Zui’ ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst. 37
I3, S. 693) oder gar in der Zeit, zu der sie für die Geschichte der
Mathematik wichtig werden, kaum hätten schreiben können.
Woepcke durfte sich 1863 mit seinem Satze ,,lorsque les Arabes
sortirent du desert. . ils possedaient ä peine i’ecriture“ noch
auf Silvestre de Sacys Memoire vom Jahre 1831 berufen1, heute
aber können Silvestre de Sacys Grammaire arabe von 1810 und
die Abhandlungen von Gesenius in der Enzyklopädie von Erscih
und Gruber aus dem Jahre 1820 nicht mehr als Quellen für unsere
Kenntnis des arabischen Schriftwesens benützt werden (Cantor I3,
5. 707). Authentische Urkunden und Schriftdenkmäler, die bis in
die erste Zeit des Islam zurückreichen, enthüllen die überraschende
Tatsache, „daß die arabische Schrift schon damals eine Form be-
saß, die von der gewöhnlichen, später Neskhi genannten
Schrift kaum verschieden ist, desto mehr aber von der eckig steifen
«kufischen» Schrift, die man für die Mutter der Kursivschrift ge-
halten hatte“. Es steht jetzt fest, daß sich die arabische Schrift
im 4. und 5. nachchristlichen Jahrhundert aus der nabatäischen
Kursive entwickelt hat; aus ihrem Alphabet entstand durch Hinzu-
fügung der arabischen Laute o, ö, je, Ja, das alte arabische
Alphabet, dessen Buchstabenfolge in den diesen Zeichen erteilten
Zahlwerten ö = 500, ^ = 600, ö = 700, je = 800, -k — 900,
1000 erhalten geblieben ist.2 Von ihrem Ursprungsort aus,
der vielleicht in Petra, vielleicht in dem damals aufblühenden
Ghassanidenreiche zu suchen ist, hat sich die Schrift mit dem
Handelsverkehr nach Norden und Süden verbreitet. Sie war im
6. Jahrhundert wohl schon im ganzen nordarabischen Sprachgebiet
bekannt und dürfte besonders in den beiden Städten, die den
Ausgangspunkt der religiös-nationalen Bewegung bildeten, in Mekka
und Medina, in Gebrauch gewesen sein.
Ganz unschätzbare Quellen für die Geschichte der Übertragung
griechisch-ägyptischer Verwaltungs- und Pvechenpraxis in die Sprache
und Schrift der arabischen Herren stehen uns seit längerer Zeit in
den Papyri von el-Faijüm und andern Fundorten (Sammlung
Erzherzog Piainer), seit einigen Jahren in denen des Aphro dito-
fundes zu Gebote. Eine auch dem Nichtarabisten zugängliche
1 F. Woepcke, Memoire sur ia propagation des chiffres indiens, Journ.
As., 6. Ser., Bd. 1, S, 236.
s Vgl. die Abhandlung von B. Moritz in der Enzyklopädie des Islam,
7. Lief., 1910, S. 399 und die dazu gehörigen Schrifttafeln.
I3, S. 693) oder gar in der Zeit, zu der sie für die Geschichte der
Mathematik wichtig werden, kaum hätten schreiben können.
Woepcke durfte sich 1863 mit seinem Satze ,,lorsque les Arabes
sortirent du desert. . ils possedaient ä peine i’ecriture“ noch
auf Silvestre de Sacys Memoire vom Jahre 1831 berufen1, heute
aber können Silvestre de Sacys Grammaire arabe von 1810 und
die Abhandlungen von Gesenius in der Enzyklopädie von Erscih
und Gruber aus dem Jahre 1820 nicht mehr als Quellen für unsere
Kenntnis des arabischen Schriftwesens benützt werden (Cantor I3,
5. 707). Authentische Urkunden und Schriftdenkmäler, die bis in
die erste Zeit des Islam zurückreichen, enthüllen die überraschende
Tatsache, „daß die arabische Schrift schon damals eine Form be-
saß, die von der gewöhnlichen, später Neskhi genannten
Schrift kaum verschieden ist, desto mehr aber von der eckig steifen
«kufischen» Schrift, die man für die Mutter der Kursivschrift ge-
halten hatte“. Es steht jetzt fest, daß sich die arabische Schrift
im 4. und 5. nachchristlichen Jahrhundert aus der nabatäischen
Kursive entwickelt hat; aus ihrem Alphabet entstand durch Hinzu-
fügung der arabischen Laute o, ö, je, Ja, das alte arabische
Alphabet, dessen Buchstabenfolge in den diesen Zeichen erteilten
Zahlwerten ö = 500, ^ = 600, ö = 700, je = 800, -k — 900,
1000 erhalten geblieben ist.2 Von ihrem Ursprungsort aus,
der vielleicht in Petra, vielleicht in dem damals aufblühenden
Ghassanidenreiche zu suchen ist, hat sich die Schrift mit dem
Handelsverkehr nach Norden und Süden verbreitet. Sie war im
6. Jahrhundert wohl schon im ganzen nordarabischen Sprachgebiet
bekannt und dürfte besonders in den beiden Städten, die den
Ausgangspunkt der religiös-nationalen Bewegung bildeten, in Mekka
und Medina, in Gebrauch gewesen sein.
Ganz unschätzbare Quellen für die Geschichte der Übertragung
griechisch-ägyptischer Verwaltungs- und Pvechenpraxis in die Sprache
und Schrift der arabischen Herren stehen uns seit längerer Zeit in
den Papyri von el-Faijüm und andern Fundorten (Sammlung
Erzherzog Piainer), seit einigen Jahren in denen des Aphro dito-
fundes zu Gebote. Eine auch dem Nichtarabisten zugängliche
1 F. Woepcke, Memoire sur ia propagation des chiffres indiens, Journ.
As., 6. Ser., Bd. 1, S, 236.
s Vgl. die Abhandlung von B. Moritz in der Enzyklopädie des Islam,
7. Lief., 1910, S. 399 und die dazu gehörigen Schrifttafeln.