rituals, das gewisse Seiten der Astronomie und
Astrologie umfaßte, und der Handelsgeschäfte; es ist fraglich, ob
reine Mathematik jemals um ihrer selbst willen in diesem Lande
gepflegt wurde. Die Regeln wurden mehr oder weniger als hand-
werksmäßige Regeln (rules of ihurnb) gelehrt, die man kennen mußte,
um Rechnungen zu erledigen, die zur richtigen Ausführung ge-
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, phil.-hist. Kl. 1917. 2. Abh. 8
 
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