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Ruska, Julius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 2. Abhandlung): Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37635#0081
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Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst.

81

XII. Jahrhunderts zum besten gibt, sind ebenso anfechtbar wie
die Bemerkung S. 705, daß die arabischen Abschreiber ein beson-
deres Geschick an den Tag gelegt hätten, Namen unkenntlich zu
machen. Die lateinischen Abschreiber haben ihnen in diesem Punkt
sicher nichts vorzuwerfen.* 1 Ein Widerspruch gegen die jeder sach-
lichen Begründung entbehrende Herabsetzung und schiefe Charak-
terisierung der Leistungen eines Robert von Chester, eines
Athelhard von Bath, eines Gerhard von Cremona, eines
Plato von Tivoli usw. scheint mir aber um so notwendiger, als
sich gerade solche unkontrollierbaren Gesamturteile mit Vorliebe
durch alle möglichen literarischen Kanäle in die Welt verbreiten
und gläubig hingenommen werden.
Cantor spricht von „Gelenkzahl im antiken Sinne“ und von
„alten Begriffen“, die das Lateinische den Abacisten an die Hand
gegeben habe. Nachdem er aber infolge von Heibergs scharfer
Kritik2 in der dritten Auflage seiner Geschichte der Mathematik die
Stelle der „gefälschten Geometrie des Boethius“ aufgegeben hat,
findet sich die älteste im Sinne des arabischen 'akd deutbare An-
wendung des Ausdrucks articulus erst bei Alcuin (gest. 804) in
dem Satze: „Item progressionem numerorum articulis, quasi qui-
busdam unitatibus, ad infinita crescere per quasdam Anitas formas
videmus“ (Cantor l3, S. 8402). Weder das klassische Griechisch
noch das antike Latein wissen etwas von der technischen Bedeutung
des Wortes; die einzige Stelle, die Bannier im Thesaurus Linguae
Latinae (Bd. II, 1900 — 1906, Sp. 696, 5) dafür anzuführen weiß,
ist die aus dem — „gefälschten Boethius“. Sollen wir nun an-
nehmen, daß Alcuin den Ausdruck selbst erfunden hat, oder ist
es denkbar, daß schon zu seiner Zeit von Spanien her Funken
arabischer Wissenschaft nach dem Frankenreich flogen?
Die von Eneström (Bibi. Math., 3. Folge, Bd. 9, 1908/9, S. 350)
gewünschte nähere Untersuchung über das Auftreten der Bezeichnung
articulus kann zu keinem Ergebnis führen, solange nicht die Ge-
schichte des Ausdrucks auf arabischem Gebiet festgestellt ist.
Könnte man hier eine natürliche Entwicklung nachweisen, die alle
in den Schriften der Abacisten und Algorithmiker auftretenden Be-
zeichnungen umfaßt, so wäre auch die Hauptfrage nach der Herkunft
griffe nach ganz Neues vorkam, wurde mit mehr oder weniger
Geschick dem Wortlaute nach übersetzt.“
1 Ygl. hierzu auch H. Suter, Bibi. Matli., 3. Folge, Bd. 3, 1903, S. 408.
2 Im Philologus, Bd. 43, 1884, S. 507—19; vgl. Cantor I3, S. 588.
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, phil.-hiat. Kl. 1917. 2. Abh. 6
 
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