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Ruska, Julius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 2. Abhandlung): Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37635#0080
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J. Ruska:

Die von Muhammad b. Müsä gegebenen Beispiele bewegen
sich alle um die Zahlen 10 + 1, 10^2, so daß man aus ihnen
allein schließen könnte, daß das Wort 'akd die engere Bedeutung
„Zehner“ hat (vgl. de Sac:y, Gramm, arabe I, § 741). Man könnte
also von Alhwärazml wiederholen, was (Cantor I3, S. 909) mit
nicht soviel Recht vom „Algorithmiker“ sagt: „ihm hieß . . . arti-
culus Zehner genau mit der gleichen Unbefangenheit wie septem
sieben, viginti zwanzig ... er fühlte sich weder verpflichtet noch
berechtigt, neue Wörter einzuführen, wo es nur um alte Begriffe
sich handelte . . .“ Dagegen kann Rosens ‘greater number’ oder
Komplex number’ nicht durch die Bemerkung S. 187 begründet
werden: „from this passage, and another on page 10 [lies 15],
it would appear, that our author uses the word öds.c., plur.
knot or tie, as a general expression for all numerals of a higher
order than that of the units“. Denn nur in der ersten Stelle, wo
es heißt: „jede Gliedzahl bis in den äußersten Bereich der Zahl“,
liegt zweifellos die erweiterte Bedeutung von akd vor.
Die frei umschreibende Übersetzung von Rosen versagt an
beiden Stellen, wenn man sie zu textkritischen Untersuchungen be-
nützen will: niemand kann ahnen, daß, was er greater number und
coniplex number nennt, arabisch jkäc d. i. nach Rosen „Knoten“
oder „Band“ heißt. Die wortgetreue lateinische Übersetzung
läßt uns darüber nicht im ZAveifel; wer articuli (oder wie Robert
von Chester nodi) schrieb, hatte das arabische Wort vor sich,
AVer unitates schrieb, übersetzte das Wort oloß
Es handelt sich keineswegs um Trugschlüsse, Avie Cantor sagt,
wenn man lateinische Übersetzungen zur Wiederherstellung des
Urtextes benützt, sondern um ein methodisch durchaus einwand-
freies, in der gesamten Philologie befolgtes Verfahren, sofern es
nur mit der jederzeit nötigen Kritik angeAvandt Avird. Die Aus-
führungen, die er S. 8021 * und andenvärts über die Übersetzer des
1 Im Anschluß an die Bemerkung, daß Johannes von Sevilla die
Wörter digitus und articulus gebraucht, heißt es: „Jene Übersetzer des XII. Jahr-
hunderts, die anderen so gut wie Johannes von Sevilla, benutzten eben die Wörter,
welche in ihrer Zeit die weiteste Verbreitung hatten, sofern sie mit dem Sinne
des Arabischen, hier z. B. mit Einern und Zehnern, sich deckten. Sie wollten
ja nicht historische Untersuchungen anstellen und darum den Wortlaut des
Gegebenen so genau wie möglich festhalten. Sie beabsichtigten vielmehr, den
verbreitungswerten Inhalt zur Kenntnis ihrer des Arabischen nicht mächtigen
Landsleute zu bringen und mußten darum danach streben, bereits bekannter
leicht verstandener Ausdrücke sich zu bedienen. Nur wo etwas dem Be-
 
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